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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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eines Widders, ragten aus seiner Stirn. Die Augen waren übergroß, hell, mit einer stechend blau schimmernden Iris. Um den Hals trug er eine eiserne Kette, an der eine Flasche aus angelaufenem Metall hing.
    Der fremde Dämon ließ mich bis ins Mark erschauern. Und doch, als ich ihn näher betrachtete, regte sich in meinem Herzen die Spur einer Erinnerung.
    Baal bewegte sich, doch sein Angreifer packte ihn mit einer Hand am Hals und drückte ihn wieder zu Boden.
    Langsam hob der fremde Dämon seinen Kopf. Seine blauen Augen richteten sich auf mich. „Lilith“, hörte ich eine tiefe Stimme sagen. Sie war samtweich und weckte ein Sehnen in mir, das mir Tränen in die Augen trieb.
    „Nimm Johannes und verschwinde!“, drängte die Stimme.
    Als ich nicht sofort reagierte, sondern wie angewurzelt an meinem Platz stehen blieb, fügte der Dämon hinzu: „Ich weiß nicht, wie lange ich ihn noch aufhalten kann. Haut ab!“
    „Asmodeo?“, flüsterte ich ungläubig.
    „Flieht! Sofort! Ich kann Baal nicht zerstören, nur bremsen.“
    Unvermittelt hatte ich den Eindruck, dass sich die Ränder von Asmodeos Körper auflösten. Sie begannen, undeutlicher zu werden, als würde ich ihn durch einen Weichzeichner betrachten.
    Johannes hatte sich erhoben. Er stand jetzt neben mir und blickte erschöpft und fassungslos ebenfalls auf Asmodeo.
    „Johannes!“, fauchte dieser mit einer Dringlichkeit, die mich und Johannes aus unserem tranceähnlichen Zustand riss. „Pack Lilith und sieh zu, dass du mit ihr wegkommst!“
    Wie in einem Reflex gehorchten wir und rannten los, um unser Tempo nach wenigen Schritten nahezu gleichzeitig zu verlangsamen. Wir stoppten. Zögernd drehten wir uns um.
    Asmodeo hielt Baal noch immer mit einer Hand auf den Boden gedrückt. Aber seine Gestalt wirkte nahezu transparent. Ich sah, wie seine freie Hand nach der metallenen Flasche griff, die er um den Hals trug. Er riss die Kette ab. Mit dem Mund zog er den Korken heraus und spuckte ihn weit von sich, Danach hob er die Flasche an, in der Absicht, daraus zu trinken.
    In diesem Moment kam Baal scheinbar schwerelos auf die Beine, rammte seine Schulter gegen Asmodeo, der wie kraftlos zur Seite glitt.
    Baal richtete sich zu seiner vollen Größe auf und marschierte auf mich zu. Die schwarzen Löcher, die ihm als Augen dienten, brannten sich in meine. Er war auf dem Weg zu mir, um mich endgültig auszulöschen.
    Johannes schob sich vor mich. Ich ließ ihn gewähren, es spielte ohnehin keine Rolle mehr. Die Lebenszeit von uns beiden war abgelaufen.
    Eine Hand mit langen spitz zulaufenden Krallen packte einen von Baals Füßen. Der strauchelte, verlor das Gleichgewicht und krachte wieder auf den Steinboden. Langsam kroch Asmodeo durch die Flammen über den Körper von Baal. Er drückte dessen Kopf zur Seite, zwang ihn mit eisernem Griff, seinen flammenden Rachen zu öffnen. Und dann, mit einem entschiedenen Ruck, leerte Asmodeo den Inhalt der metallenen Flasche in Baals Schlund.
    Augenblicklich wurde Baals Gestalt von einem heftigen Beben erschüttert. Ein unirdischer Schrei ließ den gesamten Saal wanken. Staub und kleine Steine rieselten auf uns herab. Der Oberkörper des Feuerdämons blähte sich auf, bis sich dessen Umfang nahezu verdoppelte.
    Asmodeo rollte sich seitlich weg.
    Baal zerriss in abertausend Stücke. Brennende Fetzen flogen in alle Richtungen, klebten an den Wänden, segelten an mir und Johannes vorbei.
    Atemlose Stille folgte.
    Asmodeo bewegte sich nicht mehr.
    Johannes und ich rannten zu ihm. Johannes kniete sich neben ihn, und hob dessen Kopf an.
    Langsam öffnete Asmodeo die Augen.
    „Asmodeo, was ist los?“, fragte ich.
    „Ist Baal weg?“, gab er mir zur Antwort.
    „Den hast du sauber über den gesamten Saal verteilt!“ Johannes versuchte zu grinsen.
    „Asmodeo, was ist los mit dir?“, fragte ich erneut. Eine unerklärliche Angst schnürte mir die Kehle zu.
    Asmodeo wandte sich mir zu. Seine blauen Augen waren so schön wie ein Sommerhimmel und voller Liebe. „Mein Engel“, flüsterte er leise. „Ich gehöre nicht an diesen Ort. Ich war schon verloren, als ich mich entschied, hierher zu kommen.“
    „Warum hast du es dann getan?“
    Asmodeo schaffte es, dem fremden Antlitz, das er jetzt trug, ein sanftes Aussehen zu geben. „Meine große Liebe und mein bester Freund waren in Todesgefahr. Da musste ich einfach kommen.“
    „Du Narr“, stieß Johannes gepresst hervor.
    Asmodeos steinerne Züge wurden durch ein Lächeln

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