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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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Möglichkeit, dass sie ein gutes Blatt hatte – ein sehr gutes sogar.
    Sie warteten auf Koolas. Der große Mann sah zuerst seine Karten und dann die auf dem Tisch an und blinzelte mit dem linken Auge. Er schaute das Mädchen an.
    »Nee«, sagte er und warf seine Karten beiseite.
    Ché genoss das Spiel. Er wusste, dass er vermutlich verlieren würde, aber er griff trotzdem nach seinem Münzstapel, spielte einen Moment lang damit und lauschte dem metallischen Klirren. Das Mädchen tat so, als würde es ihn nicht beachten, während er es ansah, und er benutzte diesen Augenblick dazu, auf ihre Brust zu starren, deren Kurven vom Leder zusammengedrückt wurden.
    Bei diesem Mädchen kannst du nicht bluffen , entschied er schließlich und schob mit Bedauern seine beiden Karten von sich. Es gehört dir .
    Die junge Frau sammelte den Gewinn ein, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie warf Ché lediglich einen ganz kurzen Blick zu, und ein kleines Lächeln spielte um ihre Mundwinkel.
    Ein verdammter Bluff, erkannte er erstaunt. Dieses kleine Miststück hatte sie alle zum Narren gehalten.
    Ché lehnte sich wieder zurück und brüllte vor Lachen. Es ging im allgemeinen Lärm der Menge unter, aber als er verstummte, spürte er, wie gut es getan hatte, und schon war ein weiteres Spiel im Gange. Er zwinkerte einem der Thekenmädchen zu und bat es, Wasser und guten Wein zu bringen.
    Der Wein, der hier serviert wurde, war annehmbar, aber das Wasser schmeckte, als käme es aus dem See.
    »Wie geht die Evakuierung voran?«, erkundigte sich Koolas.
    »Solltest du dir das nicht persönlich ansehen, Kriegskorrespondent?«
    »Ich habe erst einmal genug gesehen, vielen Dank«, erwiderte der Mann gelassen.
    Ché warf auch seine nächsten Blätter weg; sie waren keinen Bluff wert. Er wollte zunächst das Spiel und den Stil der anderen sehen, bevor er sie sich vornahm.
    In der Nähe der Theke kam es plötzlich zu einem Aufruhr. Ein Mann stand auf einem Tisch, hatte den Schwanz aus der Hose genommen und winkte damit unter dem Gejohle seiner Kumpane. Der Tisch brach zusammen, und die Getränke darauf fielen zu Boden. Die Trommeln der Kapelle nahmen den Rhythmus auf, und die Musik schwenkte ohne Unterbrechung zu einem anderen Lied um. Die Sängerin jammerte nun leidenschaftsvoll; ihre Worte waren reinstes Khosisch, fast schon Alhazii in ihrer Betonung. Ché drehte sich um und beobachtete sie.
    Die Sängerin trug ein schwarzes, hautenges Satinkleid. Ihr Haar wurde mit lackierten Holzstäbchen zusammengehalten, und die Augen waren mit Kajalstift umrandet. Sie schwang die Hüften, während sie sang, und bewegte sich auf eine Art und Weise, die ihr die Blicke aller Männer im Raum und auch die der Frauen einbrachte. Die einen starrten sie verlangend an, und die anderen verlangte es, so wie diese Frau zu sein. Sie hielt den Blicken stand und legte sich die Arme um den Kopf, während sie sich in den Rauchschwaden schlängelte.
    »Calahee!«
    Ché wandte sich wieder dem Tisch zu. »Wie bitte?«, fragte er das Mädchen.
    »Calahee«, rief es durch den Lärm. »Es heißt, ihr gehört dieser Ort.« Er bemerkte, dass das Mädchen mit dickem lagosischen Akzent sprach.
    »Sie ist gut«, sagte er und sah dabei seine Gegenspielerin an.
    Der Wein war schwer; Ché spürte ihn bereits. Er beugte sich über den Tisch und streckte ihr die Hand entgegen. »Ich bin Ché.«
    »Das habe ich schon mitbekommen«, sagte sie und betrachtete ihn für einen Moment, bevor sie seine Hand ergriff. »Und ich bin Löckchen«, sagte sie zu ihm. Als sie ihn berührte, spürte er, wie sein Puls rascher schlug, und er sah, dass sie die Lippen ein wenig öffnete. Er drückte ihre Hand fester. Er wollte sie haben.

Kapitel zweiunddreißig
    Verlangen
    »General Glaub, es gibt Schwierigkeiten im westlichen Quartier.«
    Der Mann, der dies sagte, war Corporal Bere. Er hielt die Zügel seines schweißüberzogenen Zel fest in der Hand. Der Offizier war gerade von der Überbringung einer Botschaft an Hauptmann Aschtan zurückgekehrt, der das Westufer der Insel mit mehreren Einheiten der Rotgardisten besetzt hielt.
    »Schwierigkeiten? Mit wem?«
    »Mit einigen Zivilisten, die in Panik geraten sind. Sie haben beschlossen, nichts auf unsere Warnungen über den Chilos und den Soog zu geben. Sie glauben, sie können ihn mit ihren Flößen befahren.«
    Glaub sah den Mann im blassen Licht der Morgendämmerung eindringlich an. Bere war schmutzig, aber das waren sie inzwischen alle. Sein Helm war

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