Im Bann der Dämonin
hast den Punkt überschritten, an dem du diesen Auftrag allein erledigen kannst.“
„Sie ist nur ein Dämon.“
Aber da waren sie wieder, die Zweifel, angefacht durch das, was Luciana heute Nacht gesagt hatte.
„Vielleicht bin ich nicht gut genug.“ Es war ihm zuwider, diese Worte vor Michael auszusprechen. Doch es gab niemanden sonst, den er um Führung und Hilfe bitten konnte. „Ein Teil von mir begehrt sie. Begehrt die Dinge, die ich aufgegeben habe, seit ich ein Engel wurde. Aber selbst ein göttlicher Auftrag kann nicht die Dinge ersetzen, die ich zurückgelassen habe.“
„Ich verstehe, dass du über deinen menschlichen Tod nicht hinwegkommen kannst. Aber siehst du denn immer noch nicht,dass der Tod nicht das Ende ist? Ich habe immer und immer wieder versucht, dir das zu zeigen. Jeder deiner Aufträge führte dich an ein Ziel – dem Ziel, dir mehr Weisheit zu verleihen. Um die Welt zu verstehen. Nicht alles ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Nichts ist statisch.“
„Was zum Teufel soll das bedeuten?“
„Es bedeutet, dass du nicht alle Informationen hast. Du bist noch nicht so weit, dass du alles über die Umstände deines menschlichen Todes erfahren kannst. Seit deiner Berufung hat man dir das unzählige Male gesagt. Also beschäftige dich nicht länger damit!“
„Was soll das alles? Wieso muss ich in diesem Körper gefangen sein?“
„In einer menschlichen Hülle zurück zur Erde geschickt zu werden gestattet dir, die Menschen verstehen zu lernen. Ich zum Beispiel, der ich so weit entfernt bin von der Erde und von einem menschlichen Körper, kann den Menschen nicht auf dieselbe Weise helfen, wie du es kannst.“
„Das ist doch eine Scheißbegründung. Im Grunde haben deine Antworten mich nur eins gelehrt: dir nicht zu trauen. Und auch, dass du mir nicht traust.“
„Du weißt, dass das nicht stimmt. Wir vertrauen dir bedingungslos. Und im Moment geht es auch gar nicht darum. Ich bin gekommen, um dich zu warnen. Luciana Rossetti steht kurz davor, ein Loch in dein Bewusstsein zu reißen. Du scheinst nicht zu begreifen, wie viel Macht sie ausüben kann, wenn man ihr die Gelegenheit dazu gibt.“
„Warum hast du dann ausgerechnet mich auf diesen Fall angesetzt?“
„Weil es eine Möglichkeit für euch beide ist, zu wachsen, für dich und Luciana.“
„Dann lass mich die Sache auf meine Art erledigen. Du musst mir erst einmal beweisen, dass das nicht funktioniert.“ „Es bist nicht du, der bestimmt, wo es langgeht, Brandon.Pass auf, dass dir dein Ego nicht in deine Mission hineinfunkt“, rügte Michael ihn. „Ich werde dir keine genauen Anweisungen geben. Aber Luciana ist ein sehr manipulatives Wesen, und du läufst ernsthaft Gefahr, ihr nichts entgegensetzen zu können. Ich gebe dir noch zwei Tage, um die Sache auf deine Art zu erledigen. Aber dann werden die Erzengel eingreifen und übernehmen.“
Brandon gab keine Antwort, sondern drehte sich einfach um und ging davon. Er ließ den Erzengel stehen.
Luciana kam zu Hause an und knallte die Tür hinter sich zu. Atemlos lehnte sie sich dagegen, dankbar, einmal mehr entkommen zu sein.
Einem Erzengel. Unmöglich .
Man konnte in dieser Stadt kaum einen Meter gehen, ohne ein Heiligenbild zu passieren, aber einen leibhaftigen Erzengel bekam man nur selten zu Gesicht. Sie jedenfalls.
Offen gestanden hatte sie nie zuvor einen leibhaftigen Erzengel gesehen.
Die Türhüter hatten sich im vorderen Zimmer versammelt und schienen eine erhitzte Diskussion zu führen. Als Luciana hereinkam, verstummte die Unterhaltung. Alle sahen sie an.
„Violetta ist noch nicht wieder zurückgekehrt“, eröffnete Massimo ihr, während er rastlos durchs Zimmer lief. „Es war ein Fehler, das Mädchen loszuschicken. Sie ist keine von uns. Wir hätten sie niemals hier festhalten dürfen. Wir hätten einen Weg finden müssen, ihr sofort zu helfen.“
„Hör auf, dich um sie zu sorgen“, zischte Luciana. „Sie ist ein Geist, kein verloren gegangener Welpe. Es gibt wichtigere Dinge, um die wir uns kümmern müssen.“
„Wo waren Sie heute Nacht?“
„Ich bin den Engeln begegnet.“
„Den Engeln? Plural?“ Massimo riss die Augen auf.
Sie dachte an ihre Flucht vor Brandon, den Kuss und die Begegnungmit dem Erzengel.
Die Türhüter würden nie wagen, ihr diese Frage zu stellen, und doch beschäftigte sie alle nur eins.
Wieso haben Sie ihn heute Nacht nicht getötet?
„Sie müssen einen Weg finden, ihn rasch zu vernichten“, sagte
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