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Im Bann der Dämonin

Im Bann der Dämonin

Titel: Im Bann der Dämonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Chong
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Gondoliere krümmte sich vor Angst.Aber Brandon wich nicht zurück. Er konnte nicht zurückweichen. Mit seinen grauen Augen schaute er immer noch ganz ruhig Luciana an. Eine ganze Weile lang.
    „Sie können mich hier und jetzt zerstören, wenn Sie wollen. Allerdings wissen Sie, dass Sie damit einen Krieg entfachen werden, den Sie nicht mehr beenden könnten.“
    Es entging ihm nicht, dass sie frustriert den Mund verzog.
    Noch einmal stieß der Drache Feuer aus, dann verschwand er wieder in den Tiefen des Kanals.
    Der Gondoliere kauerte zitternd im hinteren Teil des Bootes. „Bitte fahren Sie weiter.“ Brandon half dem Mann auf die Füße. „Das war nur eine Illusion. Ein Schreckgespinst der Nacht.“
    Einen Moment lang überlegte er und wollte die Erklärung nicht so recht akzeptieren.
    „Wer würde Ihnen schon Glauben schenken, dass Sie einen echten Drachen gesehen haben? Es war nur ein Trick meiner Freundin hier. Sie ist Illusionistin“, erklärte Brandon.
    Nun begann auch Luciana, auf den Mann einzureden – auf Italienisch.
    Unsicher lächelte der Gondoliere, doch dann stellte er sich wieder an seinen Platz und ruderte weiter.
    „Sind Sie jetzt zufrieden?“, fragte Luciana und lehnte sich in die Kissen. „Ich hätte der Kreatur befehlen sollen, Sie in die Vergessenheit zu befördern, wo Sie hingehören. Warum bestehen Sie nur darauf, mir jeden Spaß verderben zu müssen?“
    „Weil das mein Job ist. Es ist meine Bestimmung, zu glauben, dass alles und jeder auf dieser Welt, wenn die Wahl besteht, sich für das Gute entscheiden würde. Sogar Sie. Sie können von mir aus jeden Trick aus dem Ärmel zaubern, den Sie auf Lager haben, doch nichts von alledem wird mir Angst einjagen.“
    „Ich vermag es vielleicht nicht, Ihnen Angst einzujagen. Aber trotzdem lauert etwas Dunkles in Ihnen. Das ist der Punkt, an dem Sie verwundbar sind. Davor sollten Sie sich fürchten.“
    Sein Herz begann zu rasen. Vor dieser Wahrheit hatte er tatsächlich mehr Angst als vor der mythischen Kreatur, die sich gerade aus den Gewässern dieser trügerischen Stadt emporgehoben hatte.
    Luciana beugte sich zu ihm. „Ich kann mich um diese Dunkelheit kümmern. Ich kann Ihnen geben, was Sie haben wollen.“
    Du kannst mir nicht geben, was ich haben will. Das kann niemand, dachte Brandon wehmütig.
    „Junge Liebende.“ Der Gondoliere hatte inzwischen seinen Schock überwunden und deutete das Flüstern seiner Passagiere als Intimität. „Venedig ist eine Stadt für Liebende. Sehen Sie, da vorne ist die Seufzerbrücke. Hier heißt es, wenn sich ein Liebespaar unter dieser Brücke küsst, wird ihre Liebe ewig halten.“
    Die Dämonin legte ihre Hand auf Brandons Schulter. Ihre Berührung war so zart wie die Berührung eines Schmetterlingsflügels. Diese Zartheit überraschte Brandon.
    Wie kann eine Frau, die gerade erst einen wütenden Drachen aus der Lagune von Venedig heraufbeschworen hat, so sanft sein?
    Mit der anderen Hand deutete sie nun auf die Brücke, die sich über ihnen spannte, sodass Brandon einen Moment von Luciana abgelenkt war. Als er sich ihr wieder zuwandte, erhellte ein Streifen Mondlicht ihr Gesicht, bevor sie kurz darauf im Schatten unter der Brücke verschwanden. Ohne nachzudenken, rückte er näher an sie heran. Behutsam drehte er ihren Kopf zu sich.
    Du bist hier auf einer Mission, dröhnte sein Verstand. Du musst alle deine sieben Sinne beisammenhalten .
    Küss sie, forderte sein Bauchgefühl. Und das tat er.
    Es war nicht mehr als eine leichte Berührung ihrer Lippen, ein flüchtiger Kontakt, so sanft wie ihre schmetterlingshafte Berührung. Und dennoch durchfuhr ihn ein Schock, sowie Haut auf Haut traf. Ein Schock, der ihn bis ins Innerste erschütterte.Es fühlte sich an, als wäre er in eine andere Welt hinübergedriftet, die so ätherisch und vergänglich war wie ein Traum.
    Brandon spürte, wie ihre Lippen sich öffneten, spürte, wie sie Luft holten. Spürte ihren Mund bebend auf seinem, um dort vollkommen reglos zu verharren. Nach einer Weile, die ihm endlos erschien, entfuhr ihr ein sachtes, kaum merkliches Seufzen.
    Bin ich wach oder träume ich? Er konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Der Schmetterlingseffekt fiel ihm ein: Geringfügige Änderungen können langfristig zu einer völlig anderen Entwicklung führen, das war die Kernaussage dieser Theorie. Die schiere Anwesenheit eines kleinen Insekts konnte ganze Wetterlagen verändern. Konnte zur Entstehung oder zur Nicht-Entstehung eines Hurrikans

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