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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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Zentrum.
    Flammen leuchteten auf, brannten rasend schnell an langen Stangen nach oben. Die Rattenmenschen trugen umgekehrte Kreuze mit sich, die sie beim Laufen entzündeten.
    Johannes rauchte in aller Seelenruhe.
    Ich merkte, wie ich zitterte, wie ich wiederholt vergaß, zu atmen.
    Immer näher rückten die Gestalten heran. Sie sprachen kein Wort. Stumm, ohne jede Regung, marschierten sie auf uns zu.
    Die ersten waren nur noch wenige Schritte von uns entfernt. Ich sah den Teil ihrer Gesichter, der nicht durch die Brillen verdeckt wurden – gefühllos und roh waren ihre Züge, regelrecht entmenschlicht. Ich roch ihren beißenden Gestank.
    Johannes nahm seine Zigarre aus dem Mund, um sie zwischen Zeigefinger und Daumen zu rollen. Unbeeindruckt blickte er in Richtung des Majors. Ein seltsames Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Dann ließ er scheinbar unabsichtlich seine Zigarre fallen.
    Wie ein Blitz bückte ich mich, langte in einen der offenen Geigenkästen, die wir hinter dem Baumstamm deponiert hatten. Meine Hände fanden die Maschinenpistole. Neben mir griff auch Johannes in seinen Kasten.
    Schreiend richtete ich mich auf, drückte die Sicherung nach unten und betätigte den Abzug. Einen Lidschlag später hörte ich nicht nur das ohrenbetäubende Krachen meiner Schüsse, sondern auch die Waffe von Johannes entlud sich in einem langgezogenen Donnern. Zwei weitere Maschinenpistolen antworteten uns: Von der Veranda, auf der jetzt wieder Clement und Arne standen, ratterten ebenfalls unablässig ganze Salven in die Angreifer.
    Leere Patronenhülsen wurden unablässig aus dem Magazin der Waffe geschleudert, die ich in den Händen hielt. Brennend heiß flogen sie an meinem Gesicht vorbei. Manche trafen mich, doch ich spürte nichts.
    Und ich schrie.
    Ich schrie so lange, bis ich heiser war und der Tod sich über unsere Straße senkte.
     

 
    5
     
    D reimal hatte ich meine Waffe leer geschossen, jedes Mal ein frisches Magazin eingesteckt. Rings um mich war der Boden übersät von leeren Messinghülsen.
    Ich fand keine Ziele mehr.
    Clements Automatik bellte noch zweimal auf. Die darauffolgende Stille drückte sich gespenstisch auf uns herab. Die Wolken über uns schienen dichter. Vereinzelt segelten zarte Flocken herunter.
    Clement und Arne stiegen von ihrer Veranda und schritten quer über die Straße auf uns zu. Sie hatten Mühe, sich einen Weg zwischen den gefallenen Rattenmenschen zu bahnen.
    „Bist du verletzt?“, fragte Johannes. Er lehnte seine Maschinenpistole an den Baumstamm, zog seinen Revolver und blickte angestrengt über das Schlachtfeld.
    „Ich bin nicht getroffen“, antwortete ich. „Mir ist nur übel.“ Hastig stellte ich meine Waffe neben die von Johannes und versuchte wiederholt, meine feuchten Hände am Poncho abzuwischen. Obwohl mir mein Verstand sagte, dass es sich lediglich um meinen Schweiß handelte, hatte ich doch das entsetzliche Gefühl, dass Blut an ihnen kleben würde.
    Clement war mittlerweile bis auf ein paar Meter zu uns herangekommen. Er hatte den Lauf seiner Maschinenpistole über die Schulter gelegt, seine Hand hielt den Griff und sein Zeigefinger ruhte noch im Abzug. „Bei euch alles in Ordnung?“, fragte er.
    Meine Kehle war wie zugeschnürt, also nickte ich, statt zu sprechen.
    Johannes Stimme klang krächzend. „Wir sind unverletzt.“
    „Das ist ja phantastisch“, sagte Clement. Er drehte sich um, sah über die Straße und auf das, was darauf lag und meinte: „Wenn jetzt aber irgendeiner denkt, dass ich hier aufräume, dann hat er sich geschnitten. Das sollen die Einheimischen erledigen.“
    Arne war blass. Mit seinem verzerrten Gesicht, in das sich scharfe Kanten eingegraben hatten, wirkte er um Jahre gealtert.
    Der Wind erstarb, dafür nahm der Schneefall an Heftigkeit zu. Die Häuser verwandelten sich in undeutliche Konturen. Eine weiße Wand hüllte uns ein, während ein eiskaltes Leichentuch die Fläche bedeckte, und alle, die darauf ihr Leben verloren hatten.
    Hin und wieder huschten schwarze Schatten durch das Weiß. Die Ratten verließen ihre toten Herren und Snowhill.
    Quietschend öffnete sich eine Tür. Eine weitere folgte. Immer mehr Einwohner lugten heraus, traten aus ihren Häusern, schritten vorsichtig Richtung Herberge und bildeten schließlich einen lockeren Kreis um uns. Ungläubig drehten sie ihre Köpfe und betrachteten das, was von der einstigen Streitmacht des Majors übrig geblieben war.
    „Seht ihr“, sagte Johannes. „Ich habe

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