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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Pfeilspitzen. Ein Material, das härter ist als Kupfer und Bronze. Ich habe den Beweis dafür.« Damit griff er an seinen Gürtel und zog aus einem Futteral, das von seinem Umhang verdeckt wurde, einen Dolch aus Bronze.
    »Führe einen Hieb mit dem Messer aus Eisen, Herr.«
    Jotham war skeptisch. »Meinst du das im Ernst? Mein Arm ist stark, aber dein Bronzedolch noch stärker.«
    »Schlag damit zu!«
    Jotham hob den Arm und ließ die Waffe niedergehen – und der Dolch aus Bronze, mit dem der Ermittler zur Parade angesetzt hatte, wurde in zwei Hälften gespalten.
    »Halla!«,
entfuhr es dem Schiffbauer. Er wog den eisernen Dolch in seiner Hand ab, hob und senkte ihn, spürte sein Gewicht, seine Stärke – seine
Macht.
»Mögen uns die Götter beistehen«, murmelte er.
    Und in Jothams Herz war eine neue Begierde geweckt.

    Tamar machte sich nichts aus dem Kind, das sie austrug. Das Ungeborene war für sie lediglich Mittel zum Zweck, denn es sicherte ihr das Überleben. Sobald es da war, würde sie es ihrer Mutter und der Großmutter überlassen. Oder wem auch immer. Wenn sie an die Zukunft dachte, dann nur daran, wie reich sie einmal sein würde. Jetzt, da sie wieder ein Zuhause und den Schutz von Elias’ Namen hatte, konnte sie daran denken, sich einen Mann zu suchen und ihm den Kopf zu verdrehen – einen wohlhabenden Mann, der sie in ein herrliches Leben in einem exotischen Land entführen würde.
    Sie war froh, als die Wehen einsetzten. Sie fand es schrecklich, wie dick und behäbig sie geworden war, dass ihre Knöchel anschwollen und sie hundertmal am Tag Wasser lassen musste! Bei der zweiten Wehe sagte sie Avigail Bescheid, die daraufhin die Frauen der Familie zusammenrief, um Weihrauch zu entzünden, zu den Göttern zu beten und bei der Geburt Hilfestellung zu leisten.
    Fünfzehn Stunden lang dauerten die Wehen, immer wieder schrie Tamara: »Holt es endlich aus mir raus!«, und dann kam das Kind – ein gesunder Knabe mit kräftigen Lungen, und in dem Augenblick, da er ihr auf die Brust gelegt wurde, vollzog sich in Tamar eine grundlegende Veränderung. Als sie das blutverschmierte und zerknautschte Gesichtchen sah und die winzigen, unruhigen Händchen, als sie das jämmerliche Quäken hörte, überwältigte sie ein nie gekanntes Gefühl. Liebe. Mütterliche Zuneigung. Weinend drückte sie den Kleinen an ihre Brust. Welch ein hinreißendes kleines Geschöpf!
    Nachdem sie sich etwas erholt hatte, kostete sie ihren Sieg aus, gratulierte sich zu dem, was sie erreicht hatte. Das ist wahre Frauenmacht, sagte sie sich. Ich habe Leben erschaffen. Und keiner konnte sie mehr aus dem Haus jagen. Sie hatte ihnen den heiß ersehnten Enkel geliefert. Schaut sie nur an, wie glücklich sie lächeln, wie schnell sie mir vergeben. Großmutter ist bereits dabei, sämtliche Freundinnen zu informieren, das Fest für seine Namensgebung zu planen, die Götter zu preisen, dass sie ihnen diese Freude beschert haben.
    Einen Monat war es her, dass Tamar nach Hause zurückgekehrt war und ihr Vater befohlen hatte, sie dürfe ihm nie wieder unter die Augen treten – und jetzt kam er jeden Tag an ihr Bett, bewunderte das kleine Wesen, das sie stillte, den Jungen, den sie zur Welt gebracht hatte. Seine Augen verrieten Stolz. Ich wurde zwar nicht als Junge geboren, hätte sie ihm gern gesagt, aber ich habe dir einen geschenkt. Sie wusste, dass er ihr vergeben hatte und dass sie in absehbarer Zeit wieder als vollwertige Tochter der Familie angesehen werden würde. Vielleicht sogar als die am meisten geachtete
Frau,
wo doch nicht einmal ihre eigene Mutter einen Sohn vorzuweisen hatte.
    Mein
Sohn …
    Mit mütterlicher Liebe, der innigen Verbundenheit, die sie für dieses neue Wesen, das aus
ihrem Blut entstanden war, empfand, hatte sie nicht gerechnet. In dem namenlosen Fischerdorf damals waren so viele Männer gewesen! Sie hatte ihre Gesichter vergessen und wie sie gerochen hatten. Sie hatten nichts mit der Entstehung dieses wunderschönen Kindes zu tun.
Er ist aus mir entstanden. Nur aus mir.
    Ich werde dich Baruch nennen, und von jetzt an bin ich nicht mehr Bat Elias, sondern werde bis an mein Lebensende den ehrenwerten Namen Em Baruch tragen …

    Hannah brachte etwas zu essen. Trotz Mutter Avigails Freude, endlich ein männliches Kind im Haus zu haben, hatte allein Hannah ihrer Tochter verziehen. Einer Mutter stand schließlich das Recht zu, die Sünden ihrer Kinder zu vergessen und sie mit Liebe zu überschütten.
    Als sie das

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