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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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klopfte den Zeigefinger an die Stirn: »Tara, du weißt, daß das nicht stimmt. Du hast selbst im Camp gearbeitet. Du hast Bulldozer gefahren.«
    »Heavy equipment«, nickte Tara stolz. »Das hab' ich.«
    »Warum hast du dann deinen Leuten nicht gesagt, daß der Dayung sich irrt?«
    »Ich habe es gesagt, Tuan. Aber du kennst sie. Sie glauben mir viel, doch mehr noch als mir glauben sie dem Dayung.«
    Carpenter schlug nach einer Fliege, die ihre Kurven um den Reiskuchen zog. »Im Klartext bedeutet das: Wenn die United mit all ihren Leuten und Maschinen auch noch mit Bali Saleng verbündet ist, gibt es nichts, zumindest keine menschliche Macht, die sie stoppen könnte. Also dürfen sie sich alles leisten. Und werden weiterbauen und weiterholzen. Und das Schlimmste ist: Es stimmt auch noch … Der Teufel muß in diese Taiwanesen gefahren sein. Wie sie so einfach ihre Camps hochziehen, Straßen bauen und die Tenenga-Bäume abholzen …«
    »Es sind nicht allein die Taiwanesen, Dan.«
    Er beachtete Maya nicht. Er war in Fahrt: »Außerdem hätte ich verdammt gerne gewußt, wer diesen Bali-Saleng-Quatsch den Leuten in die Hirne pflanzt … War es wirklich der Dayung? Wenn man ihren Glauben kennt, ist die Bali-Saleng-Story ein geradezu geniales Stück psychologischer Kriegsführung. Die Strategie lautet: Klopft sie zunächst mit Geschenken weich und erzählt ihnen dann das Märchen von der unangreifbaren Bali-Saleng-Company.«
    Er lehnte sich zurück. Seine braungebrannten, kräftigen, mit Narben und Kratzern übersäten Hände lagen auf der Tischplatte.
    Schweigen.
    Maya sah erneut zu Tara hinüber. Sein Ausdruck zeigte nichts als stoische, unbewegte Freundlichkeit. Er war kein Tuan. Er wahrte sein Gesicht.
    Dann aber war es doch Tara, der sprach. »Sie haben Angst«, sagte er einfach.
    »Verstehe ich, aber …«
    »Sie haben Angst, Tuan. Sie kennen die Fremden und ihre Maschinen nicht, wie ich. Sie kennen nur den Wald. Und die Tiere. Dort haben sie keine Angst …«
    »Ja, Tara, du hast ja recht …«
    Tara ließ sich nicht beirren. »Sie sind neu für sie. Und schrecklich. Sie haben nichts gegen andere Menschen. Kein Volk hat das hier im Wald. Nicht mehr. Früher war das anders, du weißt das, Tuan.«
    »Ja, da seid ihr Kopfjäger gewesen.«
    »Das Wort bedeutet nichts, Tuan. Shit ist es … Wir haben unsere Gesetze befolgt und den Göttern gehorcht. Das war alles.«
    »Natürlich, Tara. Entschuldige.«
    »Aber jetzt ist es Zeit, wieder Krieger zu werden. Nur, wir sind zu wenig. Und zu schwach. Was sollen wir gegen die Maschinen ausrichten? Gegen diese eisernen Vögel, die Hubschrauber? Aber Feiglinge sind wir nicht. Und warum auch? Der Wald gehört uns. Wir müssen unseren Menschen nur die Angst nehmen. Und …«, er zögerte, »ja, die Höflichkeit auch.«
    Maya wunderte sich, wie würdevoll, aber auch präzise er sich in der fremden Sprache auszudrücken vermochte. »Zuerst kommt die Angst«, wiederholte er. »Fear, fear, fear … Ich werde sie ihnen nehmen, die Angst.«
    Tan hatte den Raum betreten und trug ein Tablett mit honiggesüßtem Mais und Passionsfrüchten herein. Tara warf ihr ein paar kurze, schnelle Sätze in seinem Ipak-Dialekt zu und sie nickte heftig.
    »Bali Saleng«, sagte er, »Bali Saleng wird uns nichts antun. Er kann nicht. Wir haben Bali Tana auf unserer Seite. Und noch wichtiger, den Geist des weißen Tigers.«
    Dan schloß resigniert die Augen. Doch er schwieg. Und Maya war ihm dankbar dafür.
    »Also ist unser Feind die Angst«, hörte sie Tara sagen. »Und ich werde sie besiegen. Das wird das erste sein.«
    Dan Carpenter wurde nun doch aufmerksam. »Und was heißt das? Was willst du tun?«
    »Ich werde einen Boten zu den anderen Stämmen schicken«, erwiderte Tara langsam. »Wir werden gemeinsam etwas tun. Ich kenne die Fremden. Ich kenne die Maschinen. Du wirst sehen, Tuan …«
    Sie erhob sich, schob sich aus der Spalte und trottete zur Felskante. Es war noch früh. Aber der Nebel hatte sich gelichtet, und da kam der Kleine schon, strich mit dem Hintern an ihrer Flanke entlang, und als sie sich niederlegte, setzte er ihr seinen Hals auf den Rücken und rieb mit seinem dicken, warmen Fell ihr Rückgrat.
    Der Platz war ideal: ein tiefer Spalt zwischen zwei moosbewachsenen Felsen. Und der Untergrund war dazu noch mit trockenem Laub und abgebrochenen Ästen gefüllt. › Blob … blob … blob …‹ Der Kleine gab seine winzigen, lustigen Zärtlichkeitslaute von sich.
    Die Tigerin rührte

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