Im Auge des Falken (Regelence-Serie) (German Edition)
beugte sich zu Aiden und flüsterte: »Hoffentlich dauert das nicht zu lange.«
Aiden hörte ihn kaum. Er war zu beschäftigt damit, sich ehrfürchtig umzusehen und die ganze Szenerie in sich aufzusaugen. Überall rannten Menschen hin und her, alle redeten durcheinander, was ein statisches Hintergrundrauschen erzeugte. Ein riesiger Sichtschirm vor ihnen zeigte die Sterne und etwas, das nach den Trümmern der Marchioness aussah. Es war chaotisch und Nate befand sich mittendrin. Offiziere kamen zu ihm, um Bericht zu erstatten und Befehle zu erhalten. Alle paar Sekunden sagte jemand: »Aye, aye, Captain.«
Das alles zu beobachten, ließ in Aiden ein klaustrophobisches Gefühl aufsteigen und in seinem Kopf begann es, sich zu drehen, weswegen er sich auf Nate konzentrierte.
Nate war groß, er überragte die meisten der anderen Offiziere. Er rief Befehle und überflog nebenbei Berichte, ohne auch nur ein einziges Mal innezuhalten. Es war überaus faszinierend und ein bisschen einschüchternd, Nate in seinem natürlichen Element zu sehen.
Nicht nur das Gold auf seiner Uniform unterschied ihn von den anderen. Sein ganzes Verhalten drückte Autorität aus. Das konnte er Nate nicht wegnehmen. Er konnte Nate niemals bitten, das hier aufzugeben. Tief durchatmen, Aiden...
Schließlich kam Nate wieder zu ihnen, aber seine Aufmerksamkeit war noch immer auf seine Mannschaft gerichtet.
»Bringen Sie uns in einen Orbit um Regelence. Lieutenant Taylor, melden Sie uns an und erbitten Sie ordnungsgemäße Freigabe. Lieutenant Kindros, schicken Sie einen offiziellen Bericht ins IN-Hauptquartier und an Admiral Jenkins.«
Die Befehle wurden von einer Flut an Aye, aye, Captain s beantwortet, bevor Nate seine Hand auf Aidens Rücken legte und die ganze Gruppe die Brücke verließ.
»Kommt bitte mit in meinen Bereitschaftsraum.«
Der Bereitschaftsraum des Captains war in gedämpften Farben gehalten, maskulin und wundervoll still. Er erinnerte Aiden ein bisschen an das Herrenzimmer seiner Eltern. Es gab sogar einen großen Schreibtisch aus Eichenholz, auf dessen Kante Trouble Platz nahm. Sein Vater und Cony ließen sich in zwei Sessel sinken und Nate setzte sich mit Aiden auf die große, marineblaue Ledercouch.
Nate legte einen Arm auf die Rückenlehne und Aiden konnte nicht anders, als sich seitlich an ihn zu kuscheln. Das würde womöglich für eine Weile das letzte Mal sein, dass er Nate zu Gesicht bekam.
Nate schlang einen Arm um seine Schultern und gab Aiden einen Kuss auf die Stirn. »Habt ihr etwas erfahren, während ihr auf dem Schiff festgehalten wurdet?«
»Das, was wir gehört haben, klang so, als hätte Braxton die Waffen für Geld gestohlen, um irgendwelche Pläne zu kaufen, die er wiederum für noch mehr Geld weitergeben wollte. Nur hatte er nicht vor, das Geld für die Pläne auch wirklich zu zahlen, stattdessen wollte er sie stehlen, verkaufen und damit noch reicher werden.« Aiden zuckte die Schultern. »Anscheinend war die Entführung von Trouble und mir ein nachträglicher Einfall, um an noch mehr Geld zu kommen.«
Trouble nickte und erzählte weiter. »Braxton wusste, dass wir ihm durch Aidens Zeichnungen auf die Schliche kommen würden. Er wollte Regelence verlassen. Caldwell steckte mit drin und der Captain auch. Ich weiß nicht, ob das auch für Benson galt, aber der wusste auf jeden Fall, was Caldwell vorhatte. Er war auch derjenige, der Aidens Zeichenpads wiederholt gestohlen hat.«
Nate und Cony tauschten einen Blick, aber keiner von beiden sagte etwas.
»Wurde Englor dabei irgendwie erwähnt?«, fragte Steven.
Aiden runzelte die Stirn. Englor war Nates Heimatplanet. »Nein. Warum?«
»Wir haben bei Benson eine Nachricht gefunden, adressiert an einen IN-Colonel namens Hollister, der dem Marine-Corps von Englor angehört.«
»Was stand drin?« Trouble legte den Kopf schief. »Glaubt ihr, dass Englor was mit der Sache zu tun hat?«
Nate schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Die Nachricht lässt auf das Gegenteil schließen. Offensichtlich untersuchte Benson den Vorfall und erstattete dem Colonel Bericht. Es scheint, als wären wir nicht die Einzigen, die herausfinden wollen, was hinter dem Ganzen steckt.
Benson sagte, sie würden Baupläne kaufen, aber er hat nicht erwähnt, wofür oder wer sie an Braxton verkaufen will. Er hat Andeutungen gemacht, dass es sich um ein hochrangiges Regierungsmitglied handelt. In dem Schreiben teilt Benson dem Colonel mit, dass die ganze Sache größer ist, als
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