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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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essen mit demselben Bauch, wir tanzen denselben Tanz, wir fühlen dasselbe Glück. Wir brauchen niemanden von außen. Und weil es so bleiben muß, wird keiner, hörst du, nicht ein einziger von uns, irgendein Papier von euch unterschreiben.«
    »Du bist ein Idiot. Ein kleiner, rückständiger Idiot. So wie ihr alle hier …« Der D.O. schrie jetzt: »Aber die Regierung, hörst du, die Regierung läßt sich nicht aufhalten. Die Regierung tut, was sie will. Sie tut das, was sie für richtig hält. Ist das klar?«
    Tara hatte zum Zeichen, daß er verstand, das Blasrohr leicht angehoben. Die beiden Polizisten richteten sofort ihre Gewehre auf ihn. Er lächelte sie nur an, schüttelte den Kopf, drehte sich um und ging zurück zu seinem Haus. Und auch die anderen gingen wie er zu ihren Häusern …
    Und dann erklang wieder das ekelhafte Schreien und Kreischen des Eisen-Insekts, das die Männer gebracht hatte. Sie flogen ab.
    Dies war lange vor dem Regen geschehen. Der D.O. aber hatte sich nicht wieder im Wald blicken lassen.
    Aber die Worte: »Wir tun, was wir wollen und was wir für richtig halten«, bewahrheiteten sich: Die Companies machten weiter. Und anscheinend brauchten sie keine Verträge mehr. Unten am Fluß, im Sadak-Gebiet, trieben sie ihre Straßen in den Wald, fällten die Bäume, Hunderte, Tausende von Bäumen. Dort gab es statt Wald und Tieren nichts mehr als toten, roten, trockenen Boden. Wie von schrecklichen Wunden gequält erschien der Wald …
    Maya öffnete die Augen und sah als erstes einen roten Plastikring, von dem ein großes, altersbräunliches und wohl immer wieder geflicktes Moskitonetz herabhing. Um sie war süßfeuchter Pflanzengeruch. Er wehte zum Fenster herein, und sie wußte wieder, wo sie sich befand. Sie sah auf die Uhr: sechs Uhr vierzig. Mit Kaffee konnte sie wohl nicht rechnen.
    Sie schob das Netz auf, angelte nach ihren Sandalen, zog sich Shorts und Hemd über und verließ den Gäste-Anbau der Station. Dann atmete sie erst einmal tief durch.
    Drüben auf dem jenseitigen Flußufer hatte sich die Sonne über eine Gruppe von Baumkronen hochgeschoben. Den Rest des Waldes verbargen weiße, wehende Nebelfahnen.
    Etwas bewegte sich über ihrem Kopf. Sie nahm die Augen hoch und blickte in ein kleines Drachengesicht. Eine Eidechse, ein Leguan? Ehe sie es entscheiden konnte, war die Stelle zwischen den Balken wieder leer. Sie lachte und ging an den Käfigen entlang. Die Affen balgten sich bereits um ihre Plätze. Sie hätten irgendeine Infektionskrankheit, hatte Dan am Abend erzählt. Er versuchte sie mit einem neuen Serum zu kurieren … Die drei kleinen Tiger dämmerten noch vor sich hin, sie hatten ihr Zementversteck noch nicht verlassen.
    Maya schlug den mit Holzpflöcken befestigten Weg hinunter zum Flußufer ein. Die Ipaks nannten ihn Juani. Er gehörte zu den vielen kleinen Berggewässern, die alle im Neggiri mündeten. Um den Hang beschrieb er einen Bogen, ehe er sich zwischen großen Steinen zu einem Becken erweiterte.
    Sie zögerte eine Sekunde, streifte sich dann doch die Kleider vom Leib, federte ab. Das Wasser nahm sie mit seiner erfrischenden Kühle in die Arme wie ein alter Freund.
    Sie ließ sich auf dem Rücken treiben. Eine Libelle huschte dicht über ihre Nase und schimmerte goldgrün auf, ehe sie im Schilf verschwand. Maya schwamm ein paar Kreise, ging ans Ufer zurück, drückte das nasse Haar aus, hörte den ersten Vogelstimmen dort im Wald zu und hatte für ein paar Sekunden das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Da war auch ein Brechen von Zweigen. Ein Tier? Gewiß … Und es mußte ein großes sein. Sie knöpfte die Shorts wieder zu und ging zurück, den Weg hoch, in der Hoffnung, die kleinen Tiger wären auch endlich wach geworden.
    Dann blieb sie stehen.
    Von den Stufen der Treppe, die zum Wohnhaus führte, erhob sich ein Mann. Er war beinahe nackt. Das Morgenlicht lag auf den starken Oberschenkeln und den schön modellierten Muskeln seines Oberkörpers. Er trug den Lendenschurz der Waldbewohner, darüber eine Art Weste, und stützte sich auf ein zwei Meter langes Rohr aus eisenhartem Holz. Die kunstvoll glattgeschliffene Oberfläche der Waffe wirkte wie Metall. An ihrer Mündung war ein Giftpfeil schußbereit befestigt.
    Ein beeindruckender Anblick!
    Sie ging näher. Nun glaubte sie auch, das Gesicht unter der waagerecht geschnittenen, pagenartigen Frisur zu erkennen: Das war Tara, ›der Mann mit der Narbe über der rechten Braue‹ …
    Der Ipak hob beide

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