Im Abgrund der Ewigkeit
Stolzen in Vorfälle mit Schusswaffengebrauch auf der A7 verwickelt ist, in deren Verlauf mehrere Personen gestorben sind, darunter auch Herr Oberkommissar Rupprecht. Weitere Polizisten wurden teilweise schwer verletzt und allein der entstandene Sachschaden beläuft sich auf etliche hunderttausend Euro.“
„Ach“, sagte Gerti und strich sich nachdenklich über die Stirn.
Weinhold kniff die Lippen zusammen und fixierte Gerti scharf. „Ihre Enkeltochter steht unter dringendem Verdacht.“
„Wann, sagten Sie noch mal, hat das alles stattgefunden? …Ich meine, diese … Vorfälle , wie Sie sie genannt haben?“
„Gestern Vormittag, zwischen 10.00 und 12.00 Uhr.“
„Oh“, Gerti lächelte sichtlich erleichtert. „dann ist es unmöglich , dass Lilith etwas damit zu tun hat.“
Die Polizistin hörte auf zu schreiben und Weinhold machte eine dramatische Pause. „Warum ist es Ihrer Auffassung nach unmöglich, dass Ihre Enkelin mit den gestrigen Vorfällen in Verbindung steht?“
„Ganz einfach, Herr Weinhold. Lilith ist vorgestern Abend mit ihren Freunden nach Paris geflogen. Wie ich Ihnen anfangs schon sagte, erwarte ich sie demnächst zurück.“
„Frau Stolzen“, die Stimme von Weinhold hatte an Schärfe zugenommen. „Ich denke, Sie sagen uns nicht die Wahrheit. Wir haben das vollkommen zerstörte Motorrad Ihrer Enkelin bei den Trümmern mehrerer Streifenwagen gefunden. Und wir haben den Funkspruch von Oberkommissar Rupprecht, der kurz vor seinem tragischen Tod an die Zentrale durchgegeben hat, dass er Lilith Stolzen verfolgt, die die halbe A7 in einen gigantischen Schrottplatz verwandelt hat.“
Gerti sah verstört abwechselnd von Weinhold zu der Polizistin, die jetzt wieder fleißig mitstenographierte. Sie blieb stumm.
„Frau Stolzen“, Weinhold schrie seine Worte beinahe heraus. „ Ihre Enkelin hat diese Massenkarambolage verursacht. Sie ist ganz sicher verletzt, vermutlich sogar schwer. Sie wollen sie nur decken. Wenn Sie sich weiterhin weigern, mit uns zu kooperieren, werden wir hier andere Saiten aufziehen. Ich kann Sie auch ohne weiteres mit aufs Präsidium nehmen.“
Gerti stöhnte kurz auf und legte beide Hände auf die linke Seite ihres Oberkörpers. Tränen traten in ihre Augen. „Herr Weinhold, wie können Sie sich nur so benehmen. Ich bin eine alte kranke Frau. Der Arzt hat mir gesagt, ich darf mich nicht aufregen. Ich habe Ihnen die reine Wahrheit erzählt. Warum glauben Sie mir nicht?“
Die Polizistin warf Weinhold einen missbilligenden Blick zu, der ihn dazu brachte, sich voller Wut auf die Lippen zu beißen. „Reden Sie hier doch keinen Unsinn“, fuhr er wesentlich leiser fort. „Sagen Sie uns, wo sich Ihre Enkeltochter aufhält. Wir werden das früher oder später ohnehin erfahren.“
Gerti schüttelte den Kopf. „Sie sagten vorhin, Sie hätten das Motorrad von Lilith gefunden?
„Exakt. Inmitten mehrerer ausgebrannter Polizeiwagen.“
„Aber Herr Weinhold, Sie wissen doch sicher, dass ich gestern das Motorrad als gestohlen gemeldet habe. Es ist uns hier direkt aus der Garage entwendet worden.“
„Das habe ich überprüft, Frau Stolzen. Ihre Anzeige ging erst gegen 13.00 Uhr ein. Die Massenkarambolage fand aber bereits eine Stunde früher statt. So wie ich das sehe, hat Ihre Enkelin die Unfälle verursacht, ist geflohen und hat sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt. Und Sie versuchen nun, Ihre Enkeltochter zu decken.“
Die Polizistin sah von ihrem Block auf und meinte mit betont sanfter Stimme: „Wir verstehen ja, dass Sie Ihre Enkelin schützen wollen. Aber die Beweislage ist eindeutig. Alles spricht dafür, dass Lilith in diese Unfälle maßgeblich verwickelt ist. Durch Ihr Leugnen machen Sie nur alles schlimmer.“
„Ja, genau“, mischte sich Weinhold wieder ein. „Leugnen hat überhaupt keinen Sinn. Ihre Enkelin ist so gut wie überführt. Sagen Sie uns, wo sie sich jetzt befindet und vielleicht bringt unsere Untersuchung noch einige entlastende Momente ans Tageslicht.“
„Aber ich verstehe nicht…“, Gerti schüttelte ängstlich ihren Kopf.
„ Was verstehen Sie nicht?“
„Wie kann Lilith in Paris sein und gleichzeitig auf ihrem Motorrad, das gestohlen wurde, auf der A7 einen Unfall verursachen? Noch dazu mit Schusswaffen ! Meine Lilith ist ein typisches Mädchen. Wir haben noch nie etwas mit Pistolen zu tun gehabt. Lilith verabscheut sogar diese furchtbaren Actionfilme, bei denen geschossen wird, weil sie sich dabei zu sehr aufregt. Sie kann
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