Im Bann Der Herzen
sie und sonnte sich in der Wärme seines Lächelns, im Wissen um geteilte Leidenschaft. »Ich weiß.«
»Hereinspaziert, liebe Contessa, nur herein«, drängte Lord Duncan, der im Eingang den Schnee von den Schuhen trat. »Wir hätten uns gar nicht ins Freie wagen sollen. Ich wusste ja, dass es schneien würde. Geben Sie mir Ihren Mantel, Miss della Luca, und gehen Sie ans Feuer. Sie sehen total erfroren aus.«
Laura wirkte tatsächlich erfroren - weiß und noch spitzer als sonst, mit bläulichen Lippen. »Die Kälte bin ich nicht gewohnt, Lord Duncan«, erklärte sie übertrieben zitternd. »Das Klima hier ist wirklich brutal.«
»Völlig unzivilisiert«, stimmte Chastity zu. »Kommen Sie ans Feuer. Ich bringe Ihnen Kaffee oder etwas anderes, das Sie wärmt.«
»Whiskey«, verkündete Lord Duncan. »Das einzig Wahre ... Nichts kann sich mit ihm messen.«
Laura verzog den Mund zu einem angewiderten Schmollen. »Danke, Lord Duncan, aber ich rühre scharfe Getränke nicht an.«
Seine Lordschaft, verblüfft ob dieser Erklärung, überging diese Absonderlichkeit dezent und wandte sich an die Contessa. »Sie, meine Liebe, trinken sicher ein Gläschen mit mir. Ich will es gleich holen. Sie auch, Farrell! Sie können einen Whiskey gebrauchen.« Ohne auf Antwort zu warten, enteilte er in die Bibliothek und zu den Karaffen.
»Möchten Sie Kaffee, Laura?«, fragte Chastity, der die junge Frau Leid tat, da sie wirklich erfroren und elend aussah. »Oder vielleicht warme Milch oder heiße Schokolade.«
»Kaffee, vielen Dank.« Laura seufzte. »Natürlich versteht sich niemand so darauf, Kaffee zu machen wie die Italiener.«
Chastity rollte die Augen himmelwärts und erhaschte den Schimmer eines unverkennbar spöttischen Lächelns von Douglas Farrell. Jetzt fing dieser Unsinn wieder an. »Wir tun unser Bestes, Laura«, sagte sie. »Ich werde dafür sorgen, dass man den Kaffee für Sie besonders stark macht. Gehen Sie doch in den Salon, dort zieht es weniger als in der Halle. Douglas, würden Sie Laura und die Contessa an den Kamin im Salon begleiten? Oder haben Sie gar ein Mittel gegen Erkältung zur Hand?«
»Es gibt nichts, was gegen Erkältung schützt«, gab Douglas ein wenig brüsk zurück. »Ich habe etwas dabei, das die Symptome lindert. Aber ich glaube gar nicht, dass Sie sich erkältet haben. Ein warmes Feuer und eine Tasse Kaffee werden Sie wieder aufbauen.« Douglas, der eine halbe Stunde lang Lauras unausgesetzte Klagen über das barbarische englische Landleben und die englische Gastfreundschaft im Allgemeinen über sich ergehen hatte lassen, bot ihr einen Arm, reichte den anderen ihrer Mutter und geleitete sie in den Salon.
Constance kam die Treppe herunter, als Chastity mit einem Kaffeetablett aus der Küche auftauchte. »Ich holte ihn selbst«, erklärte Chastity. »Alle sind beschäftigt. Die Küche ähnelt einem wahren Inferno - überall dampfende Töpfe und spritzendes Fett.«
Constance nickte verständnisvoll. »Der Schal ist herrlich, Chas. Auch die Perlen. Die kenne ich noch gar nicht.«
»Nein.« Chastity ging mit dem Tablett zur Salontür. »Ein Weihnachtsgeschenk.«
»Ach«, sagte Constance mit verständnisinnigem Lächeln. »Von wem denn?«
»Zerbrich dir nur nicht zu sehr den Kopf«, konterte ihre Schwester und betrat den Salon. »Kaffee, Laura ... hoffentlich nach Ihrem Geschmack ... ich habe ihn selbst gekocht.« Sie stellte das Tablett auf einen niedrigen Tisch. »Zucker? Sicher hilft er gegen Erkältung.«
»Nur ein Stück«, bat die Dame matt aus einem Armsessel heraus, der so nahe am Feuer stand, dass sie mit ihm ans Kamingitter stieß. »Und einen Hauch Sahne.«
Chastity goss Kaffee ein und reichte ihr die Tasse. »Douglas, möchten Sie auch Kaffee?«
»Nein, ich warte auf den Whiskey, danke.«
»Ach, das höre ich gern«, erklärte Lord Duncan von der Tür her. In einer Hand trug er eine Karaffe, in der anderen hielt er mit den Fingern drei geschliffene Gläser. »Constance, meine Liebe, möchtest du Whiskey?«
Seine Älteste schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Es ist noch zu früh für mich, außerdem habe ich keinen Spaziergang in der Kälte als Entschuldigung hinter mir. Ich nehme Kaffee.«
Das Zuschlagen der Haustür und ein wachsendes Crescendo an Stimmen kündigte die Rückkehr der Kirchgänger an. Sarah hüpfte ihren Eltern voran in den Salon. Ihre Wangen glühten vor Kälte, Schneeflocken hafteten an Hütchen und Schal. »Weiße Weihnachten«, rief sie aus und
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