Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
schon so oft verfolgt hatte: Wieder trieb er auf dem dunklen Wasser der Färöer, in einem Schlauchboot, hatte nichts in den Händen als diesen kleinen Kasten, dessen Bedienungsanzeigen ihn anblinzelten. Ein Loran-Peilgerät. Es arbeitete mit Satellit, arbeitete fantastisch, automatisch, seine Funkimpulse lieferten exakt die Koordination, die er brauchte, er wußte nun genau, wo er sich befand, hier, zwischen eiskalten, schwarzen Wellenkämmen, die, einer hinter dem anderen, an den Wülsten seines Schlauchbootes vorüberwischten. Die ganze Welt war schließlich eingehüllt in Funkimpulse, nie bist du allein, jederzeit kannst du dich bis auf ein paar Meter darüber informieren, wo du dich befindest.
    Doch was nützt es dir, wenn du nicht weißt, wo du hinwillst? … Und wohin, wohin nur geht die Fahrt? …
    Ein Schrei schreckte ihn hoch. Dies war nicht die Nordsee, dies war Malaysia … Highlands … Tenenga-Gebiet … Auch endlos … Wo lag schon der Unterschied? …
    Jetzt wieder!
    Der Schrei kam vom Gästezimmer. Rick Martin stand auf, griff sich die Taschenlampe, tappte hinüber, riß die Tür auf.
    Der Halogenstrahl fiel aufs Bett. Es stank nach Schweiß, Krankheit und Erbrochenem.
    Und da saß er nun, hatte es irgendwie fertiggebracht, sich halb aufzurichten. Sein Gesicht, zuvor schon schrecklich anzusehen, hatte nun alle Farbe verloren. Die wulstigen, bläulichen Lippen waren zu einem schiefen, haßerfüllten Grinsen verzerrt, die Schlagschatten des Focus verwandelten Berniers Kopf in eine Dämonenfratze, den Mund in ein schwarzes Loch. Und dieser Mund sonderte Worte ab, stieß sie geradezu heraus, leise, röchelnd – aber es waren verständliche, französische Worte!
    Ja. Ganz deutlich.
    »Ich werde euch fertigmachen … Ihr seid dran … alle … umlegen werde ich euch … umlegen …«
    Er knipste die Lampe aus und ließ ihn dort, wo er war – in seiner Hölle … Wünsch ihm nicht, daß er überlebt, hatte Dan gesagt. Er wünschte es nicht. Als er das Zimmer wieder betrat, hörte er Mayas Stimme.
    »Was ist?«
    »Nichts. Gar nichts«, sagte er.
    »Doch … Bernier hat …«
    »Bernier? Laß ihn … Wer ist schon Bernier?«
    »Und ich?« Sie streifte das Laken von ihrem Körper, öffnete die Arme, er senkte sich auf ihren Körper, und sie liebten sich. Ihre verrückten Laute, ihr Atem, ihre Küsse … es liegt alles so dicht nebeneinander, ein Bernier, eine Frau wie sie, die Lust und das Krepieren …
    Über ihnen trommelte der Regen aufs Blechdach. Er wollte nicht aufhören. Und dort unten am Fluß hatten sie mit Bambusstäben, einem Stück Blech und ein paar Steinen dem Feuer einen erhöhten Platz gegeben, und das Blätterdach würde sie und die Flamme gegen das herabrauschende Wasser schützen. Der rote Punkt dort unten am Fluß leuchtete immer noch. Er leuchtete die ganze Nacht …
    Tiefhängende Zweige wischten über ihre Köpfe hinweg. Sie zogen eine schattengrüne Spur bis zur Mitte des Flusses.
    Nach dem Nachtregen war die Luft wieder kühl und frisch geworden, das Wasser hatte seine Lehmfärbung verloren und war so kristallklar, daß man Steine, Pflanzen und Fische auf seinem Grund erkennen konnte. Der schwere Geruch des Thai-Tabaks, den Pa-Telo rauchte, mischte sich mit Blütenduft, der aus dem Wald herüberwehte. Pa-Telos Jagdhund, der in der Mitte des Langboots auf dem mit Rattanschnüren festgezurrten Gepäck Platz genommen hatte, schnupperte nicht länger interessiert nach allen Seiten, sondern schlief ein.
    Nichts war zu hören. Nichts als das gelegentliche Plätschern des Ruders oder das sonore Geräusch eines Stakholzes, wenn eine Sandbank umsteuert wurde.
    Sie waren vor drei Tagen in Ungai, dem Dorf der Ipak, aufgebrochen. Die Ipaks, Tara und Dia unter ihnen, kamen im eigenen Boot über den Juani-Fluß, an dessen Ufer auch die Station lag. Die Balangi hatten ihr Zwölf-Meter-Langboot flottgemacht, Tida und Apa Jogeh, die beiden Männer des Jani-Volkes vom Berg Sadak, benutzten ein eigenes. Im Boot der Janis nahm auch Sungai Dayung und Vertreter des Stammes Aning, Platz. Zusammen mit Pa-Telo und zwei seiner Enkel saßen Rick und Maya im Langboot.
    Auf dem Gesicht des alten Mannes dort am Heck lag ständig ein Lächeln. Auch jetzt wieder. Er nickte Rick zu, als sei er ein Bruder. Selbst Tara meinte, Pa-Telo müsse ein großer Dayung sein, denn nur die Geister könnten einem Alten wie ihm die Kräfte eines jungen Mannes erhalten.
    Na, dachte Rick Martin, bei so viel spiritueller Hilfe kann

Weitere Kostenlose Bücher