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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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mir stand, würgte heftig.
    Die weitläufige Halle war mit einem dicken Teppich bedeckt. Wie die Wellen eines dunklen Meeres wogte er auf und ab. Aber die Fluten, die sich vor uns türmten, bestanden nicht aus Wasser. Tausende von Ratten, armlang und dick, krabbelten und kletterten neben- und übereinander. Eine lebendige Masse des Grauens hatte sich hier versammelt. Dutzende von Rattenmenschen standen mitten unter ihnen, hielten große Eimer in den Händen, aus denen sie feuchte Klumpen zogen, um sie scheinbar wahllos in das tosende Gewirr der Leiber zu werfen.
    „Fütterungszeit“, flüsterte Clement angewidert.
    Das Quieken und Schmatzen der Tiere begleitete uns noch lange, nachdem wir unseren Weg fortgesetzt hatten. Immer noch führte er uns steil abwärts. Von den Wänden floss jetzt Wasser in Rinnsalen herab.
    Zwei große Fackeln loderten in Haltern, die in den Fels geschlagen waren. Ihre rauchschwarzen Flammen beleuchteten mit scharfkantigem Zittern einen Menschen, der mit schwerem Eisen angekettet war. Der Kopf des Opfers war kraftlos nach vorne gesunken. Nasses langes Haar verdeckte das Gesicht.
    Cecilia.
    Ihr rechter Arm war aufgeschlitzt. Blut tropfte langsam aber kontinuierlich heraus. Ein silberner Becher, der am Boden stand, fing die Flüssigkeit auf.
    Das Stampfen von Schritten ertönte.
    Ein Rattenmensch erschien, bückte sich nach dem Gefäß, hob es auf und ersetzte es durch ein neues. Dann verschwand er in dieselbe Richtung, aus der er gekommen war.
    „Kümmert euch um Cecilia“, flüsterte ich Johannes leise zu.
    „Und du?“, fragte er.
    „Ich muss ein Versprechen einlösen.“
    „Soll ich dich begleiten?“
    „Nein, nicht nötig. Das ist etwas Persönliches“, antwortete ich und folgte dem mittlerweile leisen Geräusch, das die Stiefel des Mannes verursachten, der den Kelch mit Cecilias Blut fortschaffte. Drei Windungen nahm der Gang, der sich zu einer engen Röhre verjüngte. Ich musste den Kopf einziehen, um nicht anzustoßen.
    Jetzt sah ich den Mann, den ich verfolgte. Er kniete am Boden, die Augen geschlossen, die Arme, die den Kelch hielten, weit von sich gestreckt - in einer Geste, als würde er eine Opfergabe überbringen.
    Die Höhle, in der er sich befand, glich mehr dem Prunksaal eines Palastes. Dutzende von Fackeln loderten hier, bestrahlten ein Himmelbett, verziert mit kunstvoll geschnitzten Ornamenten. Golddurchwirkte Brokatvorhänge hingen an den Säulen, gehalten von dunkelblauen Quasten. Die Decke, die Wände – alles schimmerte und glänzte silbern oder golden. Die einzige Ausnahme bildete ein mannshoher Spiegel, angelaufen und blind, mit einem quer verlaufenden Sprung, wodurch die wenigen unscharfen Konturen, die er noch wiedergeben konnte, verzerrt und entfremdet erschienen. Auf dem Boden lagen üppige Felle. Eine Recamiere, mit blauem Samt bezogen, lud dazu ein, auf ihr zu verweilen.
    Die Luft roch frisch und duftete leicht nach Weihrauch.
    Eine jugendlich anmutende Frau stand vor dem Bett. Sie hatte dem Diener und damit auch mir den Rücken zugekehrt. Ihr mit funkelnden Perlen besetztes Kleid reichte bis zum Boden und endete in einer langen Schleppe, die ihre bloßen Füße umspielte. Ihr Haar glitzerte mit den Perlen um die Wette. Schwarzblau wie eine Sommernacht, glänzend wie Öl, floss es ihren Rücken entlang, bis weit über die Hüften.
    Ich nahm meine Maschinenpistole vorsichtig unter dem Mantel hervor, schlich hinter den knienden Mann und schlug ihm den hölzernen Gewehrkolben in den Nacken. Augenblick brach er zusammen, der Kelch entglitt seinen Händen und fiel nahezu lautlos auf eines der Felle. Cecilias Blut rann leise gluckernd heraus und wurde von dem hellen Flor aufgesogen.
    „Klopf, klopf“, sagte ich.
    Wie in Zeitlupe drehte sich die Frau vor mir um. Unzählige Runzeln, tiefe Falten. Ein knöchernes Dekolleté, ohne jedes Fleisch. Die Augen weiß-matt, wie steinerne Kiesel, aber dennoch sehend, strahlten Macht und unbändigen Willen aus.
    Sie musterte mich eingehend. Dann verzog sich ihr Gesicht zu einer abschätzigen Grimasse. „Ich habe schon von dir gehört. Du bist nicht wie die anderen.“ Ihre Stimme war tonlos, so als hätte sie vergessen, wie es ist, zu sprechen.
    Ich hielt meine Waffe in beiden Händen, der Lauf zeigte zu Boden. „Du hast von mir gehört? Wie schmeichelhaft. Dann weißt du auch, warum ich hier bin.“
    „Du willst das Dämonenblut holen.“
    „Wenn du mit Dämonenblut Cecilia meinst, hast du recht.“
    Die Falten in

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