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Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Titel: Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Guthann
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aufgebrochen war, war der Palast seine ganze Welt gewesen. Seine Gedanken waren immer darauf ausgerichtet gewesen, seinen Vater einmal zu verlassen, um aus dieser begrenzten Welt ausbrechen zu können. Nun, da es geschehen war, wirkte alles so fremd und erschreckend, dass er sich nicht mehr sicher war, ob er es noch wollte.
    „Keine Angst, junger Königssohn“, ertönte Jonkanurs Stimme. „Ich werde bei dir bleiben. Du bist also nicht allein, wenn wir dort unten landen.“
    Wirklich beruhigen konnten Miray die Worte des Drachen nicht. Schließlich war Jonkanur zu groß, um durch eine Türe in diesen schwarzen Türmen passen zu können.
     
    Sie flogen nun auf den Rand der Grube zu und die spitzen Dornen der höchsten Türme ragten ihnen gefährlich entgegen. Hellblaue Lichter pulsierten auf ihren Spitzen und schwebten kurz darauf an ihnen vorüber. Nun tauchte Miray in die sagenhafte, düstere Welt der Lichtfeen ein. Es kam ihm sogar so vor, als würde sich die Luft verändern. Alles roch auf einmal nach Honig und Weihrauch. Die filigranen Bauwerke Shindistans waren schwarz wie die Nacht. Es war nicht einfach nur eine Farbe, sondern die Mauern wirkten, als habe man ihnen irgendwann, vor langer Zeit, alles Leben ausgesaugt.
    „So sieht das aus, wenn zuvor etwas aus Licht gemacht wurde und dann alles Licht aus dieser Welt verschwindet“, sagte Jonkanur mit düsterer Stimme, während er in langsamem Segelflug zwischen den ersten Türmen tiefer ging.
    Miray wusste nicht, wo er zuerst hinblicken sollte. Überall gab es sonderbare oder schöne Dinge zu sehen. Mochte auch keine Helligkeit in der Stadt herrschen und die Bauwerke so schwarz wie Pech erscheinen, so waren sie doch im Innern voller Leben. Überall sah man bunte Lichter umherschweben. Sie bewegten sich über Turmtreppen nach oben, wandelten über die Brücken, oder flogen in der Luft umher. Alles wirkte wie eine feine Schnitzerei aus Ebenholz. Aber Miray konnte sich nicht vorstellen, dass es Künstler gab, die, aus welchem Material auch immer, so filigrane Bauwerke zusammensetzen konnten.
    „Es liegt daran, dass beim Bau der Stadt pures Licht verwendet worden ist“, beantwortete der schwarze Drache Mirays unausgesprochene Frage. „Mit Licht kann man die zartesten Muster weben, die feinsten Treppchen meißeln und die schönsten Balkone fertigen. Deswegen sieht hier alles so zerbrechlich aus.“
    Es sah nicht nur zerbrechlich aus, es war zerbrechlich. Immer öfter konnte Miray Schäden an den Bauwerken entdecken. Hier abgebrochene Zinnen, dort eine fehlende Balustrade. Auf der rechten Seite schwebte eine zerstörte Turmspitze an ihnen vorbei, und überall rieselten Stufen oder Wasserspeier in die endlose Tiefe hinab.
    Wenn Miray den Blick nach unten richtete, sah er ein dicht gewebtes Meer aus Türmen, Treppen und Brücken. So wie ein endloser Irrgarten, der ständig dasselbe Muster präsentierte , nur immer kleiner und kleiner...
    Ganz unten strahlte ein Licht, wie das Restglühen der Sonne, wenn sie für die Nacht hinter dem Horizont verschwindet.
    „Wie weit geht es dort hinunter?“, wollte der Prinz wissen.
    „Das kann ich dir nicht genau sagen“, gab Jonkanur zu. „Ich weiß es nämlich nicht. Aber wenn du mich fragst, geht es für meinen Geschmack eindeutig zu tief hinunter. Wer dort hinabsteigt, der kommt mit Sicherheit so schnell nicht wieder ans Tageslicht. Als Shindistan erbaut worden ist, war das allerdings nicht von großer Bedeutung. Schließlich brauchte man keine Sonne in einer Welt, die aus purem Licht bestand, nicht wahr?“
    Miray schauderte es, wenn er daran dachte, wie es wohl jetzt dort unten aussehen musste. Welche Wesen lebten an so einem Ort? Wussten sie überhaupt etwas von der Welt draußen? Oder war sie ihnen so fremd, wie Miray dieser Ort der Finsternis, an dem doch mehr Leben herrschte, als er es sich vorzustellen gewagt hatte.
     
    Eine dichte Reihe blauer Lichter hielt in diesem Moment genau auf ihn und den Drachen zu. Miray huschte ein Schauer über den Rücken. Wer mochte das sein?
    „So, ich fürchte, unsere Ankunft ist nicht unbemerkt geblieben“, zischte Jonkanur und bremste seinen Flug mit raschen Flügelschlägen ab. Der Prinz musste sich überrascht festhalten und blickte den schwebenden Lichtern entgegen.
    „Wer sind die ...?“, flüsterte er dem Drachen ins Ohr.
    „Das werden wir mit Sicherheit gleich erfahren“, entgegnete Jonkanur angespannt. Es war nicht immer ganz ungefährlich, mit den Lichtfeen in

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