Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
Vom Netzwerk:
ballen, um Sophia mit einem Schlag niederzustrecken. Es misslang. Einmal hatte diese Schlange wohl die Wahrheit gesprochen.
    »Solltest du jetzt nicht bei Madame Hazard zu Hause sein und Tee servieren oder ihr die Haare kämmen?«
    »Ich finde dies hier interessanter.«
    Doktor Weisenhardt trat in Amenatos‘ Blickfeld.
    »Während Sie geschlafen haben, hatte ich ausreichend Gelegenheit, mir ein Bild über Ihren Geisteszustand zu machen. Sie sind äußerst renitent und es ist nicht so, dass ich den Boss nicht vor Ihnen gewarnt hätte. Aber es ist ja nichts passiert. Außer, dass die Kinder verschwunden sind. Wofür wir Marcellus im Übrigen zur Rechenschaft ziehen werden.«
    Sophia gab ein zischendes Geräusch von sich. Doktor Weisenhardt wurde verlegen.
    »Hat er mit meiner Gefangennahme zu tun?«, wollte Amenatos wissen.
    »Margaret wäre dann soweit«, teilte der Doktor Sophia mit. »Sie können anfangen.«
    »Ich will wissen, ob er ein Verräter ist!«, schrie Amenatos und scheiterte abermals an seinen schlappen Muskeln. Sophia strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Am liebsten hätte er ihr dafür die Hand abgeschlagen.
    »Fassen Sie mal mit an?«, bat Sophia den Arzt. Gemeinsam schoben sie Amenatos auf der Rollbahre in den Umwandlungsraum.
    Ein süßlicher Geruch hing in der Luft. Rauch brannte in Amenatos‘ Augen. Die Séance-Teilnehmer saßen schweigend und mit entrückten Blicken auf ihren Matten. Einzig Margaret, die ihm auf eine nicht greifbare Art Angst einflößte, maß ihn mit einem überlegenen Lächeln.
    Sie stand leichtfüßig auf, beugte sich über ihn und berührte ihn an Stirn, Wangen und Kinn.
    »Nimm deine widerlichen Finger von mir«, knurrte er.
    Margaret nahm sein Gesicht in beide Hände und sah ihm ernst in die Augen. »Wenn wir mit dir fertig sind, wirst du sie vergessen haben.«
    »Aber dich werde ich nicht vergessen. Und wenn ich mit dir fertig bin, können sie dich gleich nebenan verbrennen.«
    Margaret ließ seinen Kopf los. Hart prallte Amenatos mit der Wange auf das Metall.
    »Doktor Weisenhardt, injizieren Sie ihm jetzt das Präparat. Wir sind soweit.«
    Amenatos sah, wie Doktor Weisenhardt eine Ampulle in die Dampfspritze einlegte und die Mündung gegen seinen Oberarm drückte. Dank des Lähmungsgifts hörte er nur das Zischen, als der Kolben mit Druck nach unten befördert wurde, spürte den Einstich jedoch nicht. Die Zeit schien mit einem Mal langsamer abzulaufen. Doktor Weisenhardt maß seinen Puls und nickte zufrieden.
    Monotoner Gesang der Gruppe wiegte Amenatos in einen Dämmerzustand. Er dachte an Elena. Entsetzt stellte er fest, wie die Konturen ihres Gesichts an Schärfe verloren.
    Nein, Elena, schrie er innerlich. Das darf nicht geschehen. Ich will dich nicht vergessen. Ich brauche einen Anker.
    Panisch rief er sich ihr Liebesspiel in Erinnerung, versuchte Elenas Duft in einem verschlossenen Winkel seiner Erinnerung zu konservieren.
    Dann war ihm, als fiele er in einen bunten Strudel. Der Sog riss ihn mit, ergriff Besitz von seinem Geist. Drang in ihn ein und wirbelte alles durcheinander.
    Amenatos träumte. Er schlief mit Sophia in Madame Hazards Haus. Obgleich sie sich sehr fantasievoll anstellte, fühlte er sich leer und einsam. Seine Seele schrie nach etwas, nach jemandem, aber er wusste nicht wonach oder nach wem. Sophia war allgegenwärtig, sie war an seiner Seite, fing ihn auf. Sie war gut zu ihm, brachte ihm Frühstück ans Bett und heiterte ihn mit Anekdoten auf. Schneegestöber sah er, als er aus dem Fenster blickte. Kurz darauf blühten die Bäume, dann fiel Laub. Amenatos entdeckte eine Möglichkeit, seine innere Leere zu füllen. Er begann wieder zu töten. Dadurch erhielt sein Leben einen Sinn. Madame Hazard und Sophia gaben ihm eine Identität, ein Zuhause. Er vermisste nichts. Alles war gut.
    »Was war das?«, fragte er.
    »Ein Blick in die Zukunft«, antwortete Sophia und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Du hast unsere Zukunft gesehen.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    Amenatos wurde bewusst, dass Sophia und er nicht allein waren. Er lag in einem merkwürdigen Raum, der süßliche Geruch stach in seine Nase. »Bin ich krank?«
    »Du warst es. Aber nun bist du wieder gesund.«
    »Lass uns nach Hause gehen«, bat er.
    Sophia nahm seine Hand. »Das werden wir, nachdem du dich ausgeruht hast.«
    »Was ist mit denen?«
    »Deine Heilung hat sie ausgelaugt.«
    Er sah sich die Personen auf den Matten an. Eine Frau

Weitere Kostenlose Bücher