Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
mit Fays Hilfe noch ein paar Jahre durchhalten und vielleicht eine Möglichkeit finden, dich aufzuwecken.“
„Ich habe nicht gesagt, dass ich diese ... Möglichkeit überhaupt in Erwägung ziehe!“, fuhr Miray die Lichtfee an. Er stand auf und trat an ihr vorbei. „Und jetzt möchte ich einen Moment allein sein“, stieß er hervor und verschwand auf dem Gang. Natürlich taten ihm seine Worte auf der Stelle leid. Aber er wollte und konnte Dari jetzt nicht um sich haben.
40. Drachenbeschwörung
Drago Gari, Miro von Usonday und Barbadur hatten den Einsamen Hügel erreicht. So wurde die kleine Erhebung genannt, die nicht weit vor Yrismin aus den Wäldern von Ayn ragte. Es handelte sich um einen kegelförmigen Berg, dessen Spitze mit weißen, scharf abfallenden Felsen bekrönt war.
Da es mittlerweile dämmerte und Drago nur mit Mühe und Not den schmalen Pfad finden konnte, der zur Kuppe des Kegels hinaufführte, entzündete Barbadur eine seiner mitgebrachten Öllampen, die wie ein verirrtes Licht mit den drei Zauberern zwischen den mächtigen Drachenbäumen durch den Wald geisterte.
Es war mittlerweile so frisch geworden, dass Miro in ihrem dünnen Mantel wie Espenlaub zitterte. Eis hatte sich auf den glatten Baumstämmen gebildet. Wenn das Licht der Öllampe darüberstrich, begann es rundum zu funkeln und zu glitzern. Die ungewöhnliche Kälte machte der Heilerin Sorgen. Es kam selten vor, dass die Temperaturen in der Nähe von Yrismin unter null Grad fielen. Selbst in der Regenzeit. Als sie nun aus dem Wald hervortraten und den steinigen Pfad den Einsamen Hügel hinaufgingen, begann es dicht und schwer zu schneien.
„Nun sieh sich einer das an“, zischte Barbadur. Seit zwei Stunden hatte keiner von ihnen mehr ein Wort gesagt, und seine Kehle war rau vom Schweigen.
Drago blieb stehen und blickte in die wirbelnden Flocken hinauf. „Das ist Schnee!“, stieß er hervor. „Richtiger Schnee! Ich glaube, ich muss ein kleines Kind gewesen sein, als ich zuletzt Schnee gesehen habe.“
„Das ist nicht gut für die Wälder“, meinte Miro. „Die Bäume werfen hier die Blätter während der Regenzeit nicht ab. Der Schnee wird zu schwer für ihre Äste sein.“
„Dann sollten wir uns vielleicht eine Kleinigkeit beeilen“, schlug Barbadur vor.
Fünf Minuten später hatten sie den felsigen Gipfel erreicht. Um sie herum tanzte eine Tausendschaft weißer Flocken, die durch das Licht der einsamen Öllampe sichtbar gemacht wurde. Eine dünne, aber rutschige Schichte hatte sich auf dem Gestein gebildet, und die drei Magier mussten vorsichtig gehen.
„Keine guten Bedingungen für unser Vorhaben“, murmelte Drago und ließ seine Ledertasche über die Schulter zu Boden gleiten.
„Auf einen besseren Moment können wir nicht mehr warten“, entgegnete Miro und steckte ein paar widerspenstige Strähnen ihres weißen Haares in ihre Frisur zurück.
„Ein verrückter Haufen mit einer verrückten Idee“, witzelte Barbadur, aber Miro konnte über diesen Scherz nicht lachen. Sie rümpfte die Nase und begutachtete die Utensilien, die Drago mitgebracht hatte.
In einem Fläschchen glänzte phosphoreszierender Staub, in einem anderen eine trübe ölige Flüssigkeit, die in einem dunklen Grün leuchtete. Dann legte Drago eine Ausgabe des Buches der Drachen auf einen Stein. Hier waren alle Namen der Drachen verzeichnet, die sie nun umwandeln wollten. Es würde Miros Aufgabe sein, sie während des Rituals alle der Reihe nach vorzulesen.
Als Drago sich auf das Gestein kniete, um das Zeichen der Drachenhüter mit dem leuchtenden Pulver auf den Fels zu malen, hörten die drei auf einmal Schritte und hielten erschrocken in ihren Tätigkeiten inne.
„Was ist das ...?“, wisperte Barbadur und holte ein Schnappmesser aus seinem Stiefel.
„Lass stecken, mein Freund“, kam eine Stimme aus dem Schneegestöber den Hang herauf.
Auf Dragos Gesicht bildete sich ein entspannter Ausdruck. „Das ist nur meine Schwester“, sagte er erleichtert.
Vialatra, die in einen dunkelblauen Umhang gehüllt war, erschien im Lichtkegel der Öllampe.
„Also, ich muss schon sagen, das ist der jämmerlichste Haufen Zauberer diesseits von Kutraija, den ich je zu Gesicht bekommen habe.“
Barbadur verzog das Gesicht zu einem verächtlichen Grinsen. „Du bist doch wohl nicht gekommen, um uns zu helfen?“, sagt er.
Miro stand auf und blickte die dunkelhaarige Hexe mit
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