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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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erwarten und sie für all das zahlen lassen, was sie uns angetan hat. Meine Schwestern und ich sind nicht so harmlos, wie wir vielleicht aussehen.“
    „Es wird ein schwerer Kampf werden, Nanah. Ich kann dir nicht versprechen, dass wir ihn gewinnen.“
    „Niemand kann das, Asmo.“
     

 
    5
     
    D er grüne Kittel hing an Gerti wie ein Sack. Er war ihr viel zu groß, aber sie schien es nicht zu bemerken. Sie hatte ihre Hände ineinander verknotet und starrte auf die beiden Krankenbetten, in denen Lilith und Johannes lagen.
    Frau Dr. Naumann musterte Gerti über den Rand einer Lesebrille hinweg. „Hier ist nur Zutritt für medizinisches Personal und für Familienmitglieder.“
    Gerti löste ihre Hände voneinander, um ihre Arme vor der Brust zu verschränken. „Ich bin ihre Oma. Lilith ist meine Enkelin.“
    Frau Dr. Naumann wollte zu einer scharfen Erwiderung ansetzen, brach jedoch ab, als sie die Verzweiflung und Angst in Gertis Gesicht erkannte. Sie erhob sich von dem Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, um die Monitore zu studieren. Anschließend machte sie ein paar Schritte in Richtung des Eingangs, in dem Gerti stand. „Kommen Sie doch näher“, sagte sie.
    „Das schadet Lilith und Johannes nicht?“, fragte Gerti zaghaft.
    „Nein“, die Ärztin lächelte. „Kommen Sie nur.“
    Gerti straffte ihre Schultern und lief bis zum Fußende des Bettes, in dem Lilith lag. Lange blickte sie auf den Körper, der einst Lilith gehört hatte. Ihre Lippen begannen zu beben. Sie presste sich die Hände vor die Augen und ihre Schultern zuckten.
    Frau Dr. Naumann kam neben sie.
    Gertis Schluchzen wurde weniger. Sie ließ ihre Arme sinken, ihre Wangen waren noch feucht. „Es ist nicht das erste Mal, dass ich meine Enkelin so sehen muss. Sie lag bereits einmal im Koma und ich stand bei ihrem Bett und konnte nur hoffen, dass sie genügend Kraft in sich finden würde, um aufzuwachen.“
    „Ihre Lilith und Johannes sehen so friedlich aus, als würden sie schlafen. Aber täuschen Sie sich nicht, in Wirklichkeit kämpfen sie gerade um ihr Leben.“
    Gerti nickte. „Lilith gibt nicht auf. Sie ist zäh. Und Johannes – ich weiß, er lässt sich auch nicht unterkriegen.“
    „Ich habe beide in Frankreich kennengelernt. Wirklich außergewöhnliche junge Menschen. Wenn es jemand schafft, dann diese zwei hier.“
    Gerti versuchte zu lächeln. „Danke, dass Sie mir Mut machen wollen.“
    Frau Dr. Naumann seufzte. „Mut können wir gebrauchen… Aber wenn Sie sich mit Komapatienten auskennen, dann wissen Sie doch, dass es Ihnen gut tut, wenn man mit ihnen spricht.“
    „Ich will Sie nicht bei Ihrer Arbeit behindern.“
    „Wie der Zufall so will…“, die Ärztin blickte auf die billige Digitaluhr an ihrem linken Handgelenk, „ist es schon längst Zeit für meine Pause. Ich möchte mir einen Kaffee holen, die Beine vertreten und eine Zigarette rauchen. Es wäre für mich eine große Hilfe und Entlastung, wenn Sie in der Zwischenzeit hierbleiben könnten.“
    „Sehr gerne“, antwortete Gerti, „aber wenn etwas vorfallen sollte…“
    Frau Dr. Naumann nahm einen Stuhl und platzierte ihn zwischen den beiden Betten. Dabei sprach sie weiter. „Das kann ich mir zwar nicht vorstellen, aber sollte irgendeines der Geräte ein Warnsignal von sich geben, oder Sie das Gefühl haben, dass etwas mit den Patienten nicht stimmt, dann drücken Sie doch einfach die Ruftaste hier. Und im Handumdrehen bin ich wieder da. Ich bin nicht weit. Ich bin wirklich nur mal um die Ecke.“
    Gerti nickte. Sie bemerkte nicht mehr, wie die Ärztin das Zimmer verließ und sich die automatische Tür hinter ihr schloss. Einen Moment lang verharrte sie, dann ging sie zu dem Stuhl, den Frau Dr. Naumann für sie bereitgestellt hatte, und setzte sich.
    „Hallo Lilith, hallo Johannes“, sagte sie leise. „Ich bin’s, eure Gerti.“
    Zögernd legte sie ihre Hand auf die von Lilith, wobei sie darauf achtete, nicht die Schläuche zu berühren, die in deren Arm steckten. Mit ihrer freien Rechten ergriff sie die Hand von Johannes.
    „Eigentlich habe ich mir das anders vorgestellt mit uns Vieren. Eigentlich sollten wir jetzt endlich das Abitur von Lilith nachfeiern. Ihr wart ja weg, als der Abifete der Schule stattgefunden hat. Und du, Lilith, hast so gut abgeschnitten. Ich bin unglaublich stolz auf dich. Das wollte ich mit euch gebührend feiern. …Aber das holen wir nach. Versprochen. Lilith hat mir erzählt, dass du ein wahres Grillgenie bis, Johannes. Du

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