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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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uns überraschen lassen …
    Ja, tatsächlich, die richtige ›Durch Amerika in drei Wochen‹-Nummer war es gewesen. Absolut lustig. ›Rabbit‹ hatte er Rabindra getauft. Schließlich hatte der wirklich Zickzacks wie ein Hase geschlagen. An sich hätte es nicht das geringste Problem bereitet, ›Rabbit‹ in seinem New Yorker Appartement-Schuppen draußen in der Village umzulegen. Doch das hätte dem Prinzip widersprochen. Welches lautete: Tu deine Arbeit nie in der Stadt. Städte wimmeln von Zeugen. Städte haben Mordkommissionen mit Eierköpfen, die dir noch den letzten Nasenkrümel und das letzte Schamhaar zu einem Beweis breitklopfen. Städte haben ferner eine Presse, die ihren Bullen ständig in den Arsch tritt, und in diesem Fall ging es schließlich um das Mitglied einer UN-Kommission.
    Und vor allem, laß mal 'ne Leiche in einer Großstadt verschwinden …
    Deshalb: Geh in die Natur!
    J.P. hatte Dr. Nandi in Oregon erwischt. Auf einem einsamen Rastplatz. Um neun Uhr am Vormittag. Man hatte von dort einen prächtigen Ausblick über die tiefen Wälder im ersten Sonnenlicht. Rabindra Nandi hatte zunächst gepinkelt. Dann schälte er sich eine der Orangen, die er zuvor in einem Ort namens Greenville gekauft hatte. Er aß sie nicht zu Ende.
    J.P. hatte den Job mit der Drahtschlinge erledigt. Schnell, lautlos und vermutlich ohne viel Schmerzen für ›Rabbit‹.
    Vier Kilometer von dem Rastplatz entfernt hatte er dann eine Steilschlucht entdeckt, die an die zweihundert Meter in die Tiefe führte und an der Sohle so eng war, daß die einzige Baumreihe, die sich dort hielt, die Felswände berührte. Er hatte Nandi hinuntergesandt, zu den Füchsen, Mardern, Mäusen, Würmern und Ameisen …
    Nun, also würde es sich wieder um ein Wald- und Wiesenstück handeln …
    Das blauweiße Schild mit dem Ortsnamen hatten sie bereits passiert. Das ›g‹ von ›Moong‹ hatten Steinwürfe gelöscht. ›Moon …‹ stand nun dort. Es war kein Städtchen auf dem Mond, es schien überaus lebendig …
    Weniger mit den Augen, vielmehr mit dem Unterbewußtsein prüfte Maya die Eindrücke im Archiv der Erinnerungen: Sie kannte so vieles … Sogar den großen Baum dort rechts neben der Tankstelle … In seinem Schatten saß ein Mann … Früher, dachte sie, wenn wir tanken wollten, mußte der Diesel mit der Hand aus großen Fässern in die Einfüllstutzen gepumpt werden.
    Und dort oben, auf dem Hügel, der graue, flache Bau aus Zementblöcken: das Hospital. – Auch dort bist du doch schon gewesen.
    Wie in den Dörfern standen im Außenbezirk die Häuser auf soliden Hartholzstämmen, die Dächer waren mit Palmwedeln oder Rattanmatten gedeckt, Hühner flatterten zwischen den Hausstelzen hervor, Kinder spielten im Dreck. Dazwischen gab es auch feste Gebäude: wahre Hohlblock-Paläste, deren rauhe Außenflächen von den begeisterten Besitzern mit schreienden Farben bemalt worden waren.
    Die einzige Asphaltstraße führte zum Marktplatz, um den sich der Bazar, die einfache Holz-Moschee und ein Gebäude, das aussah wie eine Mischung aus Schule und Polizei-Wache, gruppierten. Von dort verlief sie hinauf zum Hospital.
    Das Hospital? Es war irgendein Notfall gewesen damals – ja, richtig: Ein Mitglied des Ipak-Stammes hatte seine junge Frau zur Station gebracht. Sie hatte ihr Kind verloren, und die Blutungen waren nicht zum Stillstand gekommen, so sehr sich Rabindra Nandi auch bemühte. In den USA, während seiner Universitätszeit, hatte er sich ein wahres Urwald-Doktor-Rüstzeug zugelegt. Diesmal allerdings half es nicht weiter. So hatten sie die sterbenskranke, totenblasse Frau und ihren Mann – an den Namen erinnerte sie sich jetzt: Tara – hierher ins Hospital gefahren. Es half nichts. Die Frau starb …
    Sie stoppten vor dem Bazar.
    »Willst du nicht zuvor tanken?«
    »Tanken? Dort drüben? Bei den Halsabschneidern? Ich kriege doch meinen Diesel hier viel billiger.«
    Na schön. Sie nickte beeindruckt. Zwei barfüßige, junge, malaiische Männer in Sarongs und T-Shirts rannten aus dem breiten Eingang des Bazars auf sie zu. Offensichtlich hatten sie Achmed mit Sehnsucht erwartet, denn sie wollten seine Hände nicht mehr loslassen.
    »Das ist meine Nichte Maya«, erklärte Achmed stolz. Die beiden reagierten mit Verbeugungen.
    »Du bist schön wie eine Blüte«, sagte der größere und strahlte sie mit seinen vom Bethelkauen braunverfärbten Zähnen an. »Du siehst aus wie ein Filmstar.«
    »So eine Nichte hättest du mir wohl nicht

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