Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
jetzt unbedingt in die Kommune willst.«
»Mir bleibt nichts anderes übrig.« Avy schüttelte betrübt den Kopf. »Er hat mich rausgeschmissen, als ich nicht nachgegeben habe.« Sie lachte bitter. »Irgendwo muss ich ja bleiben.«
»Und wann hattest du gedacht, uns deine Entscheidung mitzuteilen?«, fragte Loo beleidigt, der anscheinend vergessen hatte, dass er gerade noch auf Avys Hilfe hatte verzichten wollen.
»Ich wollte euch einen Gargoyle schicken. Gleich nach meiner Ankunft«, sagte Avy mit schuldbewusster Miene. »Aber dann … es wäre nicht richtig gewesen, nicht wenigstens noch Tschüss zu sagen.«
Timothy fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Schon allein der Gedanke, diese Suche ohne Avys klaren Verstand, ihr Wissen und ihren Kämpfergeist fortführen zu müssen, schnürte ihm die Kehle zu. Er musste Avy vom Bleiben überzeugen. Sonst würde ihre Suche in einem heillosen Chaos zwischen Schnäppchenjagd und düsteren Vorahnungen enden. Das war sicher!
»Was haltet ihr davon, wenn wir erstmal zur Bibliothek gehen und später zusammen in die Kommune fahren?«, sagte Timothy, einem plötzlichen Einfall folgend. »Sozusagen als Bildungsreise! Meine Artgenossen kennenlernen«, griente er.
»Ein bisschen Zeit wäre ja noch«, meinte Lilli.
»Ich kann nicht«, erwiderte Avy ernst. »Das wird zu knapp, sonst hab ich heute Abend keinen Schlafplatz.«
Dibs nickte verständnisvoll, was Avy aber nicht zu bemerken schien.
»Daa hat gesagt, bei einer solchen Familie wäre es leicht, sich für die richtige Seite zu entscheiden!«
»Was meinte er mit der richtigen Seite?« Timothy war plötzlich hellhörig geworden.
»Keine Ahnung«, sagte Avy schulterzuckend. »Ich glaube, er war einfach nur wütend.«
»Dann schläfst du erst mal bei uns«, beschloss Lilli und nahm Avy behutsam die Tasche ab. »Unsere Mutter hat bestimmt nichts dagegen.«
»Hat sie nicht«, sagte Lavina. Sie war zu ihnen getreten, anscheinend hatte sie wissen wollen, was sich vor ihrer Haustür abspielte. »Ich nehm die Tasche und ihr seht zu, dass ihr dem Ältestenrat keine Schande macht.«
Timothy atmete pfeifend aus. Unwillkürlich hatte er die Luft angehalten.
Avy lächelte matt. »Ich weiß nicht … ich möchte nicht, dass Daa euch irgendeinen Ärger macht. Er hat so seine Möglichkeiten als Ältester …«
»Weißt du, Avy, manche Dinge lassen sich nicht verhindern, und wie ich mitbekommen habe, habt ihr eine wichtige Mission, bei der du unverzichtbar zu sein scheinst«, sagte Lavina.
Timothy fragte sich unwillkürlich, wie lange ihnen Loos Mutter schon zugehört hatte und was sie über ihre Suche wusste. Er war sich zwar sicher, ihr vertrauen zu können, blieb aber vorsichtig.
»Und ich kann wirklich hier wohnen?«, unterbrach Avy Timothys Gedanken.
»Wirklich!«, versicherte Lavina.
Avy atmete erleichtert aus. »Danke. Vielen, vielen Dank!«
»Wolln wir jetzt endlich los zur Bibliothek, bevor wir wieder vor verschlossenen Türen stehen?«, fragte Loo.
»Nichts wie los!«, rief Timothy und winkte Loos Mutter und Lilli zum Abschied.
»Na endlich geht es los«, knurrte es plötzlich neben ihm. »Es ist unhöflich, mich fast verdursten zu lassen und dann mit Euren Familienangelegenheiten zu belästigen.« Es war der Druidenstab in Timothys Hand, der mit merkwürdig gekräuselten Wurzellippen und angelegten Blätterohren zu Avy herübersah. »Geschweige denn, dass man mich der jungen Dame vorgestellt hätte.«
Timothy prustete los, und auch Loo und Dibs wieherten vor Lachen. Selbst Avy hatte ihre Sorgen für einen Moment vergessen und konnte nicht mehr an sich halten.
Kapitel VIII
Der sterbende Tarp
Die Bibliothek lag in Richtung Stadt der Archive , nur leider konnte Timothy seinen neuen Sessel nicht ausprobieren, der an der Hauptstation auf ihn wartete. Der Druidenstab hatte darauf bestanden, sie zu führen, und da Loo wissen wollte, was er taugt, befanden sie sich jetzt irgendwo zwei Ebenen unter der zentralen Plaza, dem Stab hilflos ausgeliefert.
»Ihr werdet Euch den Weg allein suchen müssen, wenn Ihr nicht lernt, Euren Dank kund zu tun«, forderte er beharrlich und sah sie der Reihe nach mit zusammengezogenen Brauen an.
»Und du solltest besser deine Arbeit machen und uns auf kürzestem Weg zur Bibliothek führen!«, knurrte Loo säuerlich, woraufhin der Druidenstab einwarf »Der Weg ist das Ziel«, und schwieg.
Vor ihnen lag eine Brücke, die einen breiten, unterirdischen Fluss überspannte. Eine Horde
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