Im Bann der Dämonin
wenig manipuliert, sodass er keine Antwort geben konnte. Die Tatsache, dass sie sich mit sich selbst unterhalten musste, tat ihrer guten Laune jedoch keinen Abbruch.
Prendere due piccioni con una fava. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen .
Wieder kam ihr diese Redewendung in den Sinn.
Auch sie würde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie würde endlich ihr jährliches Opfer darbringen.
Und gleichzeitig Rache nehmen für Brandons Tod als Mensch.
Brandon kam kurz nach Luciana am Flughafen von Detroit an und wandte sich an den Ticketschalter.
„Es tut mir leid, Sir“, sagte die Frau am Schalter. „Sie haben unseren einzigen Direktflug nach Venedig für heute verpasst.“
Rasch ließ er den Blick über die Anzeigentafel mit den weite-ren Abflügen für den Tag schweifen. „Es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben. Können Sie mir eine alternative Ver-bindung heraussuchen?“
Ihre Finger klackerten über die Tastatur, während sie unverwandt auf den Bildschirm ihres Computers sah. „Ich kann Sie über London schicken. Der Anschluss ist allerdings sehr knapp,es könnte sein, dass Sie es nicht schaffen.“ „Buchen Sie mich auf die Maschine!“
Als er im Flieger saß, musste er sich zwingen, still zu sitzen und nicht herumzuzappeln. Jetzt kam alles darauf an, dass er Lucianas Reiseziel richtig vermutet hatte und noch rechtzeitig kam, denn das würde über Judes Leben oder Tod entscheiden.
Brandon hatte keine Ahnung, wieso es ihm so wichtig war, dass Jude überlebte. Er wusste nur, dass es wichtig war – selbst nach allem, was Jude getan hatte.
Brandon sah aus dem Fenster, auf die Wolken, und dachte angestrengt nach.
Wohin geht sie wohl?
Die Erlöserkirche ist zu auffällig. Dorthin wird sie niemals zurückkehren.
Eine Stimme tauchte in seinem Kopf auf. Es war nicht Lucianas Stimme, sondern die ihrer Schwester, Carlotta. An dem Tag, als er ihr in der Glasgalerie begegnet war. „… die Stücke werden in liebevoller Handarbeit auf der Nachbarinsel Murano gefertigt, wo einst aufgrund der Brandgefahr alle Glaswerkstätten angesiedelt wurden …“
Das war das Ziel der Dämonin. Brandon war sich ganz sicher.
Auf Corbins Jacht, die noch immer im Bacino di San Marco ankerte, stand Massimo vor dem Erzdämon und bot ihm seine Dienste als Türhüter an.
„Ich bin so froh, dass Sie sich für mich entschieden haben“, teilte ihm Corbin gerade mit. „Jetzt können wir zusammen auf unser gemeinsames Ziel hinarbeiten: die Zerstörung der Kompanie der Engel. Und mehr noch. Die Zerstörung der Menschheit.“
„Ja, signore .“
„Luciana hat Sie gut ausgebildet. Aber Sie müssen Ihre Loyalität ihr gegenüber vergessen. Sie hat Sie im Stich gelassen, ummit diesem primitiven Engel Brandon davonzulaufen. Sie wissen, dass er für das Verschwinden Ihrer kleinen Freundin verantwortlich ist, nicht wahr?“
„Ja, signore .“
Massimos Herz gierte nach Rache.
Und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sich eine Gelegenheit bieten würde.
22. KAPITEL
L uciana brachte ihr Opfer diesmal nicht in die Erlöserkirche. Nachdem sie auf dem Flughafen von Venedig gelandet war, hatte sie ein Boot gechartert und war zur nahe gelegenen Insel Murano gefahren.
An den Ort, an den sie eigentlich nie wieder hatte zurückkehren wollen.
An den Ort, von dem sie wusste, dass sie ein für alle Mal die Opfergaben beenden konnte.
„Ich bringe dich an einen ganz besonderen Ort“, erzählte sie Jude, während das Boot sicher durchs Wasser glitt. „Wir werden eine fornace besichtigen, eine Glasbläserei. Du wirst die einzigartige Gelegenheit haben, die Glasbläserkunst von einer Seite kennenzulernen, wie es die Touristen sonst nicht erleben.“
Jude starrte weiterhin stumpf ins Leere. Er bekam weder von ihren Worten noch von der Umgebung etwas mit. Als sie sich der Insel näherten, verlangsamte sie die Geschwindigkeit und lenkte das Boot durch die Kanäle, bis sie das von ihr auserwählte Gebäude erreicht hatten. Sie legte an und vertäute das Boot. Dann führte sie ihr Opfer über die fondamenta zur fornace .
Wie die Glasgalerie in der Rio Terá dei Assassini gab es auch hier ein Ladengeschäft mit Verkaufsraum. Die Glasgegenstände standen im Dunkeln. Wie in der Galerie herrschte auch hier nachts vollkommene Stille.
„Ich habe diese Glasbläserei immer gehasst, genau wie die Galerie.“ Luciana erschauderte, als sie Jude durch den Laden führte. Sie ging mit ihm zu einer großen eisernen Doppeltür, die von
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