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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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seinen Kopf. »Heute zu Zenit wurde gemeldet, dass Luigius von den Coloren das letzte Haar gelassen hat. Er starb im Alter von zweitausendfünfhundertvierundvierzig Annoten und war den meisten als Märchenerzähler hier auf der Plaza bekannt.«
    Ein Raunen ging durch die Menge. Timothy sah, dass einige der Anwesenden in die Richtung zeigten, wo auch Timothy den Alten am Abend zuvor angetroffen hatte. Dibs hatte Recht behalten. Seine Zeit war abgelaufen.
    Der Valide hatte eine angemessene Zeit verstreichen lassen und hob nun die Hand, um seinen Zuschauern Einhalt zu gebieten.
    »Das Gerücht, es habe in der Nachbarprovinz Lavitea einen kristallinen Vorfall gegeben«, dröhnte er über die Menge hinweg. Dann hielt er plötzlich inne, als versichere er sich der allgemeinen Aufmerksamkeit. Auf der Plaza war es schlagartig still. »Das Gerücht, es habe in Lavitea einen kristallinen Vorfall gegeben«, wiederholte Barbarossa, »ist leider richtig! Mordamar von den Crucio fiel der Seuche zum Opfer.«
    Neben Timothy führte eine alte Danfrau ihr Amulett zum Mund und küsste es. Andere zogen sich am Bart oder spuckten in ihre Hände. Auch Timothy fasste sich unwillkürlich an das schützende Amulett, dass er von Loo bekommen hatte.
    Der Gong ertönte mehrmals hintereinander, bis sich das allgemeine Getuschel gelegt hatte. Der Valide rollte das Pergament vollständig auseinander. Dann erhob er seine Stimme: »Jetzt zu den neuesten Formularien – Das Bepusten des Eimers ist untersagt und wird mit drei Bollats belegt. Ebenso dürfen – wie immer – keine inoffiziellen Wetten geschlossen werden. Das Trollwettbüro nimmt nach dem Verrückten-Bart-Tag wieder Wetten rund um die Lemurischen Spiele entgegen.«
    Barbarossa leierte die Formularien herunter, als wenn er erwartete, dass sich ohnehin niemand daran halten würde. Doch bei der letzten stockte er kurz. Tatsächlich bemerkte Timothy sogar einen verwunderten Ausdruck auf dem sonst so unbewegten Gesicht.
    »Gobbels – ähchm Gobbels …«, setzte der Valide erneut an, »Gobbels sind seit heute offiziell als Dämonen anerkannt. Gobbeltipps, Gobbelbändigen, Gobbelkämpfe und weitere Gobbelspiele werden daher mit bis zu zwanzig Bollats belegt.«
    Einige Buhrufe ertönten. Barbarossa ließ sich nicht irritieren. »Zu guter Letzt«, sagte er gelangweilt und rollte das Pergament zusammen, »bedanken wir uns wie immer bei unserem großzügigen und großherzigen Spender Boz Balzotti, dem Gründer von Butterfingers. Bei Butterfingers erhaltet ihr das beste Naschwerk in ganz Mandalan.«
    »Hast du das gehört?«, fragte Loo kopfschüttelnd »Gobbels als Dämonen … da legste denen gestern Lillis Pamphlet auf den Tisch, und schon heute ham sie die Formularien geändert. Das nenn ich mal einen steilen Aufstieg.«
    »Blödsinn, Loo – das hat damit gar nichts zu tun. Das ist purer Zufall. Außerdem habe ich Idiot Lillis Pergament einfach nur auf dem Tisch vergessen und es nicht extra dort hingelegt«, sagte Timothy mit zerknirschtem Gesicht. »Wahrscheinlich haben die Glunze das Pergament längst weggeworfen.«
    Loo sah ihn eine Sekunde nachdenklich an. »Wie auch immer. Lilli wird sich freuen.«
    Beim letzten Satz bogen sie in die Via Aurum ein und ließen das dichte Gedränge der Plaza hinter sich.
    »Hey!«, rief Loo, »da vorn ist Daa!«
    Timothy sah sich um. »Wo?«
    »Schon weg. Ist in Linus‘ Haus verschwunden.« Loo kratzte sich ausgiebig am Kinn. »Irgendwie benimmt er sich in den letzten Diaren merkwürdig. Um diese Zeit ist er sonst immer im Laden.«
    · ~ ·
    Timothy sah die Via Aurum hinunter. Es musste inzwischen Nachmittag sein. Die Laternen hatten ihre Leuchtkraft vom Morgen weitestgehend verloren. Bald würden sie nur noch glimmen und in der Nacht schließlich ganz erlöschen, bis sie am nächsten Morgen wieder von den Lumisten nachgefüllt wurden. Timothy konnte diese vage Form der Zeiteinschätzung inzwischen ziemlich sicher deuten. Die Schattenuhr jedoch blieb ihm nach wie vor ein Rätsel.
    Er fragte sich, wie lange es her war, seit er das Portal durchschritten hatte. Es schienen ihm Wochen vergangen zu sein, und langsam fing er an, in Dekaden, Annoten und Horas zu denken. Er vermisste weder Elsas reichhaltige Küche (genau genommen verspürte er fast gar keinen Appetit und wenn dann nach Zuckrigem) noch vermisste er die großen Räume der altertümlichen Villa. Es fühlte sich richtig an, hier unten zu sein, und die obere Welt kam ihm plötzlich fad vor ohne die

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