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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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seinen Besucher gegen die riesigen Räder eines der Möbelwagen geschleudert.
    »Sind Sie in Ordnung?« hörte er jemanden keuchen.
    Phil Menning. Er kauerte neben ihm auf den Knien und starrte ihn durch seine runden Brillengläser an. Sein rechter Mundwinkel zitterte, Speichel floß über sein Kinn. Seine Lippe blutete.
    »Und Sie?«
    Menning grinste, tatsächlich, er schaffte das, wenn auch mit einer verletzten, flatternden, angebissenen Unterlippe: »Scheint so … Hab' alles bewegt … Scheint … scheint zu klappen … All Systems are working … Nur die Ohren … Und sehen Sie, hier, meine schöne Jacke …«
    An Mennings Schulter war ein Dreieck herausgerissen. Wahrscheinlich hatte ein Trümmersplitter das bewirkt.
    »Die Jacke? Und Ihr neues Auto? Das ist doch Ihr Wagen, nicht?«
    »Und?«, grinste Menning. »Er gehört der Firma!«
    Nerven hatte er. Ricks Achtung vor diesem Marketing-Fritzen wuchs.
    Drüben hatten sie jetzt die Feuerlöscher aus dem Möbelwagen und den anderen Fahrzeugen geholt. Die Explosion hatte die Frontseite des BMWs zerrissen. Heck und Seitenteile schienen ziemlich intakt. Keine besonders starke Ladung also, doch für den Fahrer hätte sie genügt.
    Aber wer hatte sie gelegt?
    Mennings Zähne schlugen klirrend aufeinander. Der Adrenalin-Schub hatte ihn erwischt.
    »Und haben Sie eine Ahnung, wieso man bei Ihnen Bomben legt?«
    Er schüttelte nur den Kopf.
    Sie saßen noch immer friedlich auf dem Boden.
    Niemand schien sie entdeckt zu haben. Wie auf einen geheimnisvollen Befehl hin, hielten die anderen Distanz.
    »Bei … bei Ihnen hätte ich die Geschichte … auch für sie … sinnvoller gehalten«, klapperte Menning.
    »Ich hab' so was schon hinter mir.«
    »Eine Autobombe?«
    »Klar. Vor zwei Jahren … Wir haben sie Gott sei Dank entdeckt!«
    »Und so was nennen Sie … ei… einen sicheren Ort?«
    »Weiß jemand Ihrer Leute in der Firma, daß Sie mich heute morgen besuchen?«
    »Na, Sie sind vielleicht gut … Das war doch gestern einer … einer der Haupttages… tagesordnungspunkte. Schließlich haben wir eine ganz hübsch große Werbeabteilung … Das Pro… Projekt unserer Zusammenarbeit ist vie… vielen bekannt …«
    Rosi Myers kam angerannt.
    Ihre angstvollen Augen waren weit aufgerissen, und ihre sonst perfekt frisierten britischen Hausfrauen-Löckchen hingen ihr wenigstens einmal ins Gesicht. »Um Gottes willen, Rick! Ich hab' Sie gar nicht gesehen. Der Möbelwagen … Wie ist das passiert? Sie bluten ja, Rick …«
    »So?«
    Er wischte mit dem Handrücken über die Stirn. Tatsächlich, die Hand war rot. »Nichts als ein kleiner Kratzer, Rosi.«
    »Ich hol' den Sanitäter.«
    »Den Teufel werden Sie tun. Lassen Sie uns in Ruhe.«
    »Aber wollen Sie hier sitzenbleiben?«
    »Natürlich wollen wir das. So bequem wie wir's hier haben. Also, Mr. Menning, wer sonst weiß etwas?«
    »Daß ich bei Ihnen bin?«
    Martin nickte.
    »Mein Gott, ich weiß nicht, welche Vorstellung Sie von einer Firma haben … Und vor allem von einer Firma mit einem genialen Chef an der Spitze? Wie alle genialen Chefs ist der Typ völlig wahnsinnig. Walcott hat nicht 'ne einzige ordentliche Tasse mehr im Schrank. Das macht mir das Leben ja so schwer.« Er riß die Augen hinter der Brille auf: »Sie meinen … Sie meinen, die Bombe war eine Drohung?«
    Martin schwieg.
    »Da haben wir's! Walcott benimmt sich wie ein Baby, das ständig Durchfall hat. Alles kräht er durch die Gegend. Alles muß raus … In diesem Fall haben wir sogar noch Gutachten von anderen Werbeagenturen eingeholt, ehe wir uns entschlossen, mit Ihnen zu verhandeln. Aber auch wenn Gott und die Welt weiß, daß ich hier bin – wieso eine Bombe? Meinen Sie wirklich, das war eine Drohung?«
    »Nennen wir es vielleicht eine Visitenkarte, Mr. Menning. Hätte der Täter Sie wirklich mit Ihrem Wagen in die Luft jagen wollen, wäre es wohl angebracht gewesen, zu warten, bis Sie hinter dem Steuer Platz nehmen … Es war eine ferngezündete Explosion. Mit Sicherheit war sie ferngezündet.«
    »Großer Gott«, stöhnte Menning, um dann mit unsicheren Händen der Brille wieder ihren korrekten Sitz auf seiner Nase zu verleihen.
    »Haben Sie immer noch Interesse an uns?«
    »Stehen wir erst mal auf …«
    Das taten sie auch. Mennings Beine schienen etwas unsicher. Mit dem Rücken lehnte er sich an den Möbelwagen, blickte zu dem Trümmerhaufen hinüber, der von seinem BMW geblieben war, schüttelte den Kopf und sagte: »Und ob wir Interesse haben.

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