Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
Bücher. Dann folgte ein dumpfes Schlurfen, ein Poltern, und die Tür ging auf.
»Schiebt es einfach rein. Mitten in den Raum damit«, hörte Timothy eine vertraute Stimme befehlen, die sich irgendwo hinter einem Validen verbarg, der ein mannshohes Paket mit knallroter Schleife in das Zimmer schob.
»Morgen. Ich stell's hier ab. Viel Spaß damit«, brummte der Valide und schlurfte die Treppe wieder hinunter.
Kaum war er außer Hörweite, schnellte Ladomir ins Zimmer und schloss die Tür.
»Daa?«, fragte Loo sichtlich erstaunt. »Du bist jetzt schon zuhause?«
Ladomir beachtete seinen Sohn nicht, stattdessen schritt er mit breitem Lächeln auf Timothy zu. »Verzeih mir, Junge«, säuselte er mit ausgebreiteten Armen. »Unser erstes Treffen ist denkbar schlecht gelaufen, und dann musste ich zu meiner Schande auch noch feststellen, dass du mir ein so wundervolles Gastgeschenk gebracht hast, ich aber nichts als meine Arbeit im Kopf hatte.« Freundschaftlich legte er den Arm um Timothy. »Aber ihr Menschen seid doch nicht nachtragend, oder?«
Timothy starrte Loos Vater verdattert an. Bevor er antworten konnte, hieb der Color ihm auf die Schulter und rief: »Es wird dir sicherlich gefallen! Nur zu! Mach's auf.«
»Danke, Sir«, stammelte Timothy. »Die Schleife ist schön … äh, schön rot.«
Ladomir schlug zweimal gegen die hölzerne Kiste. »Der Inhalt ist auch nicht ohne!«
»Was ist es?«, wollte Loo wissen.
»Nun, na ja … es ist …«, druckste Ladomir herum. »Ihr werdet schon sehn! Wie auch immer … Nun werdet erst mal richtig wach, ihr jungen Burschen«, sagte er mit einem Lächeln. Timothy sah gerade noch, wie es erstarb, als Ladomir den Raum verließ.
»Was'n mit dem los?«, fragte Loo und sprang aus der Hängematte. »Der hat wohl zu viel Zucker gefrühstückt.«
Timothy zuckte mit den Achseln. »Weiß nicht. Sag mir lieber, was da drin ist. »
»Finden wir's raus«, meinte Loo, zog an der Schleife und löste die Riegel. Krachend fielen die hölzernen Teile zu Boden.
»Eine Uhr?«, staunten beide gleichzeitig.
»Er hat definitiv zu viel Zucker gehabt«, sagte Loo kopfschüttelnd, während er das an Scheußlichkeit nicht zu überbietende Monstrum umkreiste.
»Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul«, erwiderte Timothy und konnte sich doch ein Lachen nicht verkneifen. Die Standuhr war wirklich das Merkwürdigste, was er je geschenkt bekommen hatte. Ihre Form glich einer ausgebeulten Schlange, die mindestens zwei Mäuse verschlungen hatte, die Farbe hingegen erinnerte an einen Frosch. Rote Steine ersetzten die Ziffern, und die Zeiger fehlten gänzlich. Loo öffnete ihre Tür.
»Leer!«, stellte er fest. »Noch nicht mal ein Uhrwerk.«
Eine Weile stierte er, sich am Kinn kratzend, hinein. Dann sah er sich um. »Blauglunz? Wo steckst du?«
Vorsichtig lugte Dibs unter einem der Bretter hervor.
»Ab heute schläfst du da drin!«, brummte Loo und deutete auf die Uhr. »Du wirst nicht quieken, nicht hüpfen, nicht schnarchen und schon gar nicht singen! Ist das klar?«
»Klar wie Kletterwurztee«, säuselte Dibs und nahm sein neues Zuhause in Augenschein.
»Hey, da unten steht Avy!«, rief Timothy, der einen Blick aus dem Erkerfenster geworfen hatte. Fröhlich winkte er ihr zu. Avy hob nur matt die Hand. »Findest du nicht auch, dass sie irgendwie traurig aussieht?«
»Ach was«, meinte Loo mit prüfendem Blick, zog eine hellgelbe Zipfelmütze vom Haken und stapfte zur Tür. »Die sieht aus wie jede Niptradin an Land. Bleich und schlecht gelaunt. Kommst du jetzt?«
Timothy folgte seinem Freund mit schnellen Schritten die gewundene Treppe erst hinunter, dann wieder hinauf, Dibs dicht an seine Fersen geheftet. Als sie gerade auf die Via Aurum treten wollten, stürzte Lavina aus dem Nebenraum.
»Loo – warte!«, rief sie und fuchtelte mit etwas über ihrem Kopf herum. »Nimm bloß diesen fürchterlichen Druidenstab mit! Ich war kurz davor, ihn durchzubrechen, und ich schwör bei Paxus‘ Bart, wenn Lilli mich nicht davon abgehalten hätte, ich hätt's auch getan. Nur Zetern und Zanken, Ansprüche stellen und sich beschweren. Da such ich mir meinen Weg doch lieber allein«, schimpfte sie, am ausgestreckten Arm den beleidigten Druidenstab.
»Ich hab ihn auch gewässert!«, rief Lilli von oben.
Timothy fiel im gleichen Moment siedend heiß das Pergament wieder ein, das er dem Rat überreichen wollte. Er hatte es einfach auf der steinernen Tafel im Decertum liegen lassen.
»Ich nehm
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