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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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widersinnig dieses Gefühl war. Genau wie alle anderen starrte er in das charismatische Gesicht des Anführers und wartete gebannt darauf, dass er wieder sprach.
    Mit einem Mal erinnerte sich Timothy: »Zyracc!«, immer wieder hatten die Homorden auf den Boten gerufen: »Zyracc! Wir werden angreifen!«
    Der Name brannte sich in Timothy Hirn, als wäre er eine überlebenswichtige Botschaft. »Zyracc!«, entrann es seinen Lippen leise, es klang bewundernd. Sein Sitznachbar drückte seinen Arm einträchtig und lächelte.
    Nachdem Zyracc seine Anhänger eine scheinbar unendliche Weile schweigend taxiert hatte, ging er auf sie zu, nicht ohne den Blick von seinem Publikum zu wenden.
    »Es ist erst wenige Annoten her, da habe ich vor einigen Auserwählten gesagt: Wir werden die obere Welt zurückerobern! Ich sei ein Phantast, erwiderten einige damals!«, sagte er mit wissendem Lächeln, wobei sein Blick einen Moment lang auf zwei Homorden in der ersten Reihe zu ruhen schien, die ihre Köpfe sogleich fügsam senkten. »Ich jedoch prophezeite ihnen«, fuhr Zyracc kraftvoll fort, »dass wir zu nie dagewesener Stärke erwachsen werden! Viele nannten mich daraufhin einen Narren! Ich versprach ihnen, dass wir ein ganzes Heer bilden werden, dazu fähig, über alle Provinzen die absolute Herrschaft zu erlangen!«
    Zyracc war bei dem letzten Satz stehengeblieben und donnerte jedes Wort heraus, als wolle er seine Zweifler persönlich treffen. Doch dann breitete er seine Arme aus und lächelte nachsichtig. »Und jetzt frage ich euch«, sagte er mit erhobenem Kinn, »wer hat Recht behalten? Die Zweifler oder der Narr?«
    Für wenige Atemzüge war es totenstill. Dann sprang eine grell schimmernde Niptradin auf, stieß ihre mit dem violetten Tuch umschlungenen Arm in die Luft und schrie aus vollem Hals: »ZY-RACC! WIR – WERDEN – ANGREIFEN!«
    Fast gleichzeitig schnellte das Heer der Homorden in die Höhe und schloss sich dem Schlachtruf an. »ZYRACC! WIR – WERDEN – ANGREIFEN! ZY-RACC! WIR – WERDEN – ANGREIFEN!«, donnerte es durch die Reihen.
    Auch Timothy war aufgesprungen, er stieß sein nacktes Handgelenk in die Luft und verfiel dem Rausch der machterfüllten Verbundenheit. Diesmal blieben seine Lippen nicht stumm.
    Zyracc hob seine Hand, um sich Gehör zu verschaffen, doch erst als die Validen wiederum mit den Schlägen ihrer Stämme die aufgepeitschten Anhänger übertönten, brachen die Rufe zögerlich ab.
    »Ich habe Recht behalten«, sagte Zyracc selbstgefällig und nickte einem der Validen beiläufig zu, der daraufhin durch einen unscheinbaren Spalt in einen fremden Teil der Höhle verschwand. Zyracc sprach weiter, ohne dem Validen nachzublicken. »In diesem Moment sehe ich über Tausend Homorden, jeder für sich stark, doch zusammen über alle Maßen mächtig!«, rief er anerkennend, wobei er seine Hände öffnete, als wollte er die Kraft seiner Anhänger hinein fließen lassen.
    »Wenn ich also in die Zukunft blicke, sehe ich genau diese Homorden über alle fünf Provinzen des Lemurischen Reiches herrschen!«, fuhr Zyracc mit einer Energie fort, die auch Timothy elektrisierte. »Der Ältestenrat hat uns schon zu lange geführt, ohne eine Rückkehr in die obere Welt auch nur in die Nähe eurer Möglichkeiten zu bringen. Aber wenn ich euch heute sage, wir werden nicht nur das lemurische Reich, sondern auch die von Menschen besetzte Welt wiedererobern, nennt ihr mich dann einen Phantasten? Nennt ihr mich dann einen Narren?«
    Wieder erhob sich der Schlachtruf, doch Zyracc erstickte ihn im Keim, indem er beschwörend die Hände hob. »Ich verspreche euch: Wir werden angreifen!«
    Jetzt waren die Homorden nicht mehr zu bremsen. Immer wieder schmetterten sie ihrem Anführer seine eigenen Worte entgegen: »WIR WERDEN ANGREIFEN«, und Zyracc ließ sie gewähren.
    Erst als der Valide aus dem Spalt wieder zurück auf das steinerne Podium stapfte, wurden die Rufe verhaltener und mischten sich mit dem einen oder anderen unterdrückten Aufschrei. Hinter dem Validen stolperten die Lemuren her, denen Timothy es verdankte, unbeschadet den Oimach passiert zu haben. Es waren vier an der Zahl, jeder durch eine schwere Kette verbunden, die sich um ihren Hals schlang.
    Timothy kannte sie nicht, doch wusste er von jedem der Gefangenen den Namen. Sie waren in seinen Kopf einfach aufgetaucht: Dolinda, eine grobschlächtige Vinin mit aufgequollenem Gesicht, deren Doppelkinn über die Kette an ihrem Hals quoll. Timothy wusste plötzlich,

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