Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
auf dem Einband.
„O! Dieses hier hat es wohl schadlos überstanden ...“, murmelte der König, während er sich bückte und das kleine Büchlein aufhob. Als sein Blick auf die magische Rune fiel, die unter dem Buchtitel in das Leder gestanzt war, weiteten sich seine Augen.
Teufelswerk! schoss es ihm durch den Kopf, aber seltsamerweise konnte er das Wort nicht laut aussprechen. Sein Blick war wie hypnotisiert auf den Titel geheftet.
Das Buch der Grauen Hexer
Die Hand des Königs, die das Buch hielt, begann zu zittern. Er hätte es am liebsten wie einen heißen Stein fallengelassen, aber etwas ganz Seltsames ging vor sich. Er wollte dieses Buch. Er musste es haben. Gleichzeitig durfte aber niemand bemerken, dass er es gefunden hatte. Rasch schob er es unter sein Lederwams und blickte sich dann verstohlen um. Die Leibwächter stocherten mit verkohlten Tischbeinen im Schmutz herum, und Nevantio saß auf seinem Schemel und zählte etwas an den Fingern ab. Wahrscheinlich rechnete er gerade aus, wie viele Goldstücke es kosten würde, das Laboratorium wieder aufzubauen.
„Genug jetzt!“, rief der König, und die Leibwächter hielten in ihrem Tun inne. „Es ist gut. Der Blitz hat alles vernichtet.“ Tahut kam mit großen Schritten auf Nevantio zu, der von seinem Schemel hochschnellte und ihn dümmlich angrinste.
„Seht zu, von Romec, dass hier Ordnung gemacht wird. Bis dahin müsst Ihr eben mit Euren ... biochemischen Untersuchungen woanders fortfahren. Wenn Ihr Hilfe braucht, dann wendet Euch an Xergius. Er soll Euch Arbeiter zur Verfügung stellen.“
Damit entfernte sich der König, und der Drachenfürst blickte ihm verdutzt hinterher. Er hatte fest damit gerechnet, dass Tahut diesmal etwas finden würde. Der König hatte einen Blick für jeden Funken von Zauberei. Seit Nyasintas Tod war das so. Und seitdem wurden auch alle Zauberer und Hexen im Land gejagt. Selbst Miro von Usonday hatte er aus Shidabayra verstoßen. Dabei waren sie und der König gut befreundet gewesen.
*
Faydon war auf dem Sessel, der in der Ecke des kleinen Kämmerchens stand, eingeschlafen. Erst spät am Vormittag fuhr sie in die Höhe und blickte sich verwirrt um.
Es dauerte einen Augenblick, bis sie sich wieder daran erinnerte, wo sie war.
Wie gerne wäre sie in ihrem Gemach in Shidabayra erwacht. In ihrem weißen Himmelbett auf den weichen Kissen. Früher hatte sie sich geärgert, weil sie nicht wie die Ritter auf dem Pferd in den Kampf ziehen konnte. Aber im Moment hätte sie viel lieber die großen Balkontüren in den Arkaden des Schlafgemachs geöffnet und ihren Blick über den morgendlichen Wald von Yspiria schweifen lassen.
Die Prinzessin streckte sich und sah zu Lucys Bett hinüber. Erschrocken musste sie feststellen, dass es leer und Lucy weit und breit nicht zu sehen war.
Fay fuhr aus ihrem Sessel hoch und versuchte die galoppierenden Gedanken hinter ihrer Stirn zu beruhigen. Sicher befand sich Lucy ganz in der Nähe und war weder geraubt worden, noch weggelaufen.
Hastig verließ Fay das Zimmer und lief die Treppe in die Gaststube hinunter. Der Wirt rief ihr ein fröhliches „Guten Morgen!“ zu, als sie am Tresen vorbeieilte und Lucy mit der Heilerin von Usonday an einem der Ecktische sitzen sah. Sonst war die Gaststube noch leer. So früh am Tag kamen wohl kaum Gäste in den Alten Anger.
„Was macht Ihr hier? Ich dachte, Ihr wäret fort!“, fuhr Fay die Heilerin an, als sie neben dem Tisch anlangte.
Lucy sah erschrocken zu ihr hoch und legte dann den Zeigefinger an die Lippen. „Sei doch ein bisschen leiser. Miro will mir gerade die Karten legen.“
Tatsächlich hielt die Heilerin einen Packen goldumränderter Karten in den Händen und mischte sie, während sie Fay gelassen ansah.
„Ich bin gegangen, als du mich fortgeschickt hast, Kindchen. Aber im Morgengrauen bin ich zurückgekommen, um nach deiner Schwester zu sehen. Schließlich war ihr Zustand nicht zum Spaßen.“
„Hast du gewusst, dass Miro zusammen mit unserer Mutter auf den Rücken der Drachen bis nach Kutraija geflogen ist?“, redete Lucy mit eifriger Stimme weiter und zog Fay neben sich auf einen freien Stuhl.
„Nein“, gab diese einsilbig zu und warf Miro einen ärgerlichen Blick zu.
„Deine Schwester hat ein bisschen Angst vor Zauberei“, sagte die Heilerin gut gelaunt an Lucy gewandt und
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