Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
Rat.«
»Eins noch«, wisperte Loo, damit der Troll ihn nicht hören konnte. »Im Hohen Rat sitzt einer, von dem ich weiß, dass er Menschen hasst. Sein Name ist Malignus, und er ist gefährlich. Du wirst ihn an seinen tiefschwarzen Pupillen erkennen …«
»Und?«, hakte Timothy nach, da Loo nicht weitersprach.
»Sieh ihn einfach nicht in die Augen, okay?«
Timothy nickte stumm und blieb unsicher vor der Wand zum Decertum stehen, doch ihm blieb keine Zeit, weiter über Loos Warnung nachzudenken, denn sein Freund schob ihn energisch in die Wand. Es fühlte sich nicht so durchlässig an wie beim letzten Mal, das Vorankommen war fast unmöglich, und plötzlich kam Timothy nicht weiter, so sehr er sich auch mühte. Doch gerade, als er hektisch nach Luft schnappen wollte, zog etwas von der anderen Seite mit einem Ruck an seinem Arm, und im nächsten Moment sah er sich einem Berg Haaren gegenüber stehen. Timothy stolperte zur Seite. Verdattert blickte er an dem Haarberg empor und sah in das grinsende Gesicht eines Validen.
»Das war ein klassischer Mauerfänger. Und das gleich beim ersten Permatieren«, lachte der Riese.
»Beim zweiten«, flüsterte Timothy heiser.
Im nächsten Moment traten Loo und Avy ins Decertum und fielen sogleich in eine tiefe Verbeugung. Timothy tat es ihnen nach.
Noch bevor Darius sich von seiner Steinbank erheben konnte, sprang Aqulla auf und schob sich energisch an dem Ältesten vorbei.
»Avylia!«, rief er aufgebracht »Was hast du hier zu suchen? Du darfst das Decertum nicht ohne ausdrückliche Erlaubnis betreten!«
Avy sah ihren Vater, der sich in seiner Ältestenrobe vor ihr aufgebaut hatte, einen Moment lang mit eingezogenen Schultern an. Dann straffte sich ihr Körper. »Ich werde mit dem Menschen und dem Coloren die Drudel suchen und finden.«
Timothy sah fragend zu Loo, der jedoch krampfhaft die Wandfackel der anderen Seite fixierte.
»Dürfte ich erfahren, wieso Eure Tochter besser informiert ist als unsere Magistrate?«, fragte Darius, als er sich zwischen Avy und ihren Vater schob. Die steile Falte auf seiner Stirn verhieß nichts Gutes.
»Ich kann es mir nicht erklären, Darius. Ich kenne die Regeln«, entgegnete Avys Vater.
Seine Tochter holte tief Atem. »Er kann nichts dafür«, sagte sie. »Ein Freund von mir … es ist der Dan. Er beherrscht seine Gabe wirklich gut und bekommt daher einfach alles mit, ohne dass er es will, und … es war keine böse Absicht. Aber nachdem ich von Timothy erfuhr …«
»Du hast meine Gedanken ausspionieren lassen?«, unterbrach Aqulla sie scharf. »In der eigenen Familie?«
»Genug!« Darius hob bestimmt die Hand und gebot seinem Ratsbruder zu schweigen. »Dies ist bestimmt nicht der richtige Rahmen, Familienangelegenheiten zu klären. Wir haben hier und jetzt Entscheidendes zu besprechen. Und du, meine Dame«, sagte er etwas milder zu Avy, »wirst jetzt bitte das Decertum verlassen.«
Avy wollte etwas erwidern, doch ihr Vater schob sie aus dem Raum.
Darius schüttelte den Kopf, dann wand er sich lächelnd den Neuankömmlingen zu. »Ich schlage vor, wir beginnen dieses wichtige erste Zusammentreffen von Neuem. Unser Gast muss einen denkbar schlechten Eindruck von uns haben.« Darius trat schmunzelnd auf Timothy zu und streckte ihm seine Hand entgegen. »So begrüßt man sich, glaube ich, in der Menschenwelt. Herzlich willkommen, Timothy«, meinte er aufrichtig.
»Danke, Sir. Es … es ist die rechte …«, sagte Timothy und zeigte auf den anderen Arm des Ältesten.
Darius lachte und schüttelte die ihm gebotene Hand kräftig mit seinen beiden. »Siehst du, dabei hatte ich wesentlich länger Zeit, mich auf eure Sitten einzustellen, als du auf unsere.«
Timothy wusste nicht, ob er vor Darius Furcht haben oder ihn auf Anhieb mögen sollte. Der alte Dan strahlte zumindest etwas Erhabenes aus, als schien er bei allem, was er tat und sagte, genau zu wissen, dass es das Richtige war. Vielleicht war es aber auch nur seine leuchtende Aura, die ihm diese Überlegenheit verlieh.
»Timothy, ich bin Darius von den Dan, Vorsitzender des Ältestenrats. Ich weiß, deine Zeit ist knapp bemessen und unsere vielleicht auch, deshalb verzeih mir, wenn ich jede Form der Höflichkeit missachte und nicht erst mit dir über deine ersten Eindrücke plaudere. Wir werden es sicher nachholen, sobald wir können«, sagte er verbindlich.
Timothy, war froh, nur reden zu müssen, wenn er gefragt wurde, und nickte stumm.
»Die Tatsache, dass du seit
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