Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
strahlte Drago, und Phela wurde rot vor Begeisterung. „Nehmt Euch nur ordentlich von dem Braten. Ihr seht so dünn aus“, sagte sie und schob Lucy den weißen Porzellanteller zu.
„Das hättet ihr mir sagen müssen!“, beschwerte sich die Lichtfee. „Ich verstehe das nicht, warum seid ihr in Falgamond gewesen und dazu in der Rüstung der Königsgarde?“
„Das ist eine lange Geschichte“, gab Lucy zu und begann zu essen. „Und ich kann nicht darüber reden“, fügte sie rasch hinzu, als sie die neugierigen Gesichter der anderen bemerkte.
Drago seufzte enttäuscht und lud sich Kartoffeln auf seinen Teller.
„Ich dachte mir, das muss ich mir eingebildet haben. Warum sollte eine der Prinzessinnen ausgerechnet von Hol lundrian Spinnenbein und seiner üblen Truppe entführt worden sein. Ist es das, haben Euch diese Halunken entführt?“
Lucy schüttelte rasch den Kopf. „Wir sind ihnen während eines Kampfes gegen die Ashjafal in die Hände gefallen. Es war ein dummer Zufall ...“
„Und Eure Schwester, die Prinzessin Faydon von Shidabayra?“
Phela hob den Kopf und blickte Lucy aufmerksam an.
„Wir ...“ Lucy räusperte sich. „Wir wissen nicht genau, was mit ihr geschehen ist“, presste sie hervor.
Dari senkte den Blick und atmete schwer.
„Ich werde mich umsehen“, schlug Drago vor. „Gleich nach dem Abendessen mache ich mich auf die Socken und durchstöbere die Hintergassen von Yrismin.“
Die Lichtfee holte einen kleinen Lederbeutel hervor und stellte ihn vor Drago auf die Tischplatte. „Das sind hundert Dracos, ich habe sie Barbadur abgenommen. Wenn Ihr schon geht, dann kauft die beiden schwarzen Windstuten zurück.“
17. Kampf um Yrismin
„Andamar!“ Miray schüttelte den grobschlächtigen Ritter an den Schultern. Seit Stunden war der Anführer der Ashjafal ohne Bewusstsein. Miray fühlte sich so verlassen und abgeschnitten von der Welt, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er hatte für die Nacht ein kleines Feuer entfacht, zuckte aber bei jedem Geräusch, das aus den Wäldern von Ayn hervordrang, erschrocken zusammen. Der Schein des Feuers konnte Waldgeister anlocken. Oder auch die seltsamen grauen Hünen, die das Lager überfallen hatten. Miray ahnte, dass sie noch in der Nähe waren. Er konnte ihre Anwesenheit spüren...
Jedes einzelne Haar in seinem Nacken stellte sich auf, wenn er die Augen auch nur einen kurzen Moment von den Drachenbäumen abwandte.
Es fror ihn, und dicke Regenwolken hatten sich über den sternbedeckten Himmel geschoben.
„Andamar, bitte öffnet die Augen. Was soll ich denn jetzt nur machen?“ Mirays Stimme war nicht mehr als ein leises Flüstern.
Der Anführer der Ashjafal gab ein unwilliges Knurren von sich. Miray holte ein kleines, grünes Fläschchen aus seinem Lederbeutel, entstöpselte es und hielt es Andamar unter die Nase. Der Duft von Zitronenöl stieg in die Luft. Die Augenlider des Ritters öffneten sich flatternd. Er schob Mirays Hand mit dem Fläschchen unwillig beiseite und stemmte sich grunzend in die Höhe.
„Was ist geschehen?“, wollte er mit schwerer Zunge wissen.
„Sie sind auf einmal überall gewesen ...“, stammelte der Prinz. „Keiner von den anderen hat überlebt. Wir sind als Einzige übrig geblieben ...“
„Was!“ Andamar stand schwankend auf und blickte sich um. Das Feuer, das Miray entfacht hatte, lag gut fünfzig Schritte vom grässlichen Schauplatz des Kampfes entfernt. Die Finsternis der voranschreitenden Nacht, hatte das Feld der Zerstörung beinahe zur Gänze verschluckt.
„Ich weiß, was das für Kreaturen waren“, wisperte der Ritter und warf dem, am Boden kauernden, Prinzen einen unwilligen Blick zu.
„Wo ... wovon redet Ihr?“
„Das waren die Grauen Hexer!“
„Wer waren die?“
„Die Grauen Hexer!“
Miray machte den Mund auf und wieder zu. Ein Schauer kletterte ihm über den Rücken hinunter. „Die Grauen Hexer?“, murmelte er ungläubig. „Die wurden von den Lichtfeen verbannt. Schon vor vielen hundert Jahren.“
„Das ist richtig. Offenbar hat Euch Effèlan doch das eine oder andere über die Geschichte des Landes beigebracht. Aber das tut im Augenblick nichts zur Sache. Sie sind nämlich zurückgekommen.“
„Aber ... wie können sie einfach zurückkehren?!“
Ein weit entferntes Heulen unterbrach die beiden Männer in ihrem Gespräch. Sie blickten erschrocken in den Wald.
Das Heulen steigerte sich zu einem hysterischen Gebell, das immer mehr
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