Im Abgrund der Ewigkeit
ausruhen.“
Frau Dr. Naumann setzte zu einer Erwiderung an, seufzte und nickte schließlich. „Wie du willst. Nachdem ich Franz gerettet hatte, habe ich das beschafft, was wir brauchen.“
„Sie haben ein Mittel gefunden, mit dem man Komapatienten wecken kann?“
„So etwas gibt es nicht. Noch nicht. Aber es wurden einige vielversprechende Versuche unternommen. Paradoxerweise mit einem Schlafmittel namens Zolpidem .“
„Sie machen sich über mich lustig.“
„Nein, ganz bestimmt nicht, Blonder. Das Mittel schaltet blockierte Rezeptoren im Gehirn frei.“
„Und das wirkt?“ Asmodeos Gesicht drückte Skepsis aus.
„Es existieren noch keine verlässlichen Studien - wie gesagt, alles ist im Erprobungsstadium. …Aber…“
Asmodeo knöpfte sich die Lederjacke auf und machte es sich etwas bequemer. „Es gibt immer ein Aber , nicht wahr?“
„In unserem Fall schon. Liliths Koma ist derartig tief und ausgeprägt – wie ich schon sagte, habe ich leider keinerlei Hoffnung, dass das Medikament in ihrem speziellen Fall ausreicht, um sie auch nur vorübergehend ins Bewusstsein zurückzuholen.“
Für einen Moment zerbrach der Schutzwall, den Asmodeo um sich herum aufgebaut hatte, und die Ärztin vermochte, einen Blick auf das Ausmaß der Verzweiflung und des Schmerzes zu werfen, die ihn beherrschten. Dann gewann er fast gewaltsam die Kontrolle über sich zurück.
Frau Dr. Naumann beugte sich vor und legte ihre Hand tröstend auf seinen Arm. Wie unter einem Peitschenhieb zuckte er zurück. Zorn blitzte in seinen Augen auf.
„Na, na“, meinte die Ärztin beruhigend und hielt ihn fest. „Wir haben das doch schon besprochen.“
Asmodeo fuhr sich mit seiner freien Hand über den Mund und zwang sich regelrecht dazu, auf den Flakon zu blicken. „Das Elixier ist hochwirksam. Es wird ganz sicher helfen, Lilith aufzuwecken.“
„Ganz besonders, wenn ich ihr Gehirn mit meinem Präparat auf dieses Ereignis vorbereitet habe.“
„Ja, aber…“, Asmodeo sprach nicht weiter.
„Schon wieder dieses Aber “, sagte die Ärztin. „Irgendetwas macht dir große Sorgen.“
„Das Destillat, das ich mitgebracht habe, hat entsetzliche Nebenwirkungen. Es verändert den Charakter… tiefgreifender als jede bekannte Droge. Und es macht hochgradig süchtig nach nur einer Gabe. Ich würde es ihr lieber nicht geben müssen.“
„Jetzt verstehe ich.“ Die Ärztin dachte angestrengt nach und verdrehte dabei ihr um den Hals hängendes Stethoskop. Schließlich fuhr sie fort, mit einer Miene die Entschiedenheit und professionelle Zuversicht ausstrahlte. „Wir werden einfach gegensteuern. Sobald Lilith wieder das Bewusstsein verliert, können wir ihren Zustand für uns arbeiten lassen. Wir werden sofort mit der Entgiftung anfangen. Und sollte ihr Körper große Schmerzen erleiden, wird sie es nicht spüren.“
Asmodeo holte tief Luft. „Hoffentlich haben Sie recht.“
Der Ausdruck auf dem Gesicht der Ärztin veränderte sich. Sie blickte Asmodeo durchdringend an. „Wo hast du dieses Gift überhaupt her? Und was noch wichtiger ist, woraus setzt es sich zusammen? Ist das wieder so ein Hokuspokus?“
„Nein“, sagte Asmodeo. „Kein Hokuspokus. Aber wenn ich Ihnen verraten würde, worum es sich handelt, müsste ich sie irgendwann umbringen.“
Frau Dr. Naumann zog leicht überrascht ihre Augenbrauen hoch. „Oh je“, sagte sie leise. „Das wollen wir ja beide nicht. …Und ich schließe aus deinen Worten, dass ich das Teufelszeug besser auch nicht analysiere?“
Asmodeo verzog leicht seinen Mund. „Korrekt. Das sollten Sie tunlichst unterlassen… Und, Frau Doktor, vielleicht können Sie mir eine Frage beantworten.“
„Gerne. Welche?“
„Warum vertraue ich Ihnen blind, seitdem ich Sie das erste Mal gesehen habe?“
Die Ärztin drückte Asmodeos Arm ein letztes Mal, ließ ihn los und stand auf. „Gib‘s zu, Asmodeo. Du hast eine kleine Schwäche für mich.“
Diesmal entlockte sie Asmodeo ein Lächeln.
„So, Blonder. Du gehst jetzt schnurstracks in dein Zimmer, legst dich hin und schläfst. Ich bereite inzwischen alles vor. Du musst keine Angst haben, dass ich ohne dich anfange. Erstens werde ich für meine Vorbereitungen mindestens zwei Tage brauchen. Und außerdem benötige ich dich dann ohnehin, damit du mir sagst, wie viel ich von dem Zaubertrank “ – die Ärztin wies auf das Fläschchen – „benutzen darf.“
Asmodeo erhob sich ebenfalls. „Wenn es gelingt, ….für wie lange werde ich mit
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