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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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Schildkröte aufmerksam zu machen, die unbeweglich neben der mächtigen Registrierkasse saß. »Der Wächter macht's nicht mehr lange«, raunte er.
    Timothy sah mitleidig auf das Tier, das langsam seinen Hals nach vorn schob, um heiser ihre Ankunft anzukündigen.
    »Das war ja ne besonders tolle Idee, Loo!«, sagte Avy mit einem missbilligenden Blick auf den schmuddeligen Händler, der hinter der Theke saß und ganz in die Sonderausgabe von Kunst oder Krempel? vertieft war.
    »Habt Ihr Sessel? – Herr … äh … Kerby von den Vinen«, fügte sie mit Blick auf das vergilbte Namensschild hinzu.
    Der Vine sah missgelaunt hoch und musterte seine Kundschaft der Reihe nach.
    »Jaa«, meinte er schließlich gedehnt und verschwand wieder hinter seinem Pergament.
    »Wir brauchen einen stabilen, formschönen und leichten Sessel, der auf alle Schienensysteme passt.« Avy bemühte sich deutlich, sich ihre Ungeduld nicht anmerken zu lassen.
    »Und nicht zu teuer«, fügte Loo rasch hinzu, während er die verbliebenen Lex zählte.
    »Hmm – äh – Moment, da muss ich erst mal fragen«, brummte Kerby, faltete sorgfältig seine Lektüre zusammen und verschwand gänzlich unter dem Tresen.
    Mit großem Gepolter fielen einige Kästen Nägel und Schrauben zu Boden, bis er einen Augenblick später fluchend mit einem Schlauch in der Hand auftauchte. An dessen Ende befestigte der Vine einen gewaltigen Messingtrichter, den er ebenfalls zutage befördert hatte.
    »Jewel!«, brüllte er laut in die Öffnung.
    »Ja!«, dröhnte es kurz darauf blechern zurück.
    »Hier sin drei Jungspunde und fragen nach'm Sessel!«
    »Und?«, bellte es heraus.
    »Der soll stabil sein, leicht und – wadde mal … Was noch?«, fragte er Avy.
    »Formschön und günstig.« Avy tippte mit den Fingern nervös auf den Blechtresen.
    »Haste gehört, Jewel? Billig und formschön«, schmetterte Kerby in den Trichter.
    »Da muss ich mal gucken – die solln Moment warten!«
    »Is gut.«
    Der Vine hievte sich auf eine alte, mit allerlei Kissen ausgepolsterten Truhe und griff erneut nach dem Pergament.
    Loo warf Timothy einen vielsagenden Blick zu. Der beobachtete jedoch fasziniert eine Karawane Lemuren, die mit dem absonderlichsten Trödel beladen hinter einer Absperrung verschwanden. Verbeulte Töpfe, geblümte Klodeckel und geborstene Bilderrahmen wurden von ihnen herangeschafft, ebenso verknotete Lichterketten, zerschlissene Regenschirme und andere Dinge, die eindeutig aus der Menschenwelt stammten. Einige hatten ihren Trödel auf Karren zusammengeschnürt, die von gedrungenen, grauen Wesen mit mächtigen Hörnern gezogen wurden. Andere schleppten ihre Ware sackweise auf dem Rücken.
    »Sag mal, wo kriegen sie all das Zeug her?«, fragte Timothy erstaunt.
    »Das sind Plundersammler«, erklärte Loo leise. »Sie suchen in leerstehenden Häusern, verlassenen Kellern oder vergessenen Grabkammern nach Dingen, die ihr Menschen nicht mehr vermisst.«
    »Nicht mehr vermisst?«
    »Na ja, alles andere wäre ja Stehlen, und das verstößt gegen die Gesetze. Wird hart bestraft«, meinte Loo.
    Endlich knarzte es wieder aus dem Trichter: »Kerby?«
    »Hm?«
    »Wir ham n bisschen was. Schick se mal zu mir, sie solln selber gucken.«
    »Ja, ist gut«, brummte Kerby, anscheinend froh, seine anspruchsvolle Kundschaft loszuwerden.
    Mit großen Augen gingen sie den gewundenen Pfad entlang, der sich endlos durch riesige Berge menschlichen Trödels zog. Loo hatte Timothy eine Handvoll Eichenscheiben gegeben, für den Fall, dass er etwas fand, was ihm gefiel. Doch rechts und links türmten sich nur Dinge, für die er sein Lebtag keine sinnvolle Verwendung gefunden hätte.
    »Kleine Reifen, große Reifen, Monsterreifen«, staunte Timothy laut, während er sich ungläubig um die eigene Achse drehte. »Armbanduhren, Taschenuhren, Standuhren, Kuckucksuhren – Gummi-Enten!«
    Hier schien tatsächlich all das zu landen, was die Menschen in irgendeine Ecke ihres Kellers stellten, um es schließlich zu vergessen. Timothy vermutete, dass sich mindestens elf einzelne seiner Socken und etwa zwei seiner Geldbörsen hier unten finden lassen müssten. Er wünschte, er hätte genug Zeit gehabt, diesen Ort gründlich nach verborgenen Schätzen zu durchwühlen. Doch in weniger als sieben Tagen musste er ja schon wieder zurück in sein vergittertes Erkerzimmer. Der Gedanke kam ihm schier unerträglich vor, und er schob ihn schnell beiseite.
    »Wo sind denn jetzt die Sessel?«, fragte Avy

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