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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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Ich schätze, dass Mandalan so groß ist wie …«
    Anscheinend wusste der Color nicht, in welches Verhältnis er die Provinz setzen sollte. Timothy war klar, dass Loo noch nie eine Stadt in der Oberwelt hatte betreten können. Wenn er seinen Freund richtig verstanden hatte, war ein Leben unter der Erde bereits Alltag für die Lemuren, als Loo das Licht der Welt erblickt hatte.
    »Es leben mehrere Tausend Lemuren alleine in unserer Provinz«, versuchte Loo zu erklären. »Neben Mandalan gibt es noch vier weitere, von denen wir wissen. Aber wahrscheinlich existieren auch noch Provinzen, deren Tunnelsysteme nicht mit unseren verbunden sind. Mandalan war die letzte Provinz, die errichtet wurde, und die modernste. Die vor Dekaden verbannten Lemuren lebten erst nur in natürlichen Höhlen und Tunnelsystemen. Kann sein, dass immer noch welche dort hausen. Wer weiß, wie viele Lemuren wir tatsächlich sind.«
    Ins Gespräch vertieft gingen sie den ersten gerade ausgeschachteten Gang entlang, den Timothy seit seiner Ankunft zu Gesicht bekam. Lampions erhellten, in exakt vermessenen Abständen, die rötlichen Wände, um ihnen den kurzen, ansteigenden Weg zu weisen. Alles wirkte sauber, sachlich und gepflegt.
    »Da vorn um die Ecke und wir sind da«, meinte Loo plötzlich sehr nervös. »Denk dran, was ich dir gesagt habe. Kurze, aber tiefe Verbeugung zur Begrüßung, lange Verbeugung, aber nur angedeutet, zur Verabschiedung. Nicht reden, ohne gefragt zu werden, und dem, der ganz links sitzt, nicht in die Augen sehen.«
    »Ja, Loo, stell dir vor, ich hab's nach der vierten Wiederholung verstanden«, antwortete Timothy gereizter, als er wollte. Auch er war nervös. Und mit einem Mal fiel ihm wieder etwas ein, dass Loo am vorherigen Abend beiläufig erwähnt hatte.
    »Oh weia, ich habe gar kein Gastgeschenk!«, rief er erschrocken. »Sie werden beleidigt sein und denken, dass ich sie verachte …«
    »Gastgeschenk? Nein. Keine Geschenke für die Ältesten. Es wäre vermessen, etwas schenken zu wollen, was auch nur annähernd gut genug wäre, um –«
    Die Freunde waren um die Ecke gebogen und blieben abrupt stehen. Der Tunnel mündete in einer kreisrunden Höhle, in deren Mitte ein Mädchen saß und geschickt mit fünf Kugeln jonglierte. Fasziniert sah Timothy sie an. Sie hatte blaue, stachelige Haare, die zu allen Seiten abstanden, und ihre Haut schimmerte bläulich. Erst auf den zweiten Blick erkannte Timothy, dass es sich weniger um Kugeln, sondern mehr um Wasserblasen handelte, die unter ihren Händen wabernd durch die Luft geschleudert wurden. Doch als das Mädchen die Freunde erblickte, erstarrten die Wasserblasen in der Luft, um im nächsten Augenblick mit einem unschönen Geräusch auf dem Erdboden zu zerplatzen.
    »Schade«, murmelte Timothy. Es war ein zauberhafter Moment gewesen.
    »Hi, da seid ihr ja endlich«, rief das Mädchen, als hätte es auf sie gewartet.
    Loo sah seinen Freund schulterzuckend an.
    »Kennen wir uns?«, fragte er, an das Mädchen gewandt.
    Ihr Erscheinungsbild war so auffällig, dass man nicht umher konnte, sie anzustarren. Timothy erkannte, dass ihre Kleidung eindeutig aus der Menschenwelt stammte, aber menschlich schien sie nicht zu sein.
    »Eine Niptradin«, flüsterte Loo ihm ungefragt zu.
    Die hautenge, blau schimmernde Unterbekleidung war allerdings das einzig niptradentypische an ihr. Ansonsten trug sie ein rosa TüTü und eine lässige Kapuzenjacke mit der Aufschrift »Girls only«.
    »Jap, eine Niptradin namens Avy«, rief das Mädchen ihnen zu, sprang auf und verbeugte sich leicht vor Timothy, der es ihr unsicher nach tat.
    »Du bist also Timothy«, stellte sie fest. »Der dicke Color da kann ja auch kein Mensch sein, bei dem erkennt ja jeder auf drei Bartlängen, dass er ein waschechter Lemur ist. Also, die hohen Herren sind noch mit den Bellaren-Abgeordneten beschäftigt. Ich warte schon eine halbe Ewigkeit, um euch nicht zu verpassen. Wenn mein Vater wüsste, dass ich hier draußen bin, würde er mich wahrscheinlich von einem Validen in Ketten legen lassen, aber bis jetzt hat er keinen Schimmer«, sagte sie lachend und ohne dabei Luft zu holen.
    Loos Verbeugung beschränkte sich auf ein knappes Kopfnicken, er war sichtlich beleidigt. »Meine Statur kann als durchaus schlank bezeichnet werden – für einen Coloren«, fügte er zähneknirschend hinzu.
    »Und du musst dann wohl Loo von den Coloren sein«, sagte sie wie aufs Stichwort und musterte Loo ungeniert. »Jetzt verstehe ich,

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