Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
schloss.
8. Das Buch der Grauen Hexer
König Tahut stand mit seinen beiden Leibwächtern auf der Brücke, die den Nordtrakt der Burg mit dem Sternenturm verband und blickte zur Kuppel hinauf, die wie ein geköpftes Ei aussah.
Nachdenklich zwirbelte er seinen dunklen, gelockten Bart zwischen Zeigefinger und Daumen, dann stieß er ein Seufzen aus und setzte sich in Bewegung.
Die Leibwächter folgten ihm mit versteinerten Mienen.
Kurz bevor der König das Tor zum Turm erreicht hatte, wurde es auch schon aufgerissen und Nevantio von Romec stürzte heraus.
„Ihr könnt da nicht hineingehen“, krächzte er vor Aufregung ganz blass. „Wirklich, mein König, das wäre zu gefährlich. Der Blitz hat gewaltigen Schaden angerichtet und alles hängt schief.“
Tahut blieb stehen und blickte stumm an der Außenmauer empor.
„Ich bin sicher, Eure Leibwächter werden mir Recht geben.“ Von Romec warf den beiden stummen Männern flehende Blicke zu, aber keiner von ihnen verzog das Gesicht. „Dass Euch etwas geschieht ... dort oben ... kann ich nicht verantworten.“ Der Drachenfürst kicherte gequält. „Das werdet Ihr doch verstehen ... nicht wahr?“
Zum ersten Mal an diesem Tag, sah der König den Fürsten an. Seine Stirn war umwölkt. In seinen dunklen Augen lag ein Verdacht. „Ihr wart doch auch eben noch dort oben“, sagte Tahut mit kühler Ignoranz.
„Ja ... das heißt, nein ... ich meine, ich muss da rauf, weil ich noch ein paar Sachen aus meinem Labor retten will. Aber Ihr ...“
„Geht mir aus dem Weg, von Romec!“ Der König schob den um vieles kleineren Mann beiseite und trat in den Turm. Die Leibwächter folgten ihm, während er die Wendeltreppe nach oben eilte.
„Bitte passt auf, wo Ihr hintretet“, hörte man die nervöse Stimme Nevantios von unten heraufdringen. „Es liegen überall Scherben herum, und dann sind da noch die Säurelacken.“
Tahut rollte mit den Augen. Seit von Romec den Sternenturm bewohnte, hatte er ein Auge auf ihn. Nyasinta hatte ihm eine Menge Bücher hinterlassen, in denen sich Magie verbergen konnte. Bisher hatte sich der Drachenfürst zwar zurückgehalten, aber seitdem die Ashjafal nach Yspiria gekommen waren, ging es im Turm nicht immer mit rechten Dingen zu. Und das würde er heute ein für alle Mal unterbinden!
„Ich habe Euch gewarnt, von Romec“, donnerte der König, als er die letzte Stufe nahm und schwungvoll das Laboratorium betrat. „Ihr wisst, welche Strafen auf das Anwenden magischer Praktiken stehen!“
Nevantio taumelte hinter den Leibwächtern in den zerstörten Raum und keuchte. „Mein König, natürlich weiß ich das, und meine Forschungen sind rein biochemischer Natur. Das wisst Ihr doch auch. Ich habe Euch meine Arbeit schon oft genug gezeigt.“
Der König sah sich in dem Chaos um, das hier herrschte. An manchen Stellen des Raumes stiegen sogar noch Rauchwolken auf.
„Du lieber Himmel ...“, murmelte er. Selbst die Leibwächter ließen sich dazu herab, beinahe angewiderte Gesichter zu zeigen.
„Tja, was so ein Blitz nicht alles anrichten kann ...“, grinste Nevantio.
Der König schritt vorsichtig durch die Unordnung. Schnupperte hier und dort, hob eine Phiole auf, um hineinzublicken und schien etwas zu suchen, dessen Namen keiner auszusprechen wagte.
„Wo sind die Bücher!“, fragte er scharf.
„Alle verbrannt“, antwortete von Romec wie aus der Pistole geschossen.
Tahut durchbohrte ihn mit Blicken, dann wandte er sich an die Leibwächter. „Seht euch um, wenn ihr etwas findet, dann hebt es auf und bringt es mir.“
Nevantio setzte sich auf einen halb verkohlten Schemel, während die drei Männer durch den verschmorten Plunder stiefelten. Trotzdem versuchte von Romec sich zu beruhigen. Er selbst hatte keine Spuren des Drachen mehr entdecken können, und so würde es ein ungeübtes Auge auch nicht können.
König Tahut hatte die Mitte des Laboratoriums erreicht und blickte zu der zersplitterten Glaskuppel empor. Der Blitz hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Nicht auszudenken, wenn er in die königlichen Gemächer eingeschlagen wäre!
Als Tahut weitergehen wollte, stieß er mit der rechten Stiefelspitze gegen den Einband eines Buches. Verwundert blieb er stehen und bückte sich. Unter einem Haufen blauer Glasscherben und einem angekokelten Stück Elfenholz, lag ein kleines, schwarzes Buch mit goldener Schrift
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