Im Auge des Falken (Regelence-Serie) (German Edition)
ihm erneut die allererste Perspektive zeigte, bemerkte Nate, dass die Tür zur Linken einen Spalt breit offen stand.
»Jeffers, wohin führt die offene Tür?«
»In den Hauptteil des Gebäudes.«
»Und wohin die andere?«
»In die Dienstbotenquartiere.«
»Können Sie mir die andere Seite der ersten Tür kurz vor dem Abschalten zeigen?«
»Sehr wohl, Milord.«
Der Computer präsentierte einen anderen Korridor mit dunkelgrüner Tapete oberhalb der Wandverkleidung. Es gab drei Türen, die in regelmäßigen Abständen von einer Seite abgingen, und zwei auf der anderen.
Nate runzelte die Stirn. Der Gang war wie ausgestorben. Das musste nicht viel heißen, nachdem Jeffers für beinahe zwei Stunden abgeschaltet gewesen war. Der Diebstahl konnte jederzeit innerhalb dieses Fensters passiert sein.
»Die Kamera ist über der Tür zum Keller angebracht?«
»Ja, Milord.«
»Gibt es noch andere Aufnahmen dieses Korridors?«
»Nein, Milord.«
»Verdammt. Wo im Schloss befinden wir uns?«
»Ihr seht den Korridor außerhalb der Räumlichkeiten der Prinzen.«
Er fragte sich, welche davon wohl Aidens waren, verdrängte den Gedanken aber schnell wieder. »Zeigen Sie mir diesen Korridor unmittelbar nachdem Sie wieder in Betrieb waren.«
Der Bildschirm flackerte und zeigte damit an, dass das Video gewechselt hatte, aber das Bild war das gleiche wie zuvor. Niemand war unterwegs und nichts ließ darauf schließen, dass jemand sich an der Kontrolleinheit zu schaffen gemacht hatte. Warum war Payton auf keiner der vorherigen Aufnahmen zu sehen gewesen, wenn er doch für Jeffers' Auszeit verantwortlich war?
»Gibt es Aufnahmen aus Paytons Räumen?«
»Nein, Milord. Ich besitze lediglich Audio-Zugang zu den Schlafzimmern und die Informationen werden nicht wie bei den öffentlichen Bereichen gespeichert.«
Interessant. »Welche Tür gehört zu welchem Prinzen?« Nate wollte lieber nicht zu genau über die Formulierung seiner Frage nachdenken. Eigentlich benötigte er nur die Zuordnung von Paytons Tür.
»Die Räume zur Rechten, beginnend bei denen, die hier am nächsten sind, gehören Rexley, Tarren und Colton. Auf der linken Seite befinden sich Paytons und Aidens Zimmer.«
Also wohnten Payton und Aiden Tür an Tür. »Besitzen Sie Wärmesensoren in diesem Korridor?«
»Nein, Milord, ich habe nur in den öffentlichen und sicherheitsversiegelten Bereichen der Residenz vollen Zugriff. In den privaten Korridoren verfüge ich nur über Video- und Audio-Aufzeichnungen.«
Er wusste, dass Payton auf das rote Knöpfchen gedrückt hatte. Es war nicht unbedingt notwendig, dass er herausfand, wie der Prinz das gemacht hatte, aber ihm wäre wohler gewesen, hätte er es sehen können.
»Haben Sie vollen Zugriff auf den Dienstboten-Korridor?«
»Ja, Milord.«
»Dann zeigen Sie mir den Gang, der von dort in den Keller führt, direkt vor und nach dem Abschalten.«
Ein schmaler, weißer Flur erschien auf dem Bildschirm, von dem zahlreiche Türen abgingen. Niemand war zu sehen. Die Aufnahme wurde schwarz und erschien wieder. Der Flur sah genauso aus wie zuvor, mit Ausnahme einer Tür, die jetzt ein Stück offen stand.
»Jeffers, was befindet sich hinter der offenen Tür?«
»Das Zimmer des Kammerdieners von Lord Aiden.«
Nate schloss die Augen und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass der Mann unschuldig war und er nichts mit den Ermittlungen der IN zu tun hatte, aber sein Name tauchte wirklich an den seltsamsten Orten auf.
Aiden weckte in ihm das Bedürfnis, wieder der Mann zu werden, der er gewesen war, bevor er sein Zuhause verlassen hatte. Ein Mann, der vertrauen konnte. Er ließ in Nate den Wunsch nach einem normalen Leben aufkeimen, dem Leben, das er hinter sich gelassen hatte.
Aber Nate war nicht mehr dieser Mann. Er war ein Captain, der für ein Schiff voller Menschen verantwortlich war... und für diese Ermittlung. In sein altes Leben zurückzukehren, war keine Option. Dieses widerspruchslose Akzeptieren, ohne zu hinterfragen, führte nur zu Herzschmerz.
Wen kümmerte es also, dass vor Aiden nie jemand solche Gefühle in ihm geweckt hatte? Liebe auf den ersten Blick? Nate schnaubte, setzte sich wieder auf und öffnete die Augen. Vollkommener Blödsinn.
Er hatte schon seit einer gefühlten Ewigkeit keinen Sex mehr gehabt. Er musste Aiden aus dem Kopf bekommen. Aber die Zufälle waren zu zahlreich, um sie zu ignorieren – Aiden, der ihn ausspionierte, das Versprechen, zu schweigen, dass
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