Im Abgrund der Ewigkeit
Hand.
Wir brachten unsere Pferde zum Stehen, sie tänzelten auf der Stelle, die unmittelbare Nähe des Wassers machte sie wild.
„Hallo“, antwortete ich. „Du bist der erste Mensch, den wir seit Tagen sehen.“
„Ihr kommt aus der Wüste. Ihr habt sicher Durst“, meinte der Junge, während er uns von oben bis unten mit einem fachmännischen Blick musterte.
Johannes grinste. „Sieht man uns das so deutlich an?“
Der Junge lachte breit. „Und ihr seid schmutzig. Eure Tiere können nicht mehr weiter. Aber dagegen können wir etwas tun.“
„Und was?“, fragte ich.
Der fröhliche Junge wies stolz auf das Haus hinter ihm. „Wir sind die beste Kantina im Umkreis von hundert Meilen. Bei uns gibt es warmes Essen und frisches Brot, sauberes Wasser in Hülle und Fülle und Futter für die Pferde.“
„Was verlangt ihr dafür?“, spielte Johannes das Spiel des Jungen mit.
Dieser lachte erneut und rieb dabei demonstrativ Daumen an Zeige- und Mittelfinger. „Gute Dinge haben ihren Preis!“
Mir kam es vor, als hätte ich diesen Satz schon einmal gehört. Aber die Erinnerung blieb verschüttet.
„Nun“, sagte Johannes, „das klingt mir nach einem fairen Deal. Ich denke, wir werden eure Dienste in Anspruch nehmen.“
Wir stiegen von unseren Pferden, die kaum mehr zu halten waren. Der Junge sprang von seinem Esel, spurtete zum Scheunentor und öffnete es. „Hier herein! In unserem Stall ist Platz genug.“
Gewaltsam zogen wir die widerstrebenden Tiere am Brunnen vorbei, durch die Eingangstür der Scheune. Drinnen erwartete uns Schatten, es roch nach Stroh und frischem Heu.
Der Junge rannte an uns vorbei nach außen und kam wie der Blitz mit einem großen Eimer voller Wasser zurück, den er in einen steinernen Futtertrog goss. „Passt auf, dass sie nicht zu viel auf einmal saufen“, riet er uns mit ernster Miene. „Sonst bekommen sie Koliken.“
Wir führten die Pferde nacheinander zur Tränke. Dann schirrten wir sie gemeinsam ab und stapelten unsere Sachen in einer der Ecken.
Der Junge brachte ständig neues Wasser nach, bis der Trog randvoll gefüllt war. Einen weiteren Eimer stellte er daneben ab. „In der Tränke könnt ihr euch waschen und der Eimer ist wirklich sauber. Wenn ihr euren ersten Durst löschen wollt, könnt ihr das hier machen. Aber dann kommt in unsere Kantina. Da gibt es Wein und mein Vater wird für euch kochen.“
Johannes langte in die Tasche seines Mantels und holte eine silbrig glänzende Münze heraus. Er warf sie dem Jungen zu. Dieser fing sie geschickt in der Luft auf, begutachtete sie ausgiebig und wieder erschien sein geschäftsmäßiges Lächeln auf dem Gesicht. „Mein Vater wird sich selbst übertreffen für solch eine großzügige Kundschaft!“ Er verbeugte sich übertrieben, drehte sich ab und rannte hinaus. Wir hörten, wie er die Tür zur Schenke aufriss, „Papa, Papa!“, rief und darin verschwand.
„Ein netter Kerl“, sagte ich.
„Nett und ein echtes Verkaufstalent“, meinte Johannes, und wir lachten.
Johannes reichte mir eine Blechkelle, die ich in das köstliche Nass des Eimers tauchte. Das kühle Wasser schmeckte göttlich. Ich gab die Kelle an Johannes weiter, der ebenfalls gierig trank.
Johannes blieb im Türrahmen stehen, um nach draußen zu blicken, während ich mich am Trog gründlich wusch. Danach kam er an die Reihe und ich hielt Wache. Schließlich machten wir uns auf den Weg in die Gaststätte.
Die Tür war eng. Ich ließ Johannes den Vortritt. Er schob sich schnell hinein und stellte sich rechts neben den Eingang. Ich folgte ihm und postierte mich auf der linken Seite. Meine Hand ruhte wie zufällig auf der Waffe.
Der Raum war größer, als er von außen gewirkt hatte. Ein sauber gefegter Bretterboden, mehrere runde Tische mit vom Schrubben ausgelaugtem Holz, Stühle mit Bast bezogen. Die Decke wurde von rußgeschwärzten Balken gehalten, und am hinteren Ende des Raums befand sich eine Theke aus Stein mit einem Durchgang in eine kleine Küche.
Der Junge stand neben einem älteren Mann mit grauem Haar. Die Familienähnlichkeit war unübersehbar. Außer uns Vieren hielt sich niemand in der Gaststube auf.
In einer ausgesprochen theatralischen Geste streckte der Mann beide Arme in unsere Richtung. “Willkommen! Willkommen in meiner Kantina! Fühlt euch wie zuhause! Was darf ich den Herrschaften servieren?“
Ich hörte Johannes erleichtert ausatmen. Meine Hand glitt von der Waffe.
„Was können Sie uns denn empfehlen?“, fragte
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