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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Kleinen in die Höhle zum Verdauungsschlaf zurück. Als der Abend kam, brach sie mit ihren Söhnen zu einem Inspektionsgang nach Norden auf.
    Rick Martin hatte das Gefühl, im Chaos zu versinken.
    Gut, die Telefon- und Fax-Batterien seines Büros mochten ja noch funktionieren, Rosi Myers hatte die Apparate auf seinem Schreibtisch zusammengedrängt, aber selbst die wirkten wie Schiffbrüchige, die sich auf eine Insel gerettet hatten. Um ihn aber tobte der Umzug. Pit O'Neil, laut wie immer, fluchte, weil er irgend etwas suchte, das nicht mehr aufzutreiben war, Jim Bright schleppte Kartons mit Recherchen-Material und Fotos zum Ausgang, Packer türmten in allen EIA-Büros Papiere und Ordner in die Umzugskisten, Jenny Lansing streckte jede Minute ihren blonden Kopf mit irgendeiner Frage zur Tür herein, und zu allem Überfluß hatten sie ihm noch diesen Menschen, diesen Mr. Menning aufgehalst.
    Allerdings, aufgehalst? … Mr. Menning hatte sich nicht abweisen lassen. »Mein Gott«, hatte er ins Telefon gebrüllt, »mir ist völlig gleichgültig, ob Sie umziehen oder morgen nach Malaysia fliegen wollen! Von mir aus fliegen Sie auf den Mond! Aber ich werde mich nicht mit Ihrem Partner oder einem Ihrer Stellvertreter abspeisen lassen, Mr. Martin … Ich werde mit Ihnen reden, ausschließlich mit Ihnen! Habe ich mich klar ausgedrückt? Schließlich, wir sind an Ihnen interessiert. Und wenn wir an jemandem interessiert sind, dann können Sie sich vielleicht vorstellen, daß wir uns dieses Interesse auch etwas kosten lassen.«
    Rick konnte es sich vorstellen.
    Phil Menning war Marketing-Chef der UCD. Und die UCD wiederum hatte mit der Entwicklung neuartiger, miniaturisierter Videokameras nicht nur einen Überraschungs-Coup gelandet, sondern die asiatische Konkurrenz das Fürchten gelehrt. Und nachdem auch noch Philips bei UCD eingestiegen war, wurde die UCD-Aktie zum Börsen-Renner. Nun plusterte sich also dieser UCD-Mann mit seiner Wichtigtuerei in Rick Martins altem Ledersessel, während er selber sich den unbequemen Hocker herangezogen hatte, von dem aus sonst das Fax-Gerät bedient wurde.
    »Sie sehen, Mr. Menning, ich hatte allen Anlaß, Sie vor unserem Zusammentreffen zu warnen.«
    »Oh, Mr. Martin, mich stört das nicht. Für mich bedeuten Bewegung und Krach auch Dynamik.«
    Rick grinste erschöpft. Menning war schon ein eigenartiger Typ. Statt in cityübliches graues oder blaugestreiftes Tuch hatte er den dürren Oberkörper in ein weites, himbeerfarbenes Boxer-Jackett gesteckt. Dazu trug er graue Schlabberhosen und weiße Tennisschuhe. Er hielt eine der EIA-Mappen in der Hand und blätterte in dem bebilderten Kampagne-Material, während Rick sich selbst zuhörte, wie er den Standard-Vortrag herunterleierte, den er für derartige Gelegenheiten zurechtgelegt hatte: Das Jahr war gut gelaufen … TV-Ausstrahlungen, sogar Schulungs-Sendungen gab es rund um den Globus … Noch höhere Erfolgsrate als im vergangenen Jahr … Abonnenten-Zuwachs … Aber andererseits war auch die Kostenkurve hochgegangen, die Gelder für Agenten, Stützpunkte und Mitarbeiter in dreißig Ländern und für die entsprechende Kommunikation … Und jetzt auch noch der Umzug in die neuen Räume in der Kensington Street …
    Menning hob den Kopf und äugte durch seine runde, modische Buchhalter-Brille: »Hier, da hab ich's!« verkündete er.
    »Wie bitte?«
    »Nun, falls Sie darauf neugierig sind, wie wir darauf kamen, Sie für unsere Marketing- und Werbe-Strategie zu verwenden – es war dieser Wahnsinns-Film! … Ihr Film über die Pilot-Wale. Diese wunderbaren Tiere, jedes Jahr werden allein auf den Färöern zweitausend einfach so zusammengemetzelt. Also, dieser Film war erschütternd. Mr. Walcott, mein Chef, hatte sich die Kassette besorgt. Und als das Ding dann lief, war der Teufel los. Unsere Mädchen rannten heulend raus. Die konnten sich das nicht ansehen. Sogar Walcott ging es unter die Haut. Und der ist ja nun wirklich ein harter Knochen … Wer hat den Film eigentlich gedreht?«
    »Ja nun«, sagte Rick und bewegte ein wenig sein Bein. Er war daran gewöhnt, daß bei solchen Fragen die Narbe zu schmerzen begann. »Ich zum Beispiel«, sagte er, um Phil Mennings Blick endlich loszuwerden. »Eigentlich lief die Aktion noch unter Greenpeace-Regie. Aber da ich die Rechte besaß, verwendeten wir den Film gewissermaßen als Startkapital für die EIA. Er lief in allen TV-Stationen, zu denen ich Verbindung herstellen konnte. Und das bedeutete

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