Im Bann der Dämonin
die Klinge seiner Haut bedrohlich nahe kam. Noch ein zweites Mal stach sie nach ihm. Diesmal spürte er, wie die gezackte Klinge sein Hemd zerriss, ihm die Haut aufschlitzte und bis zu seinen Muskeln vordrang.
Blitzschnell packte er ihr Handgelenk.
Und drückte es so lange, bis sie keuchend das Messer fallen ließ.
Zwei Finger seiner anderen Hand rammte er in den Druckpunkt an ihrem Hals und nutzte den Schwung ihrer eigenen Bewegung aus, um sie an sich vorbei zu manövrieren. Schon lag sie in seinem Arm wie eine Tangopartnerin. Kurz bevor sie auf den Boden stürzte, hielt er sie fest.
„Wenn Sie sich benehmen, ist die Sache schnell erledigt.“Brandon wollte das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen.
„Wer sich benimmt, hat das Nachsehen“, konterte Luciana. „Sie haben ja keine Ahnung, mit wem Sie es zu tun haben. Aber das werden Sie schnell herausfinden. Ich werde Sie direkt in die Hölle schicken!“ Dann holte sie tief Luft und schrie: „Diavolo! Fürst der Finsternis, hilf mir!“
Darauf folgte nichts als eine schreckliche Stille. Brandon lächelte und sah sie an.
„Ich würde sagen, er kommt nicht.“
Seine kurze Unachtsamkeit nutzte sie sofort aus und rammte ihm ihr Knie zwischen die Beine. Ein heftiger Schmerz durchfuhr ihn.
Augenblicklich ließ er sie los.
Sie schrie, als sie auf den Boden knallte und sich die Scherben in ihren Rücken bohrten. Ihr langes Haar lag wie ein dunkler Heiligenschein ausgebreitet um ihren Kopf herum. Die Scherben darin glitzerten im Mondlicht. Doch ihre Augen funkelten noch heller. Giftig. Tödlich.
„Wer zum Teufel sind Sie?“
„Niemand“, erwiderte Brandon.
„Sagen Sie mir Ihren Namen. Zumindest das sind Sie mir schuldig.“
„Brandon Clarkson.“
„Nun, Brandon. Diese Runde geht vielleicht an Sie, aber ich muss Sie warnen: Der Kampf ist noch lange nicht vorbei.“
Ihr Körper war perfekt geformt und betörend. Ihre Sinn-lichkeit gefährlich. Wenn nicht sogar todbringend gefährlich.
Mach deinen Job, Schutzengel, ermahnte er sich selbst.
Er zog sie hoch. Ihr Kleid war am Rücken mit Glassplittern gesprenkelt. So wie seine Arme. Sie hatte immer noch Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
Brandon zog aus seiner Gesäßtasche Handschellen, die er jetzt über ihren Handgelenken zuschnappen ließ.
Das Zischen, das sie dabei ausstieß, ähnelte dem einer Katze, die bei lebendigem Leib gehäutet wird.
Er tastete ihr Kleid ab und suchte nach Waffen. Steckte eine Hand in ihre Tasche, zog eine Kreditkarte hervor und einen Lippenstift. Er warf einen raschen Blick darauf, dann steckte er beides zurück. Abschließend tastete er ihre Beine unter ihrem Kleid ab. Und versuchte zu ignorieren, was er dabei empfand.
„Das ist sexuelle Belästigung“, stellte sie kühl fest. „Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber Sie verletzen meine Rechte.“ „Menschenrechte sind menschlichen Wesen vorbehalten. Die haben Sie mit Ihrem Tod verwirkt.“
Er nahm das Glasfläschchen in die Hand, das zwischen ihren Brüsten baumelte. Mit einem Ruck zerriss er die Goldkette und schob sich das Fläschchen in die Tasche.
Dann nahm er einen Seidenschal von einem Ständer neben dem Ladeneingang und wischte sich damit das Blut von den Armen. Anschließend legte er ihn um ihre Schultern, um die Wunden vor neugierigen Blicken zu verbergen. Nicht, dass ihn die Meinung irgendwelcher Menschen interessiert hätte. Aber trotzdem. Ein blutbefleckter Schal war besser als ein von Glassplittern gespickter Rücken.
Unbarmherzig zog er sie mit sich. „Kommen Sie.“ „Wohin wollen Sie mich bringen?“
„An einen Ort, an dem Sie keinen Ärger machen können.“
Luciana begriff, dass sie einen schweren Fehler begangen hatte. An den Händen gefesselt zerrte er sie durch die Straße der Getöteten.
Sie spürte, wie Blut ihren Rücken heruntertropfte.
Alle verlorenen Seelen starrten sie jetzt an. Jede Bewegung auf der Straße erstarb. Niemand rührte sich, weder Kobolde noch Geister. Sie duckten sich vor Brandons Anwesenheit, als glaubten sie, er wäre zu mächtig, um von ihnen berührt werden zu können.
Kaum war er vorbei, kam wieder Leben in die Straße.
Dieser Mann war wohl doch kein Grünschnabel. Die Energie, die von ihm ausging, schwächte Luciana und sandte an alle Wesen um sie herum die Botschaft: Wagt es nicht, mich zu verärgern . Sie taumelte angesichts dessen und spürte ihre eigene Energie schwinden. Ihr Absatz verfing sich im Kopfsteinpflaster, und sie stolperte und
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