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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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Junglemuren hatte sich über das Geländer gebeugt und warf kleine Steinbrocken in das Wasser.
    »Kalukula! Kaluuuukulaaaa!«, riefen sie im Chor, bis eine gigantische Krake ihre Tentakel aus dem Wasser streckte.
    »Ah! Das ist sie ja!«, bemerkte eine junge Bellarin erfreut. Timothy vermutete, dass sie so etwas wie eine Kindergärtnerin war. Zumindest war sie trotz ihrer Jugend um einiges älter als die ausgelassene Bande um sie herum. »Jetzt dürft ihr sie vorsichtig streicheln. Aber immer nur auf der glatten Seite«, mahnte sie. »Ihr wisst ja, selbst die freundlichste Octopoda wird unangenehm, wenn ihre Näpfe berührt werden.«
    Ein rothaariges Mädchen streckte vorsichtig ihre Hand nach dem Krakenarm aus, um seine glänzende Oberfläche zu berühren. Das Tier schloss genießerisch die Augen und gab einen zufriedenen Laut von sich. Die anderen beobachteten es aus sicherem Abstand.
    »Hättest du die Freundlichkeit, uns den Weg zu weisen? – Bitte!«, hörte Timothy Loo zähneknirschend fragen.
    Widerstrebend riss er sich von dem Schauspiel los und folgte den anderen, vorbei an einem Papyrushandel, einigen Buchläden und einer Schule bis hinauf zur Via Libre. Der Stab hatte sie tatsächlich auf kürzestem Weg zur Bibliothek geführt, vor dessen eindrucksvollem Tor sie jetzt standen. Es war zu ihrem Erstaunen noch verschlossen.
    Timothy legte seinen Kopf in den Nacken und starrte nach oben. Die Pforte war nicht weniger als drei Mann hoch und voll mit winzigen Schnitzereien, die sich reliefartig auf dem dunklen Holz abzeichneten.
    »Von rechts nach links betrachtet wird die Geschichte der Verbannung erzählt«, sagte Avy. »Es soll Annoten gedauert haben, bis der Wächter der Bücher das Tor fertig hatte. Sieh nur, selbst die winzigen Händchen hat er herausgearbeitet!« Ehrfurchtsvoll strich sie über die Darstellung eines kleinen Kindes, das einen Stern in Händen hielt. »Aber warte, bis du die Bibliothek von innen siehst: Der alte Bellare hat alles beschnitzt. Jedes Regalbrett, jede Säule! Soll drüber verrückt geworden sein.«
    »Der Bellare?«, hakte Timothy nach.
    »Er wacht über die Bücher, du wirst ihn gleich kennen lernen«, antwortete Avy mit wissendem Lächeln.
    Timothy rüttelte ungeduldig am Knauf. »Wieso geht ihr nicht einfach rein? Ich verstehe nicht, was euch davon abhält, durch die Wand in die Häuser zu marschieren. Also, wenn ich so was könnte …«
    Loo verdrehte die Augen und betrachtete seinen Freund wie ein Kind, dem man zum dritten Mal etwas erklärte. »Timothy! Das wäre ein Verstoß gegen die Gesetze, und wenn ein Wächter dich dabei erwischt …« er senkte die Stimme und deutete zu einem Erdmännchen, das seinen Kopf aus einem unscheinbaren Loch gesteckt hatte. »Wenn ein Wächter dich dabei beobachtet, wird jedes Tribunal ihm Glauben schenken, und sie stecken dich in den Karzer!«
    »Trotzdem passiert es andauernd«, empörte sich Avy. »Wächter verschwinden einfach oder hängen kopfüber aus ihrem Häuschen. Aber da sie nicht als dämonische Wesen gelten, gilt es eben nur als Sachschaden, wenn wieder einer tot aufgefunden wird.«
    Schnelle Schritte aus dem Inneren ließen sie aufhorchen. Dann ein metallisches Klimpern. Es musste ein Schlüsselbund sein, mit dem jetzt das Tor entriegelt wurde. Knarzend schwang es auf. Statt eines Bellaren blickte ihnen eine kleine Frau mit verkniffenem Mund entgegen.
    »Oh!«, sagte sie verblüfft, ganz so, als hätte sie an diesem Tag keine Besucher erwartet. »Dies ist die Bibliothek, die Bibliothek.«
    »Äh, das wissen wir«, sagte Timothy und schielte an ihr vorbei in den düsteren Raum. Er konnte nicht mehr als einen hölzernen Tresen ausmachen, der Rest verlor sich irgendwo im Dunkel. »Es ist doch geöffnet, oder?«, fragte er unsicher, da die Bibliothekarin keinen Schritt zur Seite wich, ganz so, als wolle sie die Pforte gegen Besucher verteidigen.
    »Es gibt hier nur Bücher, nur Bücher«, blaffte sie und schob dabei hektisch ihre Nickelbrille zurück auf die Nasenwurzel. »Wenn ihr also etwas anderes sucht; ihr werdet hier nur Bücher finden.«
    »Bestens. Wir suchen nämlich ein Buch«, spottete Loo, bevor er an ihr vorbei ins Innere trat.
    »Was genau sucht ihr denn?«, rief die Bibliothekarin hinter ihnen her eilend. »Ich bin mir nicht sicher, ob ihr hier fündig werdet, wirklich nicht sicher! Es müsste mal wieder das eine oder andere geordnet werden. Aber seit der Rat die Mittel gestrichen hat …«
    Bei dem letzten Satz

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