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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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Material die Drudel war? Könnte er Timothy mit Gewissheit sagen, ob Zompan oder Lin Noma die erste Provinz nach der Verbannung gewesen war? War das Märchen um Drusa vielleicht gar kein Märchen? Und was zum Kuckuck war der Schrein der Gedanken? Welche Bedeutung hatte In Libro Veritas? Die Wahrheit liegt im Buche, so viel wusste Timothy, aber wieso nur war diese Weisheit für Hartlef so wichtig gewesen?
    Vielleicht hatte Timothy Glück, und sie würden den Märchenerzähler auf der Plaza antreffen. Und diesmal würde er den Greis nicht gehen lassen. Vielleicht war der Alte tatsächlich der letzte Lemur, der etwas über die Drudel sagen konnte.
    Als sie schließlich den Marktplatz erreichten, schwirrte Timothy so sehr der Kopf, dass das dichte Gedränge der Schaulustigen ihm das letzte Fünkchen klaren Verstand raubte. Immer noch tanzten die eingekerbten Buchstaben der Bibliothek vor seinen Augen, und er meinte das Kreischen des Raben über sich zu hören. Und als eine kleine Gruppe Mopsmännchen ungefragt auf seine Schulter sprang, um sich auf diesem Wege heil über die Plaza tragen zu lassen, fegte Timothy sie zu Boden. Er hatte tatsächlich für einen Moment geglaubt, er würde angegriffen. Eine kaltes Glas Limonade bei Butterfingers würde seinen überhitzten Verstand sicherlich abkühlen.
    Doch etwa auf der Hälfte der Plaza war kein Weiterkommen mehr. Die Traube um den Eimer erstreckte sich mittlerweile über den halben Marktplatz. Einige Lemuren hatten sich sogar Sitzkissen mitgebracht. Andere picknickten mit der ganzen Familie. Fast jeder trug ein Fähnchen oder zumindest einen Ansteckbutton, auf dem die Buchstaben VBT (Verrückter-Bart-Tag) prangten. Die Umstehenden feuerten einige kräftige Validen an, die sich direkt unter dem Eimer aufgebaut hatten und aus Leibeskräften pusteten – jedoch ohne sichtbaren Erfolg. Timothy sah ungläubig auf das monströse Behältnis, das sich schon ein gutes Stück geneigt hatte und nach allen Gesetzen der Physik jeden Moment kippen musste. Doch das tat es nicht.
    »Hier ist nichts zu machen«, rief Avy zu ihnen herüber. Ohne dass Timothy es mitbekommen hatte, war sie die mannigfaltigen Naschhäuser abgelaufen und bahnte sich nun mit ihren spitzen Ellenbogen den Weg zu ihnen. »Alles besetzt, bis zum letzten Platz!«, prustete sie und hielt Loo eine Tüte vor die Nase. »Können wir nicht zu dir gehen, Loo? Ich hab uns Twisslers mitgebracht.«
    Loos Ohren wurden noch ein bisschen spitzer. »Twisslers? Echt? Man weiß nie, bei welchem man pupsen muss. Ich hoffe, es erwischt diesmal Timothy.«
    »Heißt das, wir gehen zu dir?«, fragte Avy.
    »Für Twisslers gehe ich bis nach Zompan!«, erwiderte Loo im Brustton der Überzeugung.
    »Wer ist das?«, unterbrach Timothy seine Freunde und deutete auf einen wohlgenährten Validen. Der überragte die Menge um gut zwei Köpfe, sein Bart war feuerrot und fiel in breitgefächerter Lockenpracht über seine weiße Tunika. Als er aus den Händlergassen trat, teilte sich die Menge respektvoll, so dass der Valide ungehindert in Richtung Brunnen schreiten konnte.
    »Das ist der Ankündiger«, beantwortete Avy Timothys Frage. »Er verliest die neuesten Formula und Destinatien.«
    »Nachrichten«, ergänzte Loo.
    Timothy nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte, und sah einer kleinen Prozession nach, die sich dem Validen angeschlossen hatte. Vier Rotglunze trugen ein massives Podest über ihren Köpfen; ihnen folgte ein Troll, der einen überdimensionierten Gong vor sich her rollte, und einer Bellarin, die auf einem silbernen Teller eine Schriftrolle bereithielt.
    Als die Glunze das Podest vor dem Brunnen abgestellt hatten, stieg der Valide würdevoll hinauf und nahm der Bellarin das Pergament ab. Die Menge hatte dem Eimer den Rücken zugedreht und wartete gespannt.
    Der Troll schlug den Gong.
    »Mandalan verzeichnete an diesem Morgenglühen fünfzehntausendsiebenhundertzweiundneunzig registrierte Lemuren und etwa achthundert geschätzte Liberen der Kommune, die nach wie vor ihre Erfassung verweigern«, sagte der Valide in einem Atemzug.
    Timothy nannte ihn im Geiste Barbarossa.
    »Adalbald von den Validen und sein Weib Thara«, fuhr Barbarossa eintönig fort, »haben vor drei Diaren zwei männliche Nachkommen registrieren lassen, Bartid und Hurtold. Lux und Lorana von den Coloren wurden vor zwei Diaren vereinigt.« Der Valide machte eine kunstvolle Pause, während er seinen Blick über die Zuschauer schweifen ließ. Dann senkte er

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