Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
Vom Netzwerk:
kurz zuvor. Auch er hatte nur dieses eine Wort, diesen einen Namen im Kopf und schrie ihn hinaus, als wäre er ein zum Überleben rettender Anker.
    Doch plötzlich drängten sich Worte wie Hexenwerk und schwarze Magie in seine Gedanken. Sie tauchten einfach auf und ließen Timothy auf unangenehme Weise zur Wirklichkeit zurückfinden. Ihm war mit einem Mal eiskalt. Was, zum Teufel, tat er hier eigentlich? Dort vorn stand genau die Person, die ihm wahrscheinlich am meisten nach dem Leben trachtete, und er rief dessen Namen …
    Die Rufe der anderen gellten weiter durch die Höhle, aber sie berührten Timothy nicht mehr. Fassungslos sah er zu dem Podium, an dessen steinernen Wänden sich eine dünne Eisschicht gebildet hatte und auf Zyracc zuwuchs.
    Der Homordenführer hielt seinen Stab fest auf den fetten Händler gerichtet. Timothy konnte das Gesicht nicht sehen, aber er wusste ohnehin, was geschah. Die Eiskristalle breiteten sich knisternd aus, streckten ihre feinen Verzweigungen gezielt auf Linus zu und umschlossen wenige Atemzüge später seine Füße.
    Timothy wusste, dass der Händler nur noch wenige Augenblicke zu leben hatte und dann zu Staub zerfallen würde, genau wie es bei Godo gewesen war, und er selbst spürte, wie sich kalter Angstschweiß über seinen Rücken legte. Erstmalig wagte er es, sich nach seinen Freunden umzusehen. Avy und Loo saßen mit offenen Mündern am Ende der Reihe hinter Timothy und bemerkten seinen verzweifelten Blick nicht.
    Die Rufe der Homorden waren verebbt. Es war, als hätte das Eis alles um sich herum eingefroren, auch die fast Tausend Homorden schienen wie versteinert. Niemand bewegte sich, genau genommen. Timothy sah wieder nach vorn. Entsetzlich langsam überzogen die Kristalle den Saum von Linus schäbigem Umhang und umfassten schleichend seine Knöchel. Timothy spürte, wie seine Hände zitterten, und sah auf sie herab. Und dann verstand er.
    Niemand war erstarrt. Nur er allein erfasste seine Umgebung unfassbar schnell. Als der Gobbel sich in Lillis Haaren festgebissen hatte, war es auch so gewesen. Und plötzlich begriff er, dass nicht seine Hände zitterten, sondern die Beine vibrierten, auf denen seine Hände lagen. Timothy sprang auf. Er konnte dem fetten Händler helfen, er konnte Zyracc besiegen und ihm den Stab entreißen, der anscheinend alles zum Gefrieren brachte.
    Ohne es zu verstehen, fand er sich einen Augenblick später neben Zyracc wieder, der nach wie vor den Stab auf Linus gerichtet hielt. Das Eis hatte bereits dessen Oberkörper überzogen, noch aber lebte er! Timothy schoss nach vorn, um den massigen Coloren aus der Schusslinie von Zyraccs Hexenwerkzeug zu stoßen. Und dann sah er es!
    Das Buch lag auf einem violetten Kissen, hinter den Gefangenen. Nur eine kleine Ecke blitzte zwischen Linus‘ erstarrtem Körper und Zyraccs stählernen Leib auf, aber sie genügten Timothys geschärften Sinne, um sicher zu sein: Die Seiten des Buches waren in einen Einband aus Wurzelholz gefasst, auf dem sich klar die ersten Buchstaben abzeichneten: DRU!
    Noch während Timothy nach vorn stürzte, schätzte er die Chancen ab, den Händler zu retten und gleichermaßen nach der Drudel zu greifen. Zyracc musste geplant haben, das magische Buch als Höhepunkt seiner Machtdemonstration zu öffnen. Es lag griffbereit hinter ihm.
    Timothy hatte das Podium erreicht. Seine Hände prallten ungebremst gegen den steinharten Körper von Linus, den er gleichzeitig aus der Schusslinie bringen wollte, um dann nach dem Buch zu greifen. Doch nichts geschah. Der fette Händler stand, zu einem Eisbrocken gefroren, unbeweglich an der Stelle, ohne seinem Schicksal entrinnen zu können.
    Timothy fuhr herum und sah in Zyraccs starres Gesicht. Seine Augen sind es! , schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Schon von Weitem war ihm irgendetwas an dem Homordenführer erschreckend bekannt vorgekommen, und als er ihm jetzt in die Augen sah, war es, als blicke er in sein Spiegelbild. Sie waren von dem gleichen unergründlichen Grau wie seine eigenen und wiesen die gleichen goldenen Funken auf …
    Einen kurzen Moment ließ sich Timothy von dieser Absonderlichkeit ablenken, dann aber schoss er um Zyracc herum, griff nach dem Buch, stopfte es unter seine Kutte und drehte sich so schnell um sich selbst, dass Sand unter seinen Füßen aufwirbelte.
    In welche Richtung musste er fliehen, um die Grotte so schnell wie möglich zu verlassen? Sein Blick glitt über die Reihen der Homorden, blieb den Bruchteil

Weitere Kostenlose Bücher