Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
raschen Augenbewegungen an. „Wir können keine schwarze Magie gebrauchen, bei dem, was wir vorhaben.“
„Ich habe auch nicht vor, welche beizusteuern“, hielt Vialatra dagegen. Sie schlug den Umhang zurück und streckte eine Hand aus, in der sich ein kleiner Gegenstand aus funkelndem Kristall befand.
Barbadur stieß einen anerkennenden Pfiff aus. „Wo hast du das denn her?“
„Das ist eines der magischen Hörner, mit denen früher die Drachenhüter ihre Gefährten herbeigerufen haben“, sagte Miro erstaunt. „Nicht einmal Nyasinta besaß so eines.“
„Das mag ja sein, aber es gibt eben auch anderenorts Leute, die Geheimnisse hüten. Dieses Horn ist wie das Iluminai-Amulett aus purem Licht gefertigt. Es hat sicher mehr Kraft, als alle eure Pülverchen und Mittelchen zusammen.“
„Ja, damit werden wir es schaffen“, freute sich Drago, der auf einmal ganz aufgeregt war.
„Ich zeichne das Zeichen der Drachenhüter fertig, und ihr drei beginnt schon einmal, die Beschwörungen aufzusagen.“
Drago machte sich an die Arbeit, und die anderen drei fassten sich an den Händen.
„Es ist sehr gewagt, was ihr da vorhabt“, warnte Vialatra, bevor sie mit dem Ritual begannen. „Einige der Bäume wurden bereits verdorben. Ich kann euch nicht sagen, was aus ihnen wird, wenn wir sie zum Leben erwecken.“
„Wie ist das geschehen?“, wollte Barbadur wissen.
„Die Ashjafal haben eine Möglichkeit, die Grauen Hexer zu vernichten. Allerdings müssen sich mehrere von ihnen mit einem einzigen Hexer beschäftigen. Leider brauchen sie dafür einen Drachenbaum. Der Hexer wird in pure schwarze Magie verwandelt, und der Drachenbaum saugt sie auf, sobald sie freigesetzt ist.“
„Hoffentlich ist keiner der großen Drachen davon betroffen“, machte sich Miro Sorgen.
„Das werden wir bald wissen“, entgegnete Vialatra mit gefasster Miene.
Dann schlossen sie die Augen und begannen eine Abfolge fremdartiger Laute zu murmeln, während der Schnee immer noch in dichten Flocken auf sie niederfiel.
Als Drago das Zeichen mit dem leuchtenden Pulver beinahe fertig gestellt hatte, traten die anderen zu ihm in den Kreis, und der Drachenhüter vollendete sein Werk. Nun nahm Miro das Buch der Drachen zur Hand und schlug die erste Seite auf. Vialatra ergriff das kristallene Horn, und einen Moment wurden alle still. Die Zauberer wirkten wie auf einer schwach leuchtenden Insel stehend, die durch dichtes Schneegestöber trieb. Der Augenblick war feierlich, und Miro spürte ihr Herz wie wild schlagen. Sie wünschte sich, Nyasinta wäre hier und könnte diesen Moment miterleben. Aber vielleicht tat sie das auf ihre Weise ja.
„Beginne jetzt, Vialatra“, forderte Drago seine Schwester auf. „Und du, Miro, fang im selben Moment, in dem Vialatra ins Horn stößt, an, die Namen vorzulesen.“
Vialatra setzte das leuchtende Horn an die Lippen und blies hinein. Ein atemberaubend urtümlicher Laut legte sich über den Wald von Ayn. Miro spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief. Rasch hob sie das Buch vor ihre Augen und versuchte in dem spärlichen Licht die Namen der Drachen zu entziffern.
„Agobar, Ainui, Aishan, Akanlu, Akino, Akun, ...“, begann sie und las in einer monotonen Stimmlage immer weiter, als würde sie die Namen nicht nur einfach vorlesen, sondern auf seltsame Art und Weise singend zum Leben erwecken. „Arimin, Aristin, Aronaut, … »
Drago blickte unterdessen angestrengt in die Wälder hinunter. Die Drachenbäume, auf deren Ästen und Blättern sich nun langsam eine weiße Schichte bildete, waren von hier aus nur als dunkle Schatten zu erkennen. Vialatra stieß noch einmal in das kristallene Horn, und wieder legte sich der urtümliche Laut über das Land.
Barbadur war aufgeregter, als er die anderen hatte sehen lassen. Es war eine Weile her, seit er ein heiliges Ritual begleitet hatte, und es waren in der Zwischenzeit eine Menge verrückter Dinge geschehen. Noch vor ein paar Jahren war er ein beeindruckender Zauberer gewesen. Heute war von diesem Glanz nicht mehr allzu viel geblieben. Er fühlte sich ausgelaugt, so als existierte nur mehr die Hälfte seiner selbst. Was sie hier taten, hatte noch nie jemand gewagt. Und er fragte sich, mit welchem Recht sie glaubten, ihr Vorhaben könnte tatsächlich gelingen. Trotzdem bemerkte er gleich darauf etwas, das ihm doch ein bisschen Hoffnung gab.
Unten im Wald konnte er nun ein rötliches Funkeln sehen. Er kannte dieses Glühen nur zu gut. Als er
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