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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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kann auf sich selbst aufpassen.«
    »Wir fahren wieder hin und suchen sie.«
    »Darauf kannst du dich verlassen, und ich komme mit.«
    Sashas Schönheit ist nicht lediglich - oder auch nur in erster Linie - körperlich. In ihrem Gesicht sehe ich auch ihre Klugheit, ihr Mitgefühl, ihren Mut, ihre ewige Größe. Diese andere Schönheit, diese spirituelle Schönheit - die ihr tiefstes Inneres darstellt - hält mich in Zeiten der Furcht und Verzweiflung aufrecht, wie andere Dinge vielleicht einen Priester aufrecht halten, der unter der Hand eines Tyrannen ein Martyrium durchleidet. Ich sehe nichts Blasphemisches darin, Sashas Anmut mit der Gnade Gottes zu vergleichen, denn das eine ist eine Reflexion des anderen. Die selbstlose Liebe, die wir anderen schenken, die bis hin zu der Bereitschaft geht, unser Leben zu opfern.wie Sasha das ihre für mich opfern würde und ich das meine für sie ., ist der Beweis, den ich brauche, daß Menschen keine bloßen Tiere sind, die nur aus Eigeninteresse bestehen; wir tragen einen göttlichen Funken in uns, und wenn wir uns dafür entscheiden, dies anzuerkennen, besitzt unser Leben Würde, Bedeutung und Hoffnung. In Sasha leuchtet dieser Funke hell, ein Licht, das mich eher heilt als verletzt.
    Sasha umarmte Bobby, der noch die Schrotflinte in der Hand hielt, und flüsterte: »Laß die lieber draußen. Lilly ist ziemlich durcheinander.«
    »Ich auch«, murmelte Bobby.
    Er legte das Gewehr auf die Verandaschaukel. Der Smith & Wesson steckte unter seinem Gürtel und wurde vom Hawaiihemd verdeckt.
    Sasha trug Jeans, einen Pulli und eine weite Jeansjacke.
    Beim Umarmen hatte ich bei ihr die verborgene Pistole im Schulterhalfter ertastet. Ich hatte noch die 9mm-Glock bei mir.
    Wäre das Gene austauschende Retrovirus meiner Mutter anfällig für Kugeln gewesen, hätte es in uns seine Meister gefunden, das Ende der Welt wäre abgesagt worden, und wir hätten eine Strandparty geschmissen. »Die Bullen?« sagte ich zu Sasha.
    »Die waren da. Jetzt sind sie weg.«
    »Manuel?« fragte ich. Manuel Ramirez, der amtierende Polizeichef, der einst mein Freund gewesen war, bevor die Leute von Wyvern ihn in die Tasche gesteckt hatten.
    »Genau. Als ich durch die Tür gekommen bin, hat er den Eindruck gemacht, als würde er gerade einen Nierenstein ausscheiden.«
    Sasha führte uns in die Küche, wo solch eine Stille herrschte, daß unsere leisen Schritte im Vergleich dazu so laut und unangemessen klangen wie ein Holzschuhtanz in der Kirche. Lillys Schmerz warf ein Leichentuch über dieses bescheidene Haus, ein Tuch, das genauso greifbar war wie das Samtfutter eines vermeintlichen Sarges, in dem man den toten Jimmy bereits aufgebahrt hatte.
    Aus Respekt vor meinem Zustand kam das einzige Licht von der Digitaluhr des Herds, der blauen Gasflamme unter dem Wasserkessel, der auf einer der Kochplatten brodelte, und von zwei dicken, gelben Kerzen. Die Kerzen, die auf weißen Untertassen auf einem kleinen Eßtisch standen, gaben einen Vanillegeruch von sich, der für diesen dunklen Ort und diese ernsten Umstände unpassend festlich war.
    Eine Seite des Tisches stieß an das Fenster, so daß nur Platz für drei Stühle war. In denselben Jeans und dem Flanellhemd, das sie zuvor getragen hatte, saß Lilly auf einem der Stühle.
    Bobby blieb an der Tür stehen und hielt den Garten im Auge. Sasha ging zum Herd und sah nach dem Wasserkessel. Ich zog einen Stuhl heran und nahm genau gegenüber Lilly Platz. Die Kerzen auf den Untertassen standen zwischen uns, und ich schob sie zur Seite.
    Lilly beugte sich auf dem Stuhl vor und legte die Arme auf den Kieferntisch.
    »Dachs«, sagte ich.
    Mit gerunzelter Stirn, zusammengekniffenen Augen und fest zusammengepressten Lippen betrachtete sie mit solch einer energischen Aufmerksamkeit ihrer gefalteten Hände, daß man glauben konnte, sie wollte aus den scharfen Spitzen ihrer Knöchel, den Mustern der Knochen, Adern und Sommersprossen das Schicksal ihres Kindes deuten, als wären ihre Hände Tarotkarten oder I-Ging-Stöckchen.
    »Ich werde nicht aufgeben«, versprach ich ihr.
    Da sie meine gedämpfte Stimmung sicher schon bemerkt hatte, als ich die Küche betrat, wußte sie offenbar, daß ich ihren Sohn nicht gefunden hatte, und reagierte deshalb nicht auf meine Worte.
    »Wir werden Gruppen bilden, uns Hilfe besorgen, wieder rausfahren und ihn suchen.«
    Endlich hob sie den Kopf und erwiderte meinen Blick. Die Nacht hatte sie gnadenlos altern lassen. Selbst im schmeichelnden

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