Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
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„Das ist eine völlig verrückte Idee!“, fuhr Fay auf, nachdem Dari den Prinzessinnen mitgeteilt hatte, wie ihr Plan aussah.
Die Kaiserin sah Fay verblüfft an. Mit einer so heftigen Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Aber natürlich wusste sie, dass sie in Hinblick auf Fay vorsichtig sein musste. Dari wusste auch, dass es die hellhaarige Prinzessin gewesen war, die Miray verraten hatte. Auch wenn sie dieses Geheimnis für sich behielt...
„Es ist aber eine gute Gelegenheit, und wir müssen etwas unternehmen.“
„Sind denn die Grauen Hexer wirklich unser Problem?“, wollte Fay wissen und blickte Miray an, der sich unwohl in seiner Haut fühlte. Er stand vor dem Fenster des kleinen Gemachs und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
Nevantio, der am Türpfosten lehnte, kam Fay unerwartet zu Hilfe. „Die Grauen Hexer werden von selbst wieder verschwinden“, behauptete er.
Daris interessierter Blick wanderte zu dem Drachenfürst. „Das ist eine seltsame Annahme. Wie kommt Ihr denn nur auf diese Idee?“
Nevantio hielt dem Blick der Lichtfee ein paar Sekunden stand, dann senkte er die Augen.
„Ich verstehe euch beide nicht“, ergriff Lucy das Wort. „Wir können doch nicht einfach tatenlos zusehen, wie die Grauen Hexer ihre früheren Herrschaftsgebiete zurückerobern. Gerade von dir, Fay, hätte ich so etwas nicht erwartet. Vater würde wollen ...“
„Dass wir nach Shidabayra zurückkehren“, vollendete Fay den Satz ihrer Schwester. „Miray kann diese Mission erfüllen ... wenn er will.“
Die hellen Augen der Prinzessin richteten sich auf den Königssohn, der spürte, wie ihn eine heftige Welle des Zorns erfasste. Von Anfang an hatte er Fays Ablehnung gespürt. Warum war sie überhaupt nach Effèlan gekommen, wenn sie ihn nicht leiden konnte? Wenn die beiden ihn einfach in Ruhe gelassen hätten, wäre es vielleicht besser gewesen.
„Wir sagten doch, dass es im Moment unmöglich ist, nach Shidabayra zu gelangen“, warf Dari ein. „Lucy und du, ihr könnt aber hier in der Stadt bleiben, wenn ihr uns nicht begleiten wollt.“
„Ich will euch begleiten“, sagte Lucy und warf Miray einen raschen Blick zu. „Ich lasse euch nicht allein gehen.“
„Bist du verrückt!“, fuhr Fay ihre Schwester an. „Das ist einfach zu gefährlich.“
„Ich werde euch begleiten“, sagte Nevantio auf einmal, und seine Stimme klang seltsam tonlos.
„Und kannst du uns auch sagen, warum?“, entgegnete Dari, ohne den Drachenfürsten anzusehen.
Von Romec zögerte einen Moment, dann fasste er unter seinen Mantel, den er immer noch trug und holte ein kleines schwarzes Buch hervor. Er legte es auf einen sanft leuchtenden Tisch, wo es die Anwesenden sehen konnten. Alle blickten darauf nieder, als könnten sie nicht ganz glauben, was sie da vor sich sahen.
„Es war also Tahut“, sagte Dari trocken. „Er hat dich darum gebeten, die Anrufung durchzuführen.“
„Ja“, gab Nevantio zu. „Ich wusste nicht, wie gefährlich es sein würde. Aber wenn sie erst ihren Auftrag ausgeführt haben, werden wir sie wieder zurückschicken. Deswegen braucht ihr das nicht zu tun. Die Grauen Hexer werden wieder von selbst verschwinden.“
„Und, glaubst du das wirklich?“ Dari erhob sich von ihrem Sessel und sah den Drachenfürsten mit dunklen Augen an.
„Ja ... natürlich ...“
Die Lichtfee trat einen Schritt vor und nahm das Buch vom Tisch. Dann blätterte sie es auf und ließ Nevantio einen Blick auf die Papierseiten werfen. Die Schrift war verschwunden, dafür sah es so aus, als hätte Blut die einzelnen Seiten besudelt.
„Was ist das?“, stieß Nevantio hervor und entriss Dari das Buch. Er blätterte es von hinten bis vorne durch, während sich auf seinen Fingern Blutflecken bildeten.
„Das ist Firinturs Blut“, erklärte die Kaiserin. „Das Blut des Drachen, aus dem das Buch gebunden wurde. Er blutete nicht, als Marja ihn tötete, damit sein Leben den Bann des Buches weben konnte.“
Miray sah nicht das blutende Buch an, sondern Fay, die weiß wie die Wand vor dem Tisch stand und von Romec anstarrte.
„Mein Vater ...“, murmelte sie. „König Tahut hat die Grauen Hexer gerufen?“ Ihre Stimme klang wie die eines Kindes, das eine schwere Enttäuschung hinnehmen musste.
„Ja“, wandte sich Nevantio an sie. „Euer Vater war sehr verzweifelt. Er wusste nicht, wie er Euch und Eure Schwester vor den
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