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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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jäh unterbrochen, als sie eine Bewegung auf der Straße wahrnahm. Sie kniff die Augen zusammen, um im Licht der Gaslaternen etwas zu erkennen. Jäh machte sie einen Satz vom Fenster zurück. Es war einer der Verfolger. Was wollten diese Mistkerle von ihr? Sie bekehren, sie davon abhalten, okkulte Werke zu lesen? Dafür war es wohl zu spät, sie war weit über den Punkt hinaus, sich willenlos den Lehren einer Kirche zu beugen. Elena seufzte und presste ihre heiße Stirn an die kühle Wand.

    Die nächsten Tage füllte Elena bewusst mit profanen Verrichtungen aus. Ihre Verfolger hatten wohl aufgegeben und behelligten sie nicht länger. Raventu alias Waits wurde untersucht, befragt, nochmals untersucht und stellte für alle Forschungsmitglieder ein Rätsel dar. Seine Werte waren ausgezeichnet, die Transformation hatte ihm nicht im Geringsten geschadet, es sah sogar so aus, als sei sein Dasein als Mensch nur die Vorbereitung für die höheren Weihen gewesen, die ihm zuteil geworden waren. Elena war einerseits stolz auf den reibungslosen Verlauf des Rituals, andererseits litt sie seit der Umwandlung von Waits unter schrecklichen Alpträumen, und oft wurde sie von Schwächeanfällen heimgesucht, die sich verstärkten, sobald Raventu in ihre Nähe kam.
    Sie verbrachte jede Pause bei Liz, deren Humor sie über alles zu schätzen wusste.
    Elena konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, gerade hatte sie eine längere Sitzung mit Raventu hinter sich, die keine neuen Resultate geliefert hatte. Sie betrat den Raum der Clearer, ließ sich schwer auf einen freien Stuhl fallen und starrte Liz so lange an, bis diese seufzend ihre Arbeit unterbrach.
    »Wo drückt der Schuh?«, fragte sie und hielt Elena einen Becher Tee entgegen. Es war nicht Elenas Lieblingssorte, zu herb für ihren Geschmack, außerdem kalt. Trotzdem trank sie den Becher leer.
    »Hältst du es für möglich, dass der neue Engel meine Energie aufsaugt?«
    »Früher hielt ich es nicht einmal für möglich, überhaupt Engel erschaffen zu können. Insofern könnte es wohl so sein. Hast du dich gefragt, warum er und nicht die anderen vorher?«
    Elena schwieg. Natürlich hatte sie sich bereits diese Frage gestellt, aber sie kam nicht weiter.
    Liz fuhr fort: »Ich finde ihn unangenehm, diesen Raventu. Er ist dreist und ich fürchte den Tag, an dem der Boss ihn in die Welt entlässt.«
    »Es kam mir so vor, als hätte er es gewusst.«
    »Was meinst du?«, fragte Liz und rückte ein Stück näher an Elena heran.
    »Als er während des Ritus dalag, nackt und verletzlich, hatte er keine Angst. Er wirkte, als sei er dort, wo er hinwollte. Tut mir leid, ich drücke mich unpassend aus.«
    »Du hast Angst, weil er keine hat.«
    »Er ist uns einfach überlegen. Bisher waren wir die Schöpfer. Wir haben aus einem zum Tode Verurteilten ein dankbares Wesen erschaffen. Nun liegen die Dinge anders. Waits wollte ein neues Leben beginnen, nur, dass er sein altes nicht dafür geopfert hat.«
    Nach dieser Ausführung saßen Elena und Liz eine Weile schweigend beisammen.
    »Und nun erwartest du dir einen Rat von mir?«, hakte Liz nach.
    Elena nickte.
    »Ich kann dir keinen geben. Du bist die Seelenforscherin, ich die Datensammlerin. Hast du schon mit dem Boss darüber gesprochen?«
    »Sie ist begeistert von unserem Neuzugang. Unmöglich, ihr die negativen Seiten aufzuzeigen. Sie möchte sie nicht sehen.«
    »Dann meide Raventu und mache es beim nächsten Engel besser.«
    Elena streckte die Beine aus. Ihre Knie knackten hörbar unter dem dicken Stoff ihres Rockes.
    »Und nimm mal ein heißes Bad«, ergänzte Liz und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.

    Etliche Tage waren verstrichen, als sich die Gruppe der Okkultisten erneut traf. An diesem Tag war vorgesehen, Richard Sinclair zu verwandeln. Elena hatte in der Nacht davor keinen Schlaf gefunden. Zu grausam waren die Details, die sie vor Augen hatte, zu vieles gab es, das schief gehen konnte.
    Sie legte die Matten auf den Boden des Transformationsraumes und überprüfte zum wiederholten Male die Anschlüsse. Elena hatte Sinclair seit vier Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen. Gerüchte gingen um, dass er sich in einer Zelle im Untergeschoss befand. Elena erinnerte sich mit Grausen an den Ausflug mit Wesley in die unteren Gefilde. Sie hatte nicht gewagt, die Gerüchte zu überprüfen. Der Boss hatte darauf bestanden, Sinclair persönlich vorzubereiten. Alle Gespräche zu führen und sämtlichen Untersuchungen beizuwohnen. Hieß es nicht,

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