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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vordermann gebracht werden. ›Erschließen‹ nennt man so etwas … Natürlich haben die United-Leute dabei mächtig geschmiert. Sie haben einfach ihr altes, schlichtes Rezept angewandt, mit dem sie bereits in Indonesien, Borneo und Sarawak Erfolg hatten. Und zunächst sah es ganz so aus, als würde es auch hier funktionieren. Aber merkwürdigerweise änderte sich vor einigen Monaten die Situation …«
    »Woher weißt du das?«
    »Woher schon?« lächelte sie. »Meinst du, ich hätte in KL nicht meine Beziehungen?«
    »Und was ändert sich?«
    »Was sich änderte? Sand kam ins Getriebe. Die United hatte zunächst die üblichen mündlichen Zusagen. Dann hieß es plötzlich, reichen Sie uns mal ihr Projekt ein. Und: Mit den Vorarbeiten können Sie ja schon ein bißchen anfangen … Die United-Leitung legte diese Sprüche auf ihre eigene Weise aus: ›Vorarbeiten‹ – für sie hieß das natürlich Straßenbau, Camps hochziehen, die ersten Logging-Aktionen.«
    »Ohne Lizenz?«
    »Sicher, ohne Lizenz. Mit dem Segen des lokalen Wohltäters. Hier in Tenenga heißt der Mann Pa Ulay. Als District Officer untersteht ihm die ganze Region. Er sitzt in Moong …«
    Nichts konnte er mehr, nicht atmen, nicht auftreten, gar nichts. Er war am Ende.
    Wenn es der Knöchel allein gewesen wäre … Aber dazu diese Hitze in ihm, so, als würde von innen gegen die Haut gestoßen.
    Schon in Moong hatte J.P. Bernier die Sandalen gegen seine alten Dschungel-Boots getauscht. Und was nützten sie? Dabei hatte er Schnürsenkel und Verschluß so weit offen, wie es nur überhaupt ging. Als aus den Schuhen eine Eisenklammer wurde, die ihn derartig peinigte, daß das Wasser ihm in die Augen stieg, hatte er versucht, sie mit dem Messer weiter aufzuschneiden. Dabei heulte er Rotz und Wasser, schluchzte wie ein kleines Kind und wußte gar nicht mehr so recht, was mit ihm überhaupt los war.
    Nichts half.
    Die Yamaha … Liegt irgendwo im verdammten Dschungel mitsamt dem Gewehrkoffer, liegt herum, und die Ameisen kriechen in die Schläuche, in die Satteltaschen, und die Scheiß-Viecher finden's prima, die Affen kacken herunter, die Dschungel-Hornissen bauen ein Nest in den Auspuff und irgendeine dieser Schlängel-Vipern, eine wie die am Morgen, vor der du's gerade noch geschafft hast wegzutauchen, ehe sie dich von ihrem Ast herab fertigmachen konnte, irgendein hundsgemeines, giftiges Dreckszeug wie diese Viper wird es sich unter dem Sattel gemütlich gemacht haben …
    Er hatte sich an einen Baum gekauert.
    Er hatte sich den Baum zuerst genau angeschaut. Das hatte er in der vergangenen Nacht versäumt, und ein ganzes widerwärtiges Raupengeschwader hatte ihn angekrabbelt. Diesmal war er vorsichtig.
    Er atmete schwer und flach. Feucht war es zwischen den Blätterwänden, heiß und feucht wie in einer Waschküche, nein, sie umschlossen ihn wie eine Gefängnismauer … Du hast Fehler gemacht, logisch, jeder macht mal 'nen Fehler, Alter, aber es gibt leider Fehler und Fehler, und darunter solche, die sich keiner leisten kann, auch wenn er sich für ein noch so großes As hält, weil er mal vor dreißig Jahren eine Platoon verfickter Scheiß-GIs durch den vietnamesischen Dschungel geführt hat.
    Aber dies ist nicht Vietnam, dies sind die Highlands von Malaysia. Und du bist dreißig Jahre älter, verdammt … Kannst ja so weitermachen, rumhocken, vor dich hin heulen – das ist genau das, was du tun solltest …
    Deshalb: Dreh den ganzen Wahnsinn nochmal zurück!
    J.P. Bernier schloß die Augen und versuchte sich den Weg vorzustellen, den er zurückgelegt hatte: zuerst die Stelle, an der er die Yamaha an einer Pistenbiegung hinter einer Staude mit riesigen, herzförmigen Blättern versteckt hatte. Daneben wuchs ein von violetten Lianenblüten bedeckter Baum. Er würde den Ort wieder finden, da war er sich sicher. Und kurz daneben war dieser Tunnel abgegangen, den er, blöd wie er war, für einen Dschungelpfad zur Station gehalten hatte. Es ging ganz gut am Anfang.
    Es ging lange gut …
    Doch was war hier gut, was war weit? Sechs –, siebenhundert Meter, ein Kilometer, zwei? Dann war's zu Ende. Kein Durchkommen. Du hättest zurückgehen müssen, Idiot. Aber du mußtest noch diese Kurve zwischen den Bäumen machen, und dann war da nichts mehr, an dem man sich orientieren konnte, dann hast du dich verirrt!
    Und jetzt? Was jetzt?
    Rick Martin versuchte zu verarbeiten, was er auf dieser Fahrt vom Flughafen alles von Maya erfuhr.
    Dennoch nahm er die

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