Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
noch einmal so eine Chance bieten. Andererseits ... war sie kein schlechter Mensch. Auch wenn der Prinz eine Bedrohung darstellte, wollte sie lieber sterben, als ihm ein Leid zufügen. Er war schließlich ihr Bruder. Wie konnte sie auch nur daran denken, ihn einem so grausamen Schicksal zu überlassen?
„Lasst mich auf der Stelle los!“, rief Fay, und nun wurde auch Lucy auf die beiden aufmerksam.
„Berühre ihn mit dem Iluminai!“, schrie Lucy und kam herbeigeeilt.
Fay versuchte es, so gut sie konnte, aber der Hexer war klug gewesen, sofort ihre Hand zu packen. So vermochte sie sich nicht mehr gegen ihn zu wehren.
Endlich war Lucy heran und schlug dem Grauen Hexer mit der Hand ins Gesicht. Der Mann taumelte mit einem erstickten Aufschrei zurück und griff sich an die Wange. Der Abdruck von Lucys Fingern hatte sich wie mit Feuer in seine Haut gebrannt. Fay stolperte erschrocken nach hinten. Der Hüne warf ihr noch einen langen Blick zu, dann drehte er sich um und verschwand in den Schatten.
„Was wollte er von dir?“, wandte sich Lucy atemlos an ihre Schwester.
„Nichts“, fauchte Fay und schloss die leuchtende Hand zu einer Faust.
30. Ein neu gefasster Plan
Endlich zog der neue Tag über Isbikuk herauf, und die Sonne tauchte alles in goldenes Licht. Die Grauen Hexer waren so schnell verschwunden, wie sie gekommen waren und viele der Männer und Frauen lagen reglos auf den Straßen der Stadt.
Dari war sich sicher, dass das Auftauchen der Königskinder die Hexer zu ihrer Flucht veranlasst hatte. Sie trugen alle drei das Zeichen der Drachenhüter, was selten vorkam. Natürlich wusste Dari, dass Nyasinta es gehabt hatte, aber es traf meistens nur einen Nachkommen und oft übersprang es ein paar Generationen.
Es hieß, dass vor langer Zeit, als die Menschheit noch jung gewesen war, ein Pakt zwischen ihnen und den Drachen geschlossen worden war. Man einigte sich darauf, Seite an Seite in der Welt zu leben. Die Drachen wollten den Menschen dienen und die Menschen den Drachen. So wurde der erste Drachenhüter bestimmt. Sein Name war Ilbrias und er war ein weiser und gutherziger Mann. Er war Nyasintas Uhrahne und hatte von Treisant dem Ersten den Thron zugesprochen bekommen. Der Drache Treisant war es auch gewesen, der die Drachenhüter in der hohen Kunst der Magie unterwies. Sehr viel später und kurz bevor Treisant die Erde für immer verließ, bestimmte er, dass es drei Drachenhüter geben sollte. Jeder von ihnen bekam ein Amulett verliehen, durch das die Drachenhüter auf ewig mit den Drachen verbunden sein sollten. Man nannte die Amulette Iluminai, da sie aus dem Urlicht gemacht worden waren, aus dem die Drachen auf die Erde gekommen waren. Sie schenkten dem Träger Tapferkeit und Fähigkeiten, wie das Heilen oder das Rufen der Drachen. Die Amulette sahen nicht alle gleich aus. Eines war ein Stirnreif, ein anderes ein Armband und das dritte ein Medaillon an einer silbernen Schnur.
„Ich schenke diese Zeichen den Menschen“, hatte Treisant gesagt. „Sie zeigen den Erdkreis und das Symbol der Drachen. Einen achteckigen Stern für die acht Sinne der Drachen. Ihr werdet es weitergeben, an eure Kinder und Kindeskinder. Aber es wird nicht jedem gehören, und nur die, die es besitzen, dürfen später in die Gilde der Drachenhüter aufgenommen werden.“ Die Iluminai starben aber mit ihren Trägern, da sie aus lebendigem Licht bestanden. Große Angst kam über die Menschen, als dies geschah. Sie dauerte jedoch nicht lange an. Bald wurde das erste Kind geboren, das das Zeichen der Drachenhüter auf der Stirn trug wie ein Mal. Und da wussten die Menschen, dass die Iluminai nicht verloren waren.
Das war der Beginn von Nyasintas Erblinie, und es gab viele Geschichten darüber, wie Dari wusste. Viele waren mit den verschiedensten Ideen ausgeschmückt, andere beschränkten sich auf die Tatsachen. Aber weder die Feen noch die Menschen zweifelten an ihrer Wahrheit ... bis auf König Tahut.
Nachdem die Prinzessinnen viele der Verwundeten wieder geheilt hatten, waren sie zusammen mit Dari in den kleinen Palast von Isbikuk eingekehrt und trafen sich mit Miray im Thronsaal des Statthalters. Firomin hinterließ zwar noch einen mitgenommenen Eindruck, war aber zumindest auf den Beinen.
Der Saal war nicht sehr groß und mit einer wahren Flut von bunten Gobelins ausgestattet, die Szenen aus dem Waldland Faranjomas zeigten. Da gab es Sevendys und
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