Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
werden wir dann wieder so viel Glück haben, zu entkommen, so wie das letzte Mal?“
„Ich werde das Amulett mit einem Schutzzauber aus weißer Magie belegen, dann können die Hexer es nicht sehen. Das Medaillon wird uns wieder aus ihren Fängen befreien.“
Miray machte ein kritisches Gesicht. „Wenn es ihnen in die Hände fällt, haben wir keine Chance mehr“, wies er daraufhin.
„Das wird es nicht.“
„Das ist ein gewagter Plan.“
„Den wir so oder so in die Tat umsetzen müssen.“
Kaum zehn Minuten später legten sie im himmlischen Hafen an. Die schneeweiß e und schimmernde Backbordseite des Schwanenschiffes, schmiegte sich an das schwarze Gestein. Der Himmelsmeister ließ das Fallreep herunter, und Roderick und Lucy holten die Pferde aus dem Bauch des Schiffes. Die Windstuten waren nervös und sogen aufgeregt die ungewohnt frische Luft Kutraijas ein.
Als sie alle Pferde an Land gebracht hatten, schwangen sie sich sogleich in die Sättel und warteten darauf, dass der Himmelsmeister sich von ihnen verabschiedete.
„Wir werden uns wiedersehen“, sagte er, während er hinter der weißen Reling stehen blieb. „Schließlich müsst ihr ja auch wieder zurück.“
Miray lief ein Schauer über den Rücken. Was, wenn er nicht dabei war, wenn das Schwanenschiff die Fahrt noch einmal in die andere Richtung unternahm?
„Dein Wort in Gottes Ohr!“, rief König Effèlan dem seltsamen kleinen Männlein zu und wendete dann seinen weißen Hengst.
Vor ihnen ragten die ersten, blätterlosen Bäume des Waldes ohne Namen auf. Miray wusste nicht, ob der Wald tot war, oder die Bäume hier in der kalten Jahreszeit ihre Blätter abwarfen. Eine dünne, vom Wind verwehte Schneeschicht bedeckte das Unterholz und die Nordseite der Baumstämme. Der Wald sah verfilzt und unwegsam aus. Ein unangenehmes Zwielicht herrschte in seinem Inneren, und kein einziges Waldtier war zu sehen. Trotzdem erkannten sie nun deutlich einen Pfad, der sich nicht weit vor ihnen ins Unterholz hineinwand.
„Ich nehme einmal an, das ist der Weg zur Stadt der Drachenhüter!“, spottete Effèlan. „Nicht gerade das, was wir in Effèlan gewöhnt sind. Nicht wahr, mein Sohn?“
Miray blickte den König trotzig an. Es war gut, dass sein Ziehvater nichts von ihrem Plan wusste. Er glaubte immer noch, sie würden sich in der Stadt der Drachenhüter nur vor den Grauen Hexern verstecken. Solange bis alles vorbei war und dann nach Faranjoma zurückkehren, wo der König sein Imperium neuerlich aufbauen konnte.
Miray versetzte es einen Stich. Wenn er Nyasintas Prophezeiung entging, würde es genauso kommen. Alles wäre wieder wie zuvor. Vielleicht hatte Nyasinta das gemeint. Er hatte eine andere Aufgabe zu erfüllen, auch wenn sie schwer war und viel Mut von ihm verlangte. Wenn er sich dafür nicht entscheiden konnte, würde er womöglich alles das verraten, wofür Nyasinta und früher einmal auch Estarius gekämpft hatten.
Belastet durch diese und ähnliche Gedanken, folgte Miray den anderen auf Philemons Rücken in den Wald ohne Namen hinein.
Ein kühler Wind herrschte hier. Die Bäume waren nicht so hoch, wie sie das von Faranjoma her gewöhnt waren. Sie wirkten klein und verkrüppelt, als versuchten sie sich vor einer unsichtbaren Gefahr im Schatten des jeweils anderen zu verstecken. Das Unterholz war ein dichtes Gewirr aus Dornen und spitzen, kahlen Zweigen, die jedem Reisenden eine deutliche Botschaft vermittelten: Solange du auf dem Weg bleibst, wird dir nichts geschehen.
Altes Laub raschelte unter den Hufen der Pferde, und hier und da knarrte ein morscher Stamm im stetigen Wind. Geräusche waren sonst kaum zu vernehmen. Nur hin und wieder ein Rascheln und Knistern, das aber von dem lauten Hufschlag der Reiter verschluckt wurde.
Der Wald ohne Namen reichte bis an die Füße der nahen Berge. Zwischen ihnen sollte die Stadt der Drachenhüter liegen.
Sie waren vielleicht eine Stunde in nördliche Richtung geirrt, als Miray seine Rappstute anhielt und lauschte. Effèlan griff in die Zügel und betrachtete gespannt das Gesicht seines Ziehsohnes.
Lucy hörte es nun auch. Galoppierende Pferde. Über ihnen stieß Jonkanur einen Warnschrei aus.
„Sie kommen“, sagte Dari.
„Dann los!“, rief König Effèlan und trieb seinem Hengst die Fersen in die Flanken. Das Pferd bäumte sich auf und jagte im Galopp voran. Roderick folgte ihm, während Miray noch zögerte und Dari einen fragenden Blick zuwarf.
Sie schüttelte kaum merklich den
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