Im Auftrag der Rache
fest. Als er wieder auf die Beine kam, sah er Männer, die an Sascheens Stellung vorbeiliefen. Ihre Akolyten und berittenen Leibwächter bemühten sich, sie zur Seite oder zurück in den Kampf zu schieben. Schwerter wurden geschwungen, und einige gingen zu Boden – tote Männer waren besser als desertierende.
Ché schaute zurück. In dem Handgemenge konnte er den falschen Akolyten nirgendwo mehr erkennen.
Was mache ich hier? , fragte er sich.
Er hatte Dringenderes zu tun. Die Khosier näherten sich rasch der Matriarchin, die entsetzt auf ihrem nervösen weißen Zel saß, dessen Schweif mit einem hübschen Schwarz eingefärbt war.
Ché schob einen fliehenden Soldaten aus dem Weg. Er nahm die Pistole mit der vergifteten Kugel heraus.
Er wartete ab, was Sascheen als Nächstes tun würde.
*
Keuchend kam Bahm zu sich und stellte fest, dass er von einem bärtigen Soldaten über den Boden gezogen wurde.
Eine Frau jammerte über ihm.
»Marlee?«, krächzte er.
Aber es war nicht seine Frau, sondern Löckchen, und sie beugte sich mit einer Phiole voller Riechsalz über ihn. Sie wirkte überrascht, weil er das Bewusstsein wiedererlangt hatte, und es gelang ihr sogar, so etwas wie ein nervöses Lächeln zu zeigen.
»Nicht bewegen«, sagte sie. »Du könntest eine Gehirnerschütterung haben.«
Er schaute hoch in das blutige und zerschundene Gesicht des Soldaten. Der Mann nickte ihm zu und zerrte ihn weiter.
Er konnte sich nicht erinnern, wie er in diese Lage gekommen war. Im einen Augenblick hatte Löckchen seinen verwundeten Arm behandelt, und im nächsten … Schwärze. »Was ist passiert?«, keuchte er.
»Alles in Ordnung«, sagte sie zu ihm. »Du wirst bald wieder gesund.«
»Bin ich getroffen worden?«
»Von einer Granate. Du hast Glück, dass es dich nicht zerrissen hat.«
Er schaute hinunter auf seinen Körper und bemerkte, dass alles noch da war.
Um sie herum tobte noch immer die Schlacht. Die gesamte Formation schob sich voran. »Hilf mir auf«, sagte er und streckte schwach die Hand aus.
Löckchen runzelte die Stirn, ergriff schließlich seine Hand und zog ihn zusammen mit dem Soldaten auf die Beine. Er fühlte sich schwach, und ihm war übel.
»Wir sind also noch hier«, sagte er.
»Ja«, meinte der Soldat mit rauer Stimme. »Leider.«
Kapitel siebenundzwanzig
Kontakt
Es sah ihm gar nicht ähnlich, mitten im Kampf so viel zu denken. Asch konnte auf diesem eisigen Feld einfach keine Ruhe finden.
Der Akolyt, der vorhin auf ihn zugekommen war, war in all der Verwirrung nicht mehr zu sehen. Als sich Asch Sascheens Stellung näherte, verspürte er nur noch kalte Wut.
Darin stiegen Erinnerungen auf wie aufgedunsene und schreckliche Leichname.
Er dachte an Nico und daran, wie er hinter den Gittern des Gefängnisses von Bar-Khos gestanden hatte, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Der Junge war verängstigt gewesen und hatte rote, verweinte Augen gehabt. Reese, seine Mutter, war bei ihm und entschlossen gewesen, ihren Sohn noch an jenem Tag zu retten. Asch hatte ihr versprochen, auf Nico aufzupassen, auch wenn das bedeutete, dass er dafür sein eigenes Leben hingeben musste.
Wieder sah er Nico auf dem Scheiterhaufen in der Arena zu Q’os. Sein Lehrling tat einen letzten Atemzug, dann fiel sein Kopf zur Seite, während die Feuerzungen seinen Körper ergriffen.
Aschs Wut loderte so hell wie nie zuvor. Er bahnte sich einen Weg durch die kämpfenden Truppen und schob die Soldaten einfach beiseite. Ohne anzuhalten glitt er hinter den Ring aus Akolyten, der die Matriarchin und deren berittene Leibwache umgab.
Die Kriegszele der Wächter stemmten sich gegen den Strom und leiteten ihn um die dampfenden Flanken der Tiere herum. Asch blieb stehen, als eine Wache ihr Zel wendete und ihm den Weg versperren wollte.
Ein Flackern stieg am Himmel auf und erhellte eine vorbeiziehende Wolke. Halb geblendet duckte Asch sich, als der Mann mit seinem Schwert nach unten stieß und sich aus dem Sattel beugte, um ihn zu erwischen.
Asch blinzelte, während ihm das grelle Licht noch immer die Sicht nahm. Er griff nach oben, packte den Mann und riss ihn aus dem Sattel. Dann stellte er dem Soldaten den Stiefel ins Genick und trat über ihn hinweg. Inmitten ihrer Wachen versuchte Sascheen ihr Zel zu wenden und davonzureiten.
Hinter ihr entstand dadurch eine leere Stelle, und Asch sprang vor.
*
Die Khosier sangen, als sie voranmarschierten. Pfeile gingen um die Standarte der Matriarchin herum nieder. Nicht weit
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