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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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es euch versprochen. Die Rattenmenschen sind geschlagen. Sie werden euch von nun an in Ruhe lassen.“
    Ein hysterisches Lachen ertönte. Spitz und schrill hallte es über den Platz. Die grauhaarige Alte in ihren zerlumpten Kleidern, die Gundula Hilde genannt hatte, schritt unbeeindruckt die Stufen zu unserer Veranda empor. Sie breitete ihre Arme aus, ihre krummen dünnen Finger schienen auf jeden einzelnen der Toten zu deuten. „Ihr Narren! Ihr denkt, ihr habt sie besiegt? Da, wo die herkommen, gibt es noch mindestens zehnmal so viele! Erst wenn ihr das Nest findet und es ausräuchert, haben wir nichts mehr zu befürchten!“
    „Aber sie werden uns doch nicht nochmals angreifen!“, rief ein älterer Mann. „Nach dieser schrecklichen Niederlage, die sie heute erlitten haben…“
    „Rache werden sie nehmen!“ Hildes Stimme überschlug sich. „Keinen Stein werden sie auf dem anderen lassen! Und uns werden sie stückweise an ihre Ratten verfüttern!“
    Clement trat zu der Alten und musterte sie eingehend. „Das reicht jetzt, Oma, mit den guten Nachrichten.“
    „Du wirst es schon noch sehen! Ihr werdet alle erleben, dass ich recht habe!“ Mit ihrem verkrüppelten Zeigefinger tippte sie Clement mehrmals gegen die Schulter.
    Auf Clements Gesicht bildete sich ein böses Grinsen, während er Hildes Finger einfing und festhielt. „Wenn du nicht sofort deinen Mund hältst, ist es ganz sicher, dass zumindest du überhaupt nichts mehr erleben wirst.“
    „Lasst die verrückte Hilde in Ruhe! Sie weiß, wovon sie spricht!“ Gundula stand im Türrahmen der Herberge. Sie hatte die Arme vor ihrer Brust verschränkt und ihre Stimme erlaubte keinen Widerspruch. „Seid froh, dass wir heute keine Verluste zu beklagen haben. Es bringt überhaupt nichts, wenn wir uns gegenseitig Vorwürfe machen. Wir müssen zusammenhalten. Kommt alle herein zu mir, dann werden wir besprechen, wie wir jetzt am besten vorgehen.“
    Unter leisem Murmeln setzten sich die bescheidene Menge in Bewegung und folgte Gundulas Einladung. Nur die alte Hilde wandte sich ab und verlor sich als dunkler Schemen im weißen Nichts.
    „Wo ist eigentlich Cecilia“, fragte ich Arne.
    Der schien wie aus einem bösen Traum zu erwachen. „Cecilia?“ Desorientiert blickte er sich um. “Sie hält hinter Gundulas Haus Wache, damit uns niemand in den Rücken fällt.“
    „Die Gefahr ist gebannt – zumindest vorübergehend“, sagte ich. „Wir holen sie von ihrem Posten, damit auch sie sich aufwärmen kann.“
    Gemeinsam stapften wir durch den Schnee zur Rückseite des Gebäudes. Dort erwartete uns eine weite Fläche. Der Schneefall steigerte sich zu einem regelrechten Sturm. So plötzlich, wie er verschwunden war, kehrte der Wind mit eiserner Kälte zurück.
    Nirgends eine Spur von Leben.
    Ich zog meinen Hut tiefer in die Stirn, wickelte meinen Schal fester. „Bist du sicher, dass sie noch hier Wache hält?“
    Arne nickte. „Niemals würde Cecilia ihren Posten verlassen. Egal was passiert, auf sie ist Verlass.“
    Ein Windstoß trieb mir beißende Kristalle in die Augen. Ich blinzelte, stieß beim Gehen gegen einen Widerstand und wäre beinahe gestürzt. Ich verharrte und untersuchte das Hindernis. Es war die Leiche eines Rattenmenschen. In seiner Stirn klaffte ein kreisrundes Loch.
    Schnell hatten wir erst zwei, dann drei andere gefunden. Etwas weiter weg entdeckte ich den Kadaver von Cecilias Pferd. Doch von ihr selbst fehlte jede Spur.
    „Cecilia, wo bist du?“ schrie Arne mit sich überschlagender Stimme. „Antworte! Cecilia!“
    Die Hintertür der Herberge wurde krachend aufgestoßen, Gundula rannte heraus. Eine plötzliche Böe wirbelte ihr Haar durcheinander und schließlich vor ihr Gesicht.
    „Cecilia!“, schrie sie wie von Sinnen und versuchte vergeblich, ihre dichten Locken einzufangen.
    Der Sturm heulte tosend.
    Cecilia konnte uns nicht antworten.
    Die überlebenden Rattenmenschen hatten sie mit sich fortgeschleppt.
     

 
    6
     
    D as Haus, in dem die verrückte Hilde wohnte, glich mehr einem Verschlag - die Fenster blind, die Farbe längst abgeblättert. Kein Licht schimmerte im Inneren.
    Ich stellte den Topf mit heißer Suppe ab und klopfte mit der Faust an das verwitterte Holz der Tür. Dumpf dröhnte das Pochen durch das Gebäude. Nichts rührte sich.
    Wieder schlug ich gegen die Tür – diesmal heftiger und fordernder.
    Keine Reaktion aus dem Inneren.
    Ich wandte mich zum Gehen, war schon einige Schritte entfernt, als ich hinter

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