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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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ihn!«, sagte er schnell zu Loos Mutter und eilte hinter seinem Freund her, bevor Lilli das Wohnzimmer erreicht hatte. Er würde es ihr später gestehen.
    Avy stand auf der anderen Seite des Tunnels und wischte sich über die Augen.
    »Ich hab doch gesagt, sie sieht traurig aus«, raunte Timothy Loo zu.
    »Vielleicht hat sie was ins Auge bekommen.«
    »Und die Tasche neben ihr enthält unser Picknick für heute«, antwortete Timothy und tippte sich an die Stirn.
    »Wirklich?« Loo strahlte.
    Bevor Timothy etwas sagen konnte, standen sie Avy gegenüber. Sie verbarg ihr Gesicht hinter zotteligen Strähnen, die ihr schlaff auf die Schultern fielen. Ohne die blauen Stachelhaare wirkte sie viel verletzlicher, und mit ihren gewöhnlichen Jeans und dem weißen T-Shirt fast schon wie ein Mensch. Timothy hatte sich inzwischen an ihre blassblaue Haut gewöhnt, und auch das Glitzern fiel ihm nur noch auf, wenn es besonders stark war.
    »Cooles Shirt!«, sagte er unbeholfen und deutete auf die Aufschrift »Lest Bücher, keine Shirts!«
    Avy sah mit geröteten Augen nach oben.
    »Danke. Hab's mir gestern bei Merlins Menschenmode gekauft. Wie ich sehe, passen euch die Sachen, die ich mitgebracht hatte«, stellte sie freudlos fest.
    »Ist da unser Proviant drin?«, fragte Loo mit gierigem Blick auf die Tasche.
    Avy schüttelte ohne Erstaunen den Kopf. »Das sind meine Sachen«, entgegnete sie leise. »Ich werde für eine Weile zu meiner Granny in die Kommune gehen. Sie lebt dort mit einem Liberen vereint.«
    »In die Kommune? Aber was ist mit unserer Suche?«, platzte Timothy heraus.
    Avy sah ihn traurig an. »Ihr müsst wohl erst mal ohne mich weitermachen, Jungs.« Bei den letzten Worten brach sie in heilloses Schluchzen aus und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
    »Was, um Paxus‘ Willen, ist denn passiert?«, fragte Lilli, die ihnen unbemerkt nachgelaufen war.
    »Frauen denken noch nicht mal ans Picknick«, grummelte Loo, und Timothy hob hilflos die Hände.
    »Es ist wegen meines Vaters«, brachte Avy mühsam heraus. »Er hat Wind davon gekommen, dass ich euch bei der Suche helfe und und … er hat gesagt, ich soll mir das aus dem Kopf schlagen. Sich mit einem Menschen zu … zu verbü-ünden, wäre eine Scha-ande für unsere Familie und … und die ga-anze niptradische Ga-attung«, wimmerte sie.
    Lilli, die Avy schon oft bei ihren zauberhaften Darbietungen am Brunnen beobachtet hatte, wie sie erzählt hatte, nahm Avy bei den Händen und schnalzte leise mit der Zunge. »Pscht … erzähl nochmal, aber der Reihenfolge nach«, sagte Lilli, nachdem Avy nur noch schniefte. »Nochmal ganz von vorn.«
    Avy schnäuzte in ein Tuch, das Lilli ihr hinhielt, dann atmete sie tief durch. »Als ich gestern nach Hause kam, wartete er schon in der Wohngrotte auf mich, und dann hat er mir schlimmste Vorhaltungen gemacht. Niptraden geben sich nicht mit Menschen ab, und was der Rat wohl darüber denken sollte. Als wenn der was dagegen hätte!«
    Timothy sah fasziniert auf Avy Gesicht, das jetzt wieder von der Stirn bis zum Hals funkelte. Nur die steile Falte über ihrer Nasenwurzel verriet, wie zornig sie sein musste.
    »Ich könne mir die Wasserkünste abschminken, und er würde mich in ein Mädchen-Camp in die hinterletzte Provinz des Lemurischen Reiches stecken, wenn ich nicht sofort den Kontakt abbreche. Selbst meine Mutter hat mir nicht beigestanden!«
    Timothy stand stumm neben Avy und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Hilflos sah er zu Lilli hinüber, die Avy liebevoll über den Rücken strich.
    »Und was hast du darauf gesagt?«, fragte sie leise.
    Avys Augen funkelten zornig. »Erst hab ich gesagt, dass mich keine zehn Nymphen davon abhalten, mit euch die Drudel zu suchen!«, schnaubte sie und wischte sich energisch die letzten Tränen aus dem Gesicht. »Und dass es mich einen Dreck interessiert, was die anderen über mich denken«, sagte sie voller Verachtung und griff nach ihrer Tasche. »Es tut mir leid, Timothy. Die meisten denken halt einfach nur das Schlechteste über euch Menschen.«
    »Na ja, wenn bekannt wird, dass die Tochter eines Ältesten mit dem Feind rumzieht …« Loo pfiff durch die Zähne. »Dafür hat wohl wirklich nicht jeder Verständnis. Hab doch gesagt, dass wir lieber ohne sie gehen sollten. Könn wir jetzt endlich los?«
    »Dämlicher Tarp!«, fauchte Lilli und warf ihrem Bruder einen vernichtenden Blick zu. »Mein Bruder hat echt das Feingefühl eines Zugochsen. Tut mir leid, Avy. Erzähl, warum du

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