Im Abgrund der Ewigkeit
ich.
Der Mann wies in die kleine Küche. „Ganz zufällig kocht dort hinten ein wunderbares Gericht aus Reis, Gemüse, Bohnen und einem Hühnchen, das wir gestern geschlachtet haben. Dazu kann ich Ihnen frisch gebackenes Brot anbieten.“
Bei seinen Worten lief mir das Wasser im Mund zusammen. Ich spürte, wie sich mein Magen vor Hunger verkrampfte. Die appetitlichen Gerüche, die uns aus der Küche entgegenströmten, brachten mich fast um den Verstand.
Wir begaben uns schnell zur Theke, der Boden knarrte unter unseren Füßen. Ich legte meine Hände flach auf den Tresen und trommelte ungeduldig mit den Zeigefingern. „Gibt es hier was zu trinken?“
Der Wirt brachte eine grüne Flasche und zwei Gläser zum Vorschein. Er postierte sie vor Johannes und mir, entkorkte die Flasche und goss uns ein. Eine rubinrote Flüssigkeit gluckerte in die sauber geputzten Kelche. Hastig griffen wir danach und stürzten das Getränk hinunter. Es dauerte, bis sich der Geschmack in meinem Mund entfaltete – eindeutig noch besser, als Wasser.
„Wein“, stellte Johannes fest und im gleichen Moment wusste auch ich, worum es sich handelte.
Selbstvergessen wollte ich nach der Kette an meinem Hals greifen und damit spielen. Meine Hand fand sie nicht. Ich tastete erneut nach ihr und blickte hastig an mir herunter.
Johannes hatte mich beobachtet. „Was ist?“, fragte er.
„Mein Medaillon. Ich habe es zum Waschen abgenommen und im Stall liegen lassen.“, gab ich ihm zur Antwort und schickte mich an, aufzustehen, um es zu holen.
„Bleib“, Johannes lächelte. „Genieß du den Wein, ich bringe dir die Kette. Aber lass mir etwas übrig, ich bin im Nu wieder zurück.“
„Keine Eile“, sagte der Wirt. „Das Essen dauert ohnehin noch einige Minuten und ich habe noch weitere Flaschen hier.“
Johannes verließ die Kantina. Wenige Augenblicke später hörte ich, wie er das Scheunentor öffnete und hinter sich schloss.
Der Wein verbreitete eine wohlige Wärme in meinem Magen und in meiner Kehle. Ich fühlte mich angenehm entspannt, wie schon lange nicht mehr. Der Wirt und sein Junge waren überaus nett, die Kantina sauber und gemütlich. Bald würde ich mit Johannes den Luxus eines warmen Essens teilen. Ich konnte mich glücklich schätzen. Ich nippte erneut an meinem Weinglas und seufzte tief.
Das Geräusch von galoppierenden Hufen ertönte ohne Vorwarnung. Es kam schnell näher. Der Wirt und sein Junge erstarrten. Sie warfen sich einen Blick zu, der Angst, beinahe schon Panik, ausdrückte. Dann bugsierte der Wirt das Kind schnell in die Küche, wo es sich hinter der offenen Feuerstelle zusammenkauerte.
Ein Befehl wurde gebrüllt, das Hufgetrappel erstarb, Pferde schnaubten. Ein Gepolter von Stiefeln war zu vernehmen, als die Reiter einer nach dem anderen absprangen. Stimmen wurden laut. Schritte hallten über die Veranda. Mit einem Knall wurde die Tür der Kantina aufgetreten. Sie krachte gegen die Wand.
Ein Mann kam herein. Er stellte sich sofort rechts neben die Tür und drückte seinen Rücken gegen die Wand. Er war mit einem fast bodenlangen grauen Mantel bekleidet. Seine Haare reichten ihm bis weit über die Schultern. Von seinem Gesicht war nicht viel zu sehen, es wurde zum Großteil von einer breiten gelben Motorradbrille verdeckt. Dafür war die fette Ratte umso deutlicher zu erkennen, die auf seiner rechten Schulter saß. Ihr haarloser Schwanz war um den Nacken des Mannes gelegt, als würde sie sich damit festhalten. Ihre borstigen Barthaare entlang der Schnauze zitterten, während sie aufgeregt in die Luft schnüffelte.
Einige Sekunden blieb der Neuankömmling am Eingang stehen, bewegungslos. Ich nahm an, dass er den Raum nach etwaigen Gefahren oder Feinden absuchte.
Vier weitere Männer betraten die Kantina. Sie trugen identische Kleidung. Auch sie hatten diese gelben Brillen aufgesetzt. Ich wusste, dass sie unter ihren Mänteln schwer bewaffnet waren. Ich kannte ihre Sorte. Ich hatte bereits drei von ihnen erschossen.
Der Kerl mit der Ratte schien der Anführer zu sein. Er wandte sich dem Eingang zu und rief hinaus: „Alle anderen bleiben bei den Pferden. Das, was wir hier zu erledigen haben, dauert nicht lange!“
Staub wallte von seiner Kleidung auf, während er den Raum durchquerte.
Seine vier Kumpane folgten ihm in einigem Abstand. Vor den Tresen verharrte er. Dann schlug er mit geballter Faust auf das Holz.
„Manuel!“, schrie er. „Schnaps, aber schnell!“
Der Wirt, der einige Schritte
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