Im Auftrag des Tigers
den er sein ›Fitneß-Center‹ nannte; Fitneß nicht nur wegen der Trainings-Apparate, der Hanteln und Streckbalken, sondern auch wegen des kleinen Schießstandes in der Ecke. Das Wichtigste war ein unauffälliger Stahlschrank, in dem er seine Waffen aufbewahrte. Aber das hatte Zeit. Gefragt war ein klares Konzept. Schließlich, zum Teufel: Du hast es noch nie bei einer Frau getan …
Und was für eine Frau! Er schüttelte erneut die Fotos aus dem Hefter.
Ein Spitzenweib, ohne allen Zweifel …
Es waren fünf Fotos, die im exakten Zirkel der Halogenlampe leuchteten. Alle zeigten Maya Nandi. Einmal im Tropenanzug auf einem Flugplatz mit einer Videokamera in der Hand. Zwei waren an Bord eines Schiffes aufgenommen. Auf den anderen beiden schien sie bedeutend jünger: Maya im Tennis-Dress. Lieber Himmel: Körper, Titten, Taille, Hintern – superklasse. Und dazu noch dieses Gesicht!
Die Daten hatte Bernier auch gelesen. Sie interessierten ihn wenig. Hier ging es um technische Fragen: der Ort, der Zeitpunkt, die Methode, die Waffe …
Doch jedesmal, wenn er sich mit dem Projekt beschäftigte, überkam ihn voller Bedauern der Gedanke: Welche Verschwendung!
J.P. Bernier hatte nichts gegen Frauen, obwohl er, wie die Dinge nun mal lagen, mit ihnen nicht viel anfangen konnte. Prinzipiell waren sie nach seiner tiefsten Überzeugung alle Huren. Gut, sollten sie, damit ließen sich schließlich ebenfalls gute, sogar sehr gute Geschäfte machen. Im Grunde, das war seine Überzeugung, hatte Gott die Frau als Vorbild, als er den Menschen erschuf, ihre Schönheit, ihre Fantasie, aber auch ihre Tricks, ihre List, ihre besondere Art von Humor – und ihr seidenweiches Fleisch. Das vor allem. Aber auch an ihre Dankbarkeit hatte er gedacht, die Art, wie sie zum Beispiel J.P.s Beschützerrolle zu honorieren wußten.
Hätte mir dieser Scheiß-Charly damals nicht den halben Schwanz weggeschossen, sagte er sich, würde ich nicht mit irgendwelchen Typen verhandeln, sondern mit einer ganzen Schar bis zum Tod ergebener Weiber durch die Lande ziehen.
Jawohl.
Aber auch so war's okay. Man mußte sich nun mal mit den Realitäten abfinden.
Realität für J.P. war im Augenblick die Tatsache, daß die erste Rate von fünfundzwanzigtausend Dollar auf seinem Konto in Hongkong eingegangen war. Er hatte bereits die Bestätigung erhalten. Zudem: Heute nachmittag um fünfzehn Uhr zwanzig würde eine Maschine in dieses Scheiß-Bergnest Kualang dort oben in den Highlands abgehen. Hier lag sein Ticket, ausgestellt auf Mr. Humbert Crain. In KL würde er die Maschine wechseln müssen.
Drei Tage hatte er geplant.
Doch wenn man, nur um nach Kualang zu gelangen, Umwege fliegen mußte, konnte man ernstliche Zweifel an diesem Zeitplan bekommen.
Er stand auf und ging zum Waffenschrank, tippte die Kombination ein und öffnete. Der kleine Aluminiumkoffer stand bereit. Er enthielt ein zerlegbares italienisches Bentoni-Gewehr mit einem Nachtsichtgerät. Ein Präzisionsgerät. Er zog eine Schublade heraus, griff nach der HK-765, steckte sie ins Halfter und wandte sich der Munition zu. Als er auch damit zufrieden war, überlegte er kurz und öffnete eine weitere Schublade. Ein dünnes, schmiegsames Stahlkabel, an dem zwei kräftige Holzknebel befestigt waren, blitzte im Licht auf. Es stammte aus Japan. Er hatte lange genug damit geübt, um alle seine Vorteile zu kennen.
Jean Paul Bernier ging wieder zum Schreibtisch, warf einen letzten Blick auf die Fotos und schüttelte den Kopf.
Dann steckte er sie behutsam in den Hefter zurück und löschte die Lampe …
»Wenn Sie nicht endlich losfahren, habe ich zu diesem Idioten von Taxifahrer gesagt, dann verpasse ich mein Flugzeug. Fahren Sie auf den Bürgersteig meinetwegen, fahren Sie die Seitenstraße dort rein … Sie kriegen ein gutes Trinkgeld … Aber der schüttelte immer nur den Kopf. Und dann zeigte er auf einen Polizisten und faselte irgendwas von seiner Lizenz … Wir standen also weiterhin im Stau … Mitten in der Stadt. Ein Glück, daß die Maschine Verspätung hatte … Also, das sage ich Ihnen: KL ist ein Irrenhaus! Die ganze Welt ist es. Und Kuala Lumpur ist so etwas wie die Krönung.«
Maya nickte. Die hübsche, kleine MAS-Stewardeß kam wieder vorüber und bot Papaya-Saft an. Dankbar für die Unterbrechung ließ Maya sich ein Glas füllen. Es nützte nichts. Der Turban-Typ neben ihr fing schon wieder an.
»Die ganze Stadt eine einzige Baustelle! Wenn man daran denkt, wie das früher
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